Erschienen in:
01.11.2012 | Medizin aktuell
Suizidalität von Medizinstudierenden
Fallserie
verfasst von:
L. Kamski, E. Frank, Prof. Dr. V. Wenzel, M.Sc., FERC
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 11/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Suizidrate von Ärzten und Ärztinnen ist bis zu 3-mal resp. bis zu 5-mal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. In den USA gibt es sehr detaillierte Untersuchungen zu Suiziden von Medizinstudierenden; entsprechende aktuelle Berichte aus dem deutschsprachigen Raum fehlen.
Methoden
Die Suizide von Medizinstudierenden im deutschsprachigen Raum wurden mithilfe der Medline- und der Google-Suchmaschine recherchiert sowie Anfragen bei diversen Versicherungen, Institutionen, statistischen Ämtern und führenden Wissenschaftlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Anschließend wurden Recherchen über die Inzidenz von Suiziden von Medizinstudierenden an der Medizinischen Universität Innsbruck erhoben.
Ergebnisse
In Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum werden einzelne Suizide von Medizinstudierenden erwähnt; aktuelle Statistiken gibt es aber nicht. Zwischen 2006 und 2011 gab es in Tirol 14 polizeilich registrierte Suizide von Studierenden aller Studienrichtungen. Gemäß den Recherchen haben sich zwischen Juni 2007 und Juni 2012 insgesamt 6 Medizinstudierende an der Medizinischen Universität Innsbruck (Rate 36/100.000) das Leben genommen.
Schlussfolgerung
Das Suizidrisiko von Medizinstudierenden an der Medizinischen Universität Innsbruck erscheint erhöht. Wegen fehlender Vergleichsdaten kann nicht beurteilt werden, ob die Beobachtung auf andere Universitäten übertragen werden kann. Offenbar ist es nicht ein einzelnes spezielles Ereignis, das Medizinstudierende zum Suizid bewegt, sondern ein Konstrukt aus individuellen Risikofaktoren und der Umwelt. Allerdings erhält diese Problematik nicht die notwendige Aufmerksamkeit.