Erschienen in:
01.03.2016 | Originalien
Begrenzung und Abbruch lebenserhaltender Maßnahmen bei kritisch kranken kardiochirurgischen Patienten
Ergebnisse einer bundesweiten Umfrageaktion
verfasst von:
PD Dr. C. Schimmer, K. Hamouda, M. Oezkur, S.-P. Sommer, M. Leistner, R. Leyh
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ethische und medizinische Kriterien der Entscheidungsfindung bezüglich Therapiebegrenzung oder Therapieabbruch von lebenserhaltenden Maßnahmen bei kritisch kranken Patienten stellen eine große Herausforderung in der Intensivmedizin dar.
Fragestellung
Welche medizinischen und ethischen Kriterien sind bei kritisch kranken kardiochirurgischen Patienten bei der Entscheidungsfindung zur Therapiezieländerung mitentscheidend?
Material und Methoden
Es wurde eine Fragebogenevaluierung bei allen deutschen herzchirurgischen Zentren (n = 79) durchgeführt. Befragt wurden jeweils der Klinikdirektor, der Oberarzt und die Pflegeleitung der Intensivstation (n = 237 Fragebögen).
Ergebnisse
Es wurden 86 von 237 (36,3 %) Fragebögen beantwortet. Medizinische Gründe, die bei der Entscheidungsfindung zur Therapiezieländerung (Therapiebegrenzung und Therapieabbruch) beitragen, waren: kraniale Computertomographie (CCT) mit infauster Prognose (91,9 %), Multiorganversagen (70,9 %) und Versagen einer kardialen Assist-Device-Therapie (69,8 %). Bezüglich der ethischen Kriterien wurden eine schlechte Lebensqualität (48,8 %) sowie der mutmaßliche Patientenwille (40,7 %) angegeben. Die 3 unterschiedlichen Berufsgruppen zeigten sowohl bei der Beurteilung einiger medizinischer und ethischer Kriterien als auch in der Involvierung in den Entscheidungsprozess signifikante Unterschiede.
Schlussfolgerungen
Medizinische Gründe, die bei kritisch kranken kardiochirurgischen Patienten bei der Entscheidungsfindung zur Therapiezieländerung mit ausschlaggebend sind, waren eine CCT mit infauster Prognose, ein Multiorganversagen und ein Versagen einer kardialen Assist-Device-Therapie. Weitere Studien sind notwendig, um diese schwerwiegende Fragestellung zufriedenstellend beantworten zu können.