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Erschienen in: Der Schmerz 3/2018

16.04.2018 | Hypnose in der Zahnmedizin | Originalien

„Selbsthypnosetraining“ bei chronischen stationären Schmerzpatienten

Eine retrolektive Beobachtungsstudie

verfasst von: Peter C. Keil, MD, Nicole Lindenberg, Christoph L. Lassen, MD, Bernhard M. Graf, MD, PhD, Jens Meier, MD, PhD, Christoph H. Wiese, MD, PhD

Erschienen in: Der Schmerz | Ausgabe 3/2018

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Hypnose stellt ein sehr altes und effektives Heilverfahren dar. In den letzten Jahrzehnten war die moderne Hypnose vor allem eine Domäne der Psychotherapie. Jedoch gewinnt die Hypnose als therapeutisches Verfahren in der Medizin wieder zunehmend an Bedeutung. Hypnose kann bei einer Vielzahl von medizinischen Indikationen eingesetzt werden. In der Literatur finden sich zahlreiche Beweise für ihre Wirksamkeit. Ziel war es, die Effektivität der Hypnose in der stationären Therapie chronischer Schmerzpatienten aufzuzeigen und ein Selbsthypnoseprogramm darzustellen, welches gut in die Schmerztherapie integriert werden kann.

Methodik

Eingeschlossen wurden alle stationären chronischen Schmerzpatienten von Oktober 2012 bis April 2013 (Gruppe 1: Nichthypnosegruppe; Gruppe 2: Hypnosegruppe). Für die Gruppe 2 wurde ein Protokoll für Hypnosetherapie zusätzlich zum standardisierten schmerztherapeutischen Programm integriert. Das Hauptziel der Hypnosetherapie war vor allem ein Selbsthypnosetraining, damit eine häusliche weitere Umsetzung gewährleistet werden konnte. Mittels standardisierter Testverfahren (u. a. Gesundheitsfragebogen für Patienten [PHQ-9], Pain Disability Index [PDI], Generalized Anxiety Disorder [GAD-7] und numerische Rating-Skalen [NRS] zum Schmerz und allgemeinen Wohlbefinden) wurden die Daten vor und nach der Schmerztherapie ausgewertet.

Ergebnisse

Die prä- und poststationären standardisierten Testverfahren von 30 chronischen Schmerzpatienten konnten ausgewertet werden (17 Patienten ohne Hypnose, 13 Patienten mit Hypnose). Die Hauptdiagnose nach ICD-10 war bei allen Patienten „chronische Schmerzerkrankung“ (F45.41) mit einem MPSS-Stadium III. Der PDI war in der Hypnosegruppe signifikant gebessert (p = 0,019). Die weiteren Items zeigten alle einen Trend zur Besserung in der Hypnosegruppe (Ausnahme GAD-7) ohne eine statistische Signifikanz (p > 0,05).

Diskussion

Die vorliegende Arbeit konnte in einem ersten kleinen Patientenkollektiv zeigen, dass die Integration der modernen Hypnosetherapie in die Behandlung von chronischen Schmerzpatienten im stationären Setting ein weiterer sinnvoller therapeutischer Aspekt sein kann. Insbesondere die Anleitung zum Erlernen selbstständig durchzuführender Hypnosetechniken erscheint aufgrund der begrenzten stationären Zeit sinnvoll zu sein. Es bedarf weiterer Untersuchungen, um diese ersten Ergebnisse zu unterstützen.
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Metadaten
Titel
„Selbsthypnosetraining“ bei chronischen stationären Schmerzpatienten
Eine retrolektive Beobachtungsstudie
verfasst von
Peter C. Keil, MD
Nicole Lindenberg
Christoph L. Lassen, MD
Bernhard M. Graf, MD, PhD
Jens Meier, MD, PhD
Christoph H. Wiese, MD, PhD
Publikationsdatum
16.04.2018
Verlag
Springer Medizin
Erschienen in
Der Schmerz / Ausgabe 3/2018
Print ISSN: 0932-433X
Elektronische ISSN: 1432-2129
DOI
https://doi.org/10.1007/s00482-018-0292-8

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