Erschienen in:
01.06.2011 | Neues aus der Forschung
Schmerzwörter aktivieren schmerzverarbeitende Hirnareale
verfasst von:
Dipl.-Psych. M. Richter, W. Miltner, T. Weiss
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 3/2011
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Zusammenfassung
Vorhergehende Studien deuteten darauf hin, dass Areale der neuronalen Schmerzmatrix während der Verarbeitung von schmerzbezogenen Hinweisreizen aus der Umwelt, z. B. schmerzbezogene Bilder oder Wörter, aktiviert werden. Dennoch war bisher unklar, ob diese Aktivierungen spezifisch für die schmerzrelevante inhaltliche Bedeutung dieser Stimuli sind oder ob sie nur einen generellen Effekt negativer emotionaler Valenz oder eines erhöhten „arousal“ abbilden. Die vorliegende Studie ging dieser Frage nach, indem die neuronalen Mechanismen der Verarbeitung von schmerzbezogenen, negativen (nicht schmerzbezogenen), positiven und neutralen Wörtern untersucht wurden. Wenn die Probanden instruiert wurden, sich eine Situation vorzustellen, die mit dem präsentierten Wort einhergeht (Imaginationsaufgabe), fanden wir erhöhte Aktivierungen im dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) und im inferioren Parietalkortex (IFC) bei der Verarbeitung von Schmerzwörtern im Vergleich zu den anderen Wortkategorien. Wenn die Aufmerksamkeit auf eine ablenkende Aufgabe gerichtet war (Distraktionsaufgabe), fanden wir eine reduzierte Aktivierung im dorsalen anterioren Cingulum (dACC) und eine relative Erhöhung der Aktivierung im subgenualen anterioren Cingulum (sACC) bei der Verarbeitung von Schmerzwörtern im Vergleich zu den anderen Wortkategorien. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede in der Verarbeitung schmerzbezogener im Vergleich zu nicht schmerzbezogenen Reizen auf die inhaltliche Bedeutung der Wörter und nicht allein auf die emotionale Bedeutung oder das „arousal“ (Erregbarkeit) zurückzuführen sind. Weiterhin konnten wir zeigen, dass die spezifischen Aktivierungen bei schmerzassoziierten Wörtern wesentlich von den aufmerksamkeitsbezogenen Anforderungen der Aktivierungsaufgabe abhängig sind.