Erschienen in:
01.06.2010 | Originalien
Befragung schmerztherapeutisch interessierter Ärzte zum Umgang mit Opioiden
verfasst von:
Dr. M. Pflughaupt, R. Scharnagel, G. Goßrau, U. Kaiser, T. Koch, R. Sabatowski
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 3/2010
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Zusammenfassung
Einleitung
Trotz nachgewiesener Wirksamkeit von Opioiden und vorhandener Therapieempfehlungen für deren Einsatz bei verschiedenen Schmerzarten ist immer wieder von einer Unterversorgung mit Opioidanalgetika berichtet worden. Als mögliche Ursachen wurden dabei die zurückhaltende Verordnung von Opioiden durch die behandelnden Ärzte aufgrund mangelnder Kenntnis und unbegründeter Vorurteile bei der Therapie mit Opioiden sowie die Reglementierungen des Betäubungsmittelverkehrs genannt. Vor diesem Hintergrund sollten in einer Stichprobe schmerztherapieinteressierter deutscher Ärzte der Kenntnisstand und die persönlichen Einstellungen hinsichtlich des Umgangs mit Opioiden untersucht werden.
Methodik
Es wurde eine fragebogenbasierte anonyme Erhebung unter Teilnehmern des Kurses Spezielle Schmerztherapie durchgeführt.
Ergebnisse
Bei einer Rücklaufquote von 226 Fragebögen (57%) zeigten sich erhebliche Kenntnislücken bei Therapiegrundsätzen wie der Indikationsstellung und den WHO-Empfehlungen zur Tumorschmerztherapie, im Bereich der praxisrelevanten Opioidpharmakologie und bei den Bestimmungen der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung. Bei vielen Ärzten zeigte sich zudem eine unbegründete Angst vor seltenen Nebenwirkungen und psychischer Abhängigkeit beim Einsatz von retardierten Opioiden. Entgegen früherer Beobachtungen wird die BtMVV von der Mehrheit der befragten Ärzte nicht mehr als Hinderungsgrund bei der Verordnung starker Opioidanalgetika gesehen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die hier gezeigte mangelnde Kenntnis im Umgang mit Opioiden und die persönlichen Einstellungen der behandelnden Ärzte ganz wesentlich zu einer inadäquaten Versorgung von Schmerzpatienten in der Praxis beitragen.
Schlussfolgerung
Die vorliegenden Daten lassen eine Intensivierung der studentischen Ausbildung und der Weiterbildung aller Ärzte auf dem Gebiet der Schmerztherapie notwendig erscheinen. Die Vermittlung schmerztherapeutischer Grundsätze und der Abbau von Vorurteilen stehen hier im Vordergrund. Dabei kann die Verbesserung der schmerztherapeutischen Kenntnisse nur ein Baustein im Gesamtkonzept für eine bessere Versorgung chronischer Schmerzpatienten sein.