Erschienen in:
25.10.2018 | Originalien
Verlauf und Komplikationen des GHB-Entzuges: eine 1‑Jahres-Fallserie
verfasst von:
PD Dr. Peter Neu
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Gamma-Hydroxybutyrat (GHB) und seine Vorstufen sind abhängig machende Substanzen, die sich in der Party- und Clubszene zunehmender Beliebtheit erfreuen. Unsere klinischen Kenntnisse über diese Substanzen sind jedoch gering. Die Nachweisbarkeit im Labor ist sehr schwierig, es gibt nur sehr wenige Studien zu Häufigkeit, Verlauf, Komplikationen und Behandlungsansätzen.
Ziele der Arbeit
Mit der vorliegenden Arbeit sollen Erkenntnisse über den klinischen Verlauf und die Komplikationen des qualifizierten GHB-Entzuges gesammelt und ausgewertet werden, um neue Ansätze für das klinische Management aufzuzeigen.
Material und Methoden
Es wurde eine retrospektive Auswertung der Krankengeschichten aller qualifizierten GHB-Entzüge des Jahres 2017 durchgeführt, die in der Klinik für Suchtmedizin des Jüdischen Krankenhauses Berlin (JKB) erfolgten. Als Vergleichspopulation diente eine prospektive Studie über alle Suchterkrankungen, die im Jahr 2012 in demselben Krankenhaus behandelt wurden.
Ergebnisse
Im Jahr 2017 wurden 18 qualifizierte GHB-Entzüge im JKB durchgeführt. Dies entspricht einer 1‑Jahres-Prävalenz von 2,28 % bezogen auf alle Suchterkrankungen dieses Jahres. Die Hälfte der Patienten wurde einmal während der Entgiftung intensivpflichtig, gut ein Viertel entwickelte ein Entzugsdelir. 42 % der Patienten brachen die Behandlung vorzeitig gegen ärztlichen Rat ab.
Diskussion
Die Entzugsbehandlung von GHB ist im Vergleich zu anderen Suchtstoffen besonders komplikationsreich und potenziell vital bedrohlich, die Rate an intensivpflichtigen Patienten und auftretenden Entzugsdelirien sehr hoch. Die Entzüge sollten daher nur in Kliniken mit vorhandener Intensivstation erfolgen. Dringend erforderlich sind weitere Studien mit dem Ziel, die Komplikationsrate des GHB-Entzuges zu verringern und die Behandlungscompliance zu erhöhen.