Erschienen in:
01.04.2013 | Originalien
Ursachen, patientenspezifische Risikofaktoren und prognostische Indikatoren bei akuter gastrointestinaler Blutung und intensivmedizinischer Therapieindikation
Eine retrospektive Untersuchung der Jahre 1999–2010
verfasst von:
A. Koch, L. Buendgens, H. Dückers, J. Bruensing, M. Matthes, J. Kunze, H.H. Lutz, T. Luedde, J.J.W. Tischendorf, C. Trautwein, Prof. Dr. Dr. F. Tacke
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Gastrointestinale Blutungen (GIB) stellen bei zunehmend älteren Patienten mit schweren Komorbiditäten und aggressiven thrombozytenhemmenden oder antikoagulatorischen Therapien ein häufiges Problem dar. Risikofaktoren und prognostische Indikatoren für schwere GIB, die eine intensivmedizinische Behandlung erfordern, sind unzureichend evaluiert.
Methode
Retrospektive Analyse aller 7376 Patienten der gastroenterologisch-internistischen Intensivstation des Universitätsklinikums Aachen zwischen 1999 und 2010.
Ergebnisse
Wegen akuter GIB wurden 614 Patienten auf die Intensivstation aufgenommen, 463 (75%) von ihnen mit oberer (OGIB) und 151 (25%) mit unterer GIB (UGIB). Die OGIB hatte trotz frühzeitiger endoskopischer Intervention und supportiver intensivmedizinischer Maßnahmen ein relevantes Letalitätsrisiko von 16%, wohingegen UGIB im intensivmedizinischen Setting eine signifikant günstigere Prognose (Letalität <5%) aufwiesen. Entscheidende Risikofaktoren für die Letalität bei akuter OGIB waren hämodynamische Instabilität, Organversagen, Komorbiditäten (v. a. Leberzirrhose) und Reblutung. 218 Patienten (36%) erhielten eine Thrombozytenaggregationshemmung oder Antikoagulation, die jedoch einen protektiven Einfluss auf die Letalität der OGIB hatte. Erhöhte Laktatwerte am Aufnahmetag sagten bei OGIB das Letalitätsrisiko genauer vorher als etablierte Prognoseindikatoren, wie der Rockall- oder der Glasgow-Blatchford-Score.
Schlussfolgerungen
Trotz erfolgreicher endoskopischer Intervention hat gerade die schwere akute OGIB weiterhin eine relevante Letalität von 16% auf der Intensivstation, die vor allem durch Kreislaufdepression, Organdysfunktion und Komorbiditäten determiniert wird. Das Laktat am Aufnahmetag ist ein vielversprechender Prognosemarker für diese Patienten.