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Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 9/2016

04.08.2016 | Sucht | Leitthema

Teilhabeeinschränkungen bei Suchterkrankungen

Erfassung durch Screening- und Assessment-Verfahren

verfasst von: Diplom-Psychologin Maren Spies, Catherine Maschler, Angela Buchholz

Erschienen in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz | Ausgabe 9/2016

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Zusammenfassung

Hintergrund

Suchterkrankungen können zu wesentlichen Teilhabeeinschränkungen führen. Es ist jedoch noch nicht bekannt, inwieweit die in der Suchthilfe etablierten Assessment-Verfahren die Erfassung von Teilhabestörungen ermöglichen. Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) bietet einen Bezugsrahmen zum Vergleich von Messinstrumenten.

Fragestellung

Im vorliegenden Beitrag wurde untersucht, zu welchem Anteil die in der deutschen Suchthilfe angewendeten Assessment-Instrumente Teilhabeeinschränkungen im Sinne der ICF erfassen.

Methode

Im Sommer 2015 wurden mithilfe eines Onlinefragebogens Suchthilfeeinrichtungen in Deutschland querschnittlich befragt. Die Rekrutierung erfolgte über E‑Mail-Verteiler der Suchtfachgesellschaften. In der Befragung gaben die Teilnehmer für eine Auswahl gängiger Assessment-Verfahren aus der Suchthilfe an, ob diese in der entsprechenden Einrichtung eingesetzt werden. Anschließend wurden die am häufigsten genannten Assessments auf Kapitelebene zu Inhalten der ICF verlinkt.

Ergebnisse

An der Befragung nahmen N = 177 Personen teil. Die meisten Teilnehmer arbeiteten in der medizinischen Rehabilitation (n = 97; 61 %) oder in der Suchtberatung (n = 44; 28 %). Dabei wurden 12 Assessments von mehr als 10 % der Teilnehmer benannt. In der Auswertung ergaben sich 491 sog. „meaningful concepts“, die zu ICF-Komponenten verlinkt werden konnten. Von diesen wurden 95 (16 %) zur Komponente Aktivitäten und Teilhabe zugeordnet.

Schlussfolgerungen

Assessments, die in der Suchthilfe eingesetzt werden, beinhalten Aspekte aus der ICF-Komponente Aktivitäten und Teilhabe. Die Eignung dieser Assessments für die Erfassung von Teilhabeeinschränkungen ist damit allerdings noch nicht sichergestellt.
Fußnoten
1
Da es einige Abbrüche bei der Beantwortung des Onlinefragebogens gab, variiert die Teilnehmerzahl zwischen den Abschnitten bzw. zwischen einzelnen Fragen. Die Prozentangaben beziehen sich auf die Gesamtheit der Teilnehmer, die die jeweilige Frage beantwortet hat. Das N ist jeweils mit angegeben.
 
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Metadaten
Titel
Teilhabeeinschränkungen bei Suchterkrankungen
Erfassung durch Screening- und Assessment-Verfahren
verfasst von
Diplom-Psychologin Maren Spies
Catherine Maschler
Angela Buchholz
Publikationsdatum
04.08.2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Schlagwörter
Sucht
Sucht
Erschienen in
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz / Ausgabe 9/2016
Print ISSN: 1436-9990
Elektronische ISSN: 1437-1588
DOI
https://doi.org/10.1007/s00103-016-2406-8

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