Erschienen in:
01.06.2014 | Leitthema
Akute Nierenfunktionsstörung im perioperativen Umfeld
verfasst von:
Prof. Dr. D. Kindgen-Milles
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Akute Nierenfunktionsstörungen („acute kidney injury“, AKI) sind im perioperativen Bereich mit einer hohen Morbidität und Letalität verbunden und erhöhen im Langzeitverlauf das Risiko für eine chronische Niereninsuffizienz. Die wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen sind die präoperative Identifizierung von Risikopatienten, die perioperative Vermeidung von nephrotoxischen Medikamenten sowie eine frühe und zielgerichtete hämodynamische Stabilisierung. Die Hauptursachen für eine perioperative AKI sind schwere Sepsis und septischer Schock, Volumenmangelzustände sowie kardiales Versagen.
Mögliche Nierenersatzverfahren
Die Wahl des Nierenersatzverfahrens kann unter Berücksichtigung der lokalen Ressourcen erfolgen. Allerdings sind operative Patienten häufig pulmonal und hämodynamisch instabil, sodass auch unter Berücksichtigung der oft erheblichen Volumenverschiebungen kontinuierliche Verfahren vorteilhaft sind. Wenn Patienten regelhaft zu Revisionseingriffen in den Operationssaal verbracht werden müssen, können prolongierte Dialyseverfahren („slow-extended daily dialysis“, SLEDD) in Form einer 8–12 h dauernden Behandlung logistisch sinnvoll sein. Für die besonders blutungsgefährdeten chirurgischen Patienten kann mit der regionalen Zitratantikoagulation das Blutungsrisiko und der Transfusionsbedarf signifikant reduziert werden.
Ausblick
Eine aktuelle Metaanalyse legt nahe, dass bei chirurgischen Patienten ein früher Behandlungsbeginn die Letalität senkt. Bei speziellen chirurgischen Krankheitsbildern, wie z. B. dem akuten Aortenverschluss (Leriche-Syndom), sind Patienten oft schon intraoperativ nach Wiedereröffnung der verschlossenen Strombahn durch eine hochgradige metabolische Acidose sowie bedrohliche Hyperkaliämien gefährdet. Hier kann mit mobilen Tanknierensystemen bereits intraoperativ eine hocheffektive Dialyse sicher durchgeführt werden.