Erschienen in:
01.07.2009 | Originalien
Psychopathologische Aspekte des „Raptus melancholicus“
verfasst von:
Prof. Dr. R. Erkwoh, G. Huber
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 7/2009
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Im klinischen Sprachgebrauch wie auch im wissenschaftlichen Diskurs der Gegenwart zur Rarität ausgedünnt, wenn nicht zum Schlagwort verkümmert, zehrt der Ausdruck „Raptus melancholicus“ vor allem von zwar vereinzelten, jedoch desto eindrücklicheren Beschreibungen persönlicher Erfahrungen der Autoren der älteren Psychiatrie. Die im klinischen wie im forensischen Kontext wiederholt betonte Gefährlichkeit dieses Phänomens für Suizidhandlungen wird durch seine Seltenheit kaum abgemildert. Das in der Beziehung dieses abrupten, als unvorhersehbar beschriebenen Ereignisses zur depressiven Erkrankung mit ihren sonst verlangsamten psychischen Abläufen gelegene Paradox verlangt eine psychopathologische Betrachtung, zumal eine einheitliche Definition wie Angaben über Häufigkeit und Verbreitung vermisst werden. Die Beachtung forensischer Gesichtspunkte sollte jedoch davor warnen, den Raptus melancholicus als Rarität zu verkennen.