Erschienen in:
29.07.2020 | Diplopie | Leitthema
Therapie der endokrinen Orbitopathie
verfasst von:
Prof. Dr. A. Eckstein, M. Oeverhaus, J. Esser, S. H. Baum, C. Mohr, S. Mattheis, K. Stähr, R. Pförtner
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Therapie schwerer Manifestationsformen der endokrinen Orbitopathie (EO) ist immer noch eine Herausforderung und verlangt eine gute enge interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen.
Fragestellung
Die aktuellen stadienabhängigen Therapieempfehlungen für Patienten mit EO sollen dargestellt werden.
Material und Methode
Die neuesten Ergebnisse multizentrischer randomisierter Therapiestudien und Expertenempfehlungen zur antientzündlichen und chirurgischen Therapie der EO werden diskutiert.
Ergebnisse
Bei der milden Form der EO kann der Spontanverlauf unter Selensupplementation abgewartet werden. Bei der moderat schweren aktiven Form der EO besteht die Primärtherapie aus einer i.v.-Steroidstoßtherapie (kumulativ 4–5 g) in Kombination mit einer Orbitaspitzenbestrahlung bei Motilitätsstörungen. Bei ungenügendem Ansprechen kann eine immunsuppressive Therapie hinzugefügt werden. Bei schwerer visusbedrohender Manifestation ist meist eine knöcherne Orbitadekompression die Therapie der Wahl. Im inaktiven Krankheitsstadium erfolgen in dieser Reihenfolge: 1) Orbitadekompression zur Reduktion des Exophthalmus, 2) Augenmuskelchirurgie zur Korrektur der Doppelbilder und 3) Lidkorrekturen zur Wiederherstellung von Aussehen und Funktion. Die Ergebnisse der Grundlagenforschung der letzten Jahre erlauben einen optimistischen Blick in die Zukunft, denn auch für die EO wurden inzwischen zielgerichtete Therapien (direkte Blockade des IGF-1- und TSH-Rezeptors) entwickelt, die aktuell in klinischen Studien erprobt wurden bzw. werden.
Schlussfolgerung
Das aktuell noch gültige Therapiekonzept bei der EO – zunächst antientzündliche Therapie, dann operative Korrektur der bleibenden Defekte – ändert sich möglicherweise durch den Einsatz zielgerichteter Therapien in der Zukunft.