Erschienen in:
30.08.2019 | Rektusdiastase | Übersichten
Präoperative Konditionierung und operative Strategien zur Therapie komplexer Bauchwandhernien
verfasst von:
G. Köhler, MD
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Die erfolgreiche Therapie komplexer Bauchwandhernien erfordert ein integratives, individualisiertes und ggf. interdisziplinäres Behandlungskonzept. Aufgrund des hohen abdominellen sowie kardiopulmonalen Komplikationspotenzials sollte die Betreuung an spezialisierten Zentren mit entsprechender Erfahrung und Expertise erfolgen. Neben der Prähabilitation und Optimierung hernienspezifischer Risikofaktoren und beeinflussbarer Komorbiditäten spielt die präoperative Konditionierung vor komplexen Bauchwandchirurgischen Eingriffen eine zunehmend wichtige Rolle. Die Bariatrische Chirurgie zur Gewichtsreduktion ist ebenso Teil dieser Strategien wie die Applikation von Botulinumtoxin A in die laterale Bauchwand zur Dehnung der Muskulatur und Vergrößerung des Rumpfdurchmessers. Das präoperative progressive Pneumoperitoneum hat seine Indikation bei massiven Eviszerationen, erleichtert die Reposition der Eingeweide und bewirkt über Tage präoperativ die langsame Adaptation des Patienten an die postoperativ geänderten Druckverhältnisse. In operativ-technischer Hinsicht sollte der Grundsatz gelten: „Netzverstärkung kommt vor Defektüberbrückung“. Das heißt, der morphologiegerechten und funktionellen Restauration der myofaszikulären Bauchwand mit Netzaugmentation ist gegenüber Verfahren, bei denen ein Bauchwanddefekt lediglich netzbasiert überbrückt wird, der Vorzug zu geben. Die retromuskuläre/präperitoneale Netzverstärkung im Sinne der „Sublay-Technik“ ist Goldstandard. Selbige kann zu anterioren oder posterioren Komponentenseparationen erweitert werden, um eine Spannungsreduktion zur Mittellinie und/oder eine Erweiterung des Implantatlagers zu erreichen