Erschienen in:
01.08.2014 | Originalien
Vergleich zweier Screening-Fragebogen für Patienten mit Rückenschmerzen
Erfassung von Risikofaktoren für eine Chronifizierung
verfasst von:
PD Dr. Dr. C.O. Schmidt, G. Lindena, M. Pfingsten, T. Kohlmann, J.-F. Chenot
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 4/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Erfassung psychosozialer Risikofaktoren („yellow flags“) für die Chronifizierung von Rückenschmerzen wird in Leitlinien empfohlen. Sie können mit Fragebogen systematisch erfasst werden.
Ziel
Ziel der Studie war es, die prognostische Qualität zweier Screening-Fragebogen zu vergleichen.
Material und Methoden
An einer prospektiven Beobachtungsstudie nahmen 241 Rückenschmerzpatienten aus 9 allgemeinärztlichen Praxen, 4 orthopädischen Praxen und 2 schmerztherapeutischen Einrichtungen teil. Verglichen wurden der Örebro Musculoskeletal Pain Questionnaire (ÖMSPQ) und der Heidelberger Kurzfragebogen (HKF-R10), die bei Studieneinschluss in der Praxis ausgefüllt wurden. Nach 3 Monaten erfolgte eine postalische Nachbefragung. Klinische Endpunkte waren Schmerzintensität, Funktionsbeeinträchtigung sowie Folgekonsultationen.
Ergebnisse
Der HKF-R10 hat eine Sensitivität von 81–88 % für die Prognose der Endpunkte für Chronifizierung, während die Spezifität mit 37–47 % deutlich niedriger liegt. Der ÖMSPQ weist ein gegensätzliches Muster mit einer geringen Sensitivität von 50–58 %, aber höheren Spezifität von 77–80 % auf. Bei bereits initial als chronifiziert eingestuften Patienten (n = 81), wenn die Fragebogen eher diagnostisch eingesetzt wurden, war die Sensitivität beider Fragebogen höher, während die Spezifität sank. Einzelne Items, wie die subjektive Prognose, zeigen in Bezug auf einige Endpunkte eine bessere Vorhersage als die Screening-Fragebogen.
Diskussion
Die untersuchten Screening-Fragebogen zum Chronifizierungsrisiko von Rückenschmerz haben für einen ungezielten Einsatz in der ambulanten Versorgung eine unzureichende diagnostische und prognostische Qualität. Weitere Studien zur Instrumentenentwicklung und zum gezielten Einsatz von Screening-Fragebogen zur Therapiesteuerung sind notwendig.