Erschienen in:
14.12.2023 | Assistierter Suizid | Originalien
Assistierte Suizide in München – Rolle der Sterbehilfeorganisationen und der beteiligten Ärzte
verfasst von:
PD Dr. med. habil. S. Gleich, O. Peschel, M. Graw, B. Schäffer
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 1/2024
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Autoren hatten in einer vorangehenden Publikation erste Daten zu assistierten Suiziden (AS) in München vorgestellt. Ergänzend werden nun die Rahmenbedingungen von AS untersucht.
Methode
Es wurden die Todesbescheinigungen aller Personen analysiert, die vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2022 in München verstarben, ebenso staatsanwaltschaftliche Akten, Obduktionsberichte und toxikologische Gutachten aller AS. Nach der standardisierten Dateneingabe wurden die Daten anonymisiert und deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse
Es wurden 37 AS identifiziert; bei 36 AS waren Sterbehilfeorganisationen beteiligt. Eine Entbindung des assistierenden Arztes von seiner Hilfspflicht bei Eintritt von Bewusstlosigkeit, Freitoderklärung sowie Gutachten zur Freiverantwortlichkeit des Suizidenten lagen nahezu vollständig vor. In 17 Fällen lagen Gutachten, Assistenz und Leichenschau jeweils in Händen eines einzigen Arztes. Bei 6 dieser Fälle waren psychiatrische Diagnosen dokumentiert, keiner der begutachtenden Ärzte war jedoch Facharzt für Psychiatrie.
Diskussion
Es können weitere Daten aus einer deutschen Großstadt zu Rahmenbedingungen des AS vorgelegt werden. Die Tätigkeit der Suizidassistenz liegt bei knapp der Hälfte der Fälle in der Hand eines einzigen Arztes. Bislang existieren nach Einschätzung der Autoren keine ausreichenden Schutzkonzepte für die vulnerable Klientel.