In Tab.
2 sind empfehlenswerte Einstellungen von Laserparametern für die Behandlung verschiedener Netzhauterkrankungen dargestellt (Tab.
2). Bei der klassischen Laserpexie von Foramina werden in der Regel 2–3 Reihen klare und deutliche Laserläsionen benötigt, da das Ziel die Induktion einer chorioretinalen Narbe ist, die eine Verbindung zwischen neuraler Netzhaut, RPE und möglicherweise Choroidea herstellt. Bei zu schwachen Koagulationen werden die Schichten ggf. unzureichend mit einbezogen, sodass keine ausreichend feste Vernarbung entsteht. Auch zu starke Läsionen dürfen nicht entstehen, da Blutungen auftreten können und darüber hinaus das Risiko für die Induktion unerwünschter vitreoretinaler Membranen und Traktionen besteht. Nicht zuletzt kann dadurch die Nervenfaserschicht geschädigt werden, was für den klinischen Erfolg der Pexie unnötig ist und unerwünschte Skotome zur Folge hätte. Bei Gefäßaneurysmen und Erkrankungen wie z. B. dem
Morbus Coats sind im Gegensatz dazu sehr starke Koagulationen nötig, da die retinalen Gefäße in der oberflächlichen Netzhaut liegen. Da Gefäße in der Regel – auch mit
Lasern, die mit Wellenlängen im Bereich des Absorptionsspektrums des
Hämoglobins arbeiten – nicht dauerhaft verschlossen werden können, muss auch hier für die erfolgreiche Behandlung, nämlich der Verödung der Gefäßpathologien, über den RPE-vermittelten Effekt gearbeitet werden. Durch lange Bestrahlungszeiten und hohe Laserleistungen im Umfeld des Aneurysmas entsteht ein bis in die inneren Netzhautschichten reichendes Koagulationsareal, welches großflächige Vernarbung der Netzhaut induziert und die Gefäße sekundär in diesem Gebiet zeitlich versetzt schließlich ebenfalls zur Atrophie
bringt. Bei der panretinalen Laserkoagulation müssen die sauerstoffverbrauchenden Fotorezeptoren
zur Vernarbung gebracht werden. Die Laserparameter werden so gewählt, dass die inneren Netzhautschichten und insbesondere die Nervenfaserschicht unberührt bleiben, um sektorförmige Skotome zu vermeiden. Schließlich geht es bei der Makulakoagulation lediglich darum, eine Destruktion des RPE zu erreichen, um so eine
Migration und Proliferation der Zellen zu induzieren (s. oben). Idealerweise sollte dabei die Fotorezeptorschicht intakt gelassen werden. Aufgrund der bereits beschriebenen Pigmentheterogenität und der genutzten zu langen Pulsdauern ist dieses mittels konventioneller Laserphotokoagulation nicht reproduzierbar möglich. Somit entstehen hier immer laserbedingte Skotome und es verbietet sich eine zu zentrale Behandlung. Um diese Narben allerdings so klein wie möglich zu halten, sollten hier nur schemenhaft zu erkennende Koagulationen (milde Hellfärbung als Dosimetriekriterium) erfolgen. Nur mit Pulsdauern unter 5 μs ist eine selektive Behandlung möglich, wie es aktuell die (Selektive Retinatherapie) SRT- und die (Retinal Rejuvenation Therapy) 2RT-Technik als Mikropulstechnik erreichen können. Dabei kommt es statt einer klassischen Koagulation lediglich zu einer Hitzeentwicklung im Bereich der Melanosomen des RPEs, einer mechanischen Destruktion der RPE-Zelle und eine so geringe Hitzeentwicklung außerhalb der Zellen, sodass die anliegenden Fotorezeptorkerne intakt bleiben. Lasersysteme, die mit Pulsdauern über 50 μs agieren, koagulieren klassischerweise das Gewebe und erreichen keine
Selektivität. Sollte mit letztgenannten Systemen allerdings unterhalb der Schwelle von Koagulationen gearbeitet werden, kommt es innerhalb des Gewebes lediglich zu einer Erwärmung, nicht aber zu einem destruierenden Effekt (s. Abschn.
3). Diese Erwärmung kann mit marktüblichen Systemen aktuell nicht gemessen werden, sodass hier kein reeller Endpunkt als Dosimetriekriterium besteht, für den konstatiert werde könnte, dass die
Laserbehandlung erfolgreich durchgeführt wurde.
Tab. 2
Empfehlenswerte Einstellungen von Laserparametern zur Behandlung verschiedener Netzhauterkrankungen
Fokale Kontaktgläser (1:1-Vergrößerung) |
Makulaödem | 50–100 ms | 50–100 μm | 50–100 mW, leichte Weißfärbung |
Mikroaneurysmata | 50–100 ms | 50–100 μm | 50–100 mW, moderate Weißfärbung |
Makroaneurysmata | 500–1000 ms | 500–1000 μm | 200–300 mW, deutliche Weißfärbung |
Panretinale Kontaktgläser (1:2-Vergrößerung) |
Netzhautforamen | 150–200 ms | 100–200 μm (eff. 200–400 μm) | 200–500 mW, deutliche Weißfärbung |
| 150–200 ms | 200–300 μm (eff. 400–600 μm) | 200–500 mW, moderate Weißfärbung |
Venöser Verschluss | 150–200 ms | 200–300 μm (eff. 400–600 μm) | 200–500 mW, moderate Weißfärbung |
Morbus Coats/FEVR | 500 ms | 300–500 μm (eff. 600–1000 μm) | 200–500 mW, deutliche Weißfärbung |