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Erschienen in: Rechtsmedizin 2/2005

01.04.2005 | Originalarbeit

Was sind eigentlich Opferinteressen?

verfasst von: Prof. Dr. J. P. Reemtsma

Erschienen in: Rechtsmedizin | Ausgabe 2/2005

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Zusammenfassung

Die Anerkennung der Strafbarkeit einer Tat bedeutet die Anerkennung, dass Unrecht geschehen ist. Ein Opfer hat nicht Pech gehabt; es ist nicht von einem herunterfallenden Ast getroffen worden. Ein Opfer hat nicht nur Schaden erlitten, sondern ihm ist Unrecht geschehen. Das Interesse des Opfers an der Bestätigung dieses Unrechts und das Interesse der Öffentlichkeit, dass festgestellt wird, dass eine Norm verletzt wurde, und dass diese Norm trotz dieser Verletzung gilt, konvergieren. Hieraus ergibt sich der Zusammenklang von Opferinteressen und öffentlichen Interessen. Opferinteressen finden aber dort ihre Grenze, wo das öffentliche Interesse an der Objektivität der Strafverfahren und an der Angemessenheit der Kompensationen mit den Wünschen der Opfer kollidiert. Die individuelle Sicht des Opfers auf die Tat muss in das Strafverfahren eingebracht werden. Ein Schritt in diese Richtung ist die vom Weißen Ring immer wieder geforderte und nun eingetretene Neuregelung des Adhäsionsverfahrens, durch die in Zukunft Schmerzensgeldansprüche des Opfers im Strafverfahren gegen den Täter mitentschieden werden müssen.
Fußnoten
1
Einige der in diesem Vortrag nur angesprochenen Themen werden in diesem Buch ausführlicher erörtert.
 
2
Oder (unschuldig) Angeklagte — oder überführte Täter.
 
3
Zum Thema Rache/Strafe/Opferinteressen etc. s. Hassmer u. Reemtsma [1].
 
4
Für Juristen vom Fach ein Hinweis: theoretisch von hoher Bedeutung für die Zurechnungsproblematik und die Lehre vom Rechtsgut.
 
5
Und der leider auch in dem erwähnten Buch [1] nicht so pointiert worden ist. Man denkt eben weiter.
 
Literatur
1.
Zurück zum Zitat Hassmer W, Reemtsma JP (2002) Verbrechensopfer. Gesetz und Gerechtigkeit. Beck, München Hassmer W, Reemtsma JP (2002) Verbrechensopfer. Gesetz und Gerechtigkeit. Beck, München
Metadaten
Titel
Was sind eigentlich Opferinteressen?
verfasst von
Prof. Dr. J. P. Reemtsma
Publikationsdatum
01.04.2005
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Rechtsmedizin / Ausgabe 2/2005
Print ISSN: 0937-9819
Elektronische ISSN: 1434-5196
DOI
https://doi.org/10.1007/s00194-005-0311-9

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