Chemische Denervierung mit Botulinumtoxin A
(Carruthers und Carruthers
1990)
Augmentation
Die korrekte Auswahl des Fillermaterials entsprechend der jeweiligen Behandlungsindikation und die produktabhängige, richtige Aufbereitung, zum Beispiel die vorschriftsmäßige Rekonstitution bei der Poly-L-Milchsäure, sowie die exakte Injektion der Substanz in die entsprechenden Hautschichten sind von entscheidender Bedeutung zur Vermeidung von Komplikationen. Eine genaue Anamnese zum Ausschluss von Kontraindikationen und die Allergietestung bei Kollagenpräparaten bovinen Ursprungs sind obligat. Es sollten prinzipiell nur zugelassene
Medizinprodukte mit CE-Zertifizierung verwendet werden. Wichtig ist der Einsatz von Patienten-Injektionspässen zur Dokumentation der verwendeten Materialien. Diese machen die Behandlungen mit verschiedenen Fillersubstanzen für den weiterbehandelnden Arzt auch noch nach Jahren nachvollziehbar.
Nicht resorbierbare, permanente Fillermaterialien sind ursächlich in zwei Drittel der Komplikationsfälle nach Faltenaugmentation mit injizierbaren, nicht autogenen Materialien. Aufgrund der dauerhaften Beständigkeit der Partikel im Gewebe handelt es sich zudem um langfristige, schwerwiegende medizinische und ästhetische Komplikationen. Die beste Prophylaxe von Komplikationen ist daher die strikte Vermeidung von permanenten Fillermaterialien und der ausschließliche und verantwortungsbewusste Einsatz von resorbierbaren Produkten in der Faltenbehandlung.
Sehr häufig sind Patienten nicht in der Lage, Angaben über das bisher verwendete Unterspritzungsmaterial zu machen, das zu den Komplikationen geführt hat. In diesen Fällen kann der exakte Substanznachweis nicht allein durch eine dermato-histopathologische Untersuchung einer Gewebebiopsie geführt werden, sondern nur in Kombination mit physikalisch-chemischen Untersuchungsmethoden: Infrarotspektroskopie, Gaschromatografie und Massenspektroskopie. Für den Substanznachweis ist die Einsendung von formalinfixierten Präparaten (Biopsie mit 2 mm Durchmesser) in ein Speziallabor erforderlich.
Für professionelle Betreiber und Anwender (Ärzte und Zahnärzte) besteht Meldepflicht bei Auftreten unerwünschter Ereignisse nach Einsatz von Fillern. Das
Bundesinstitut für
Arznei
mittel und
Medizin
produkte (BfArm) erfasst diese Vorkommnisse entsprechend dem
Medizinproduktegesetz (MPG) und der
Medizin
produkte-
Sicherheitsplan
verordnung (MPSV).
Subzision
Umschriebene Einziehungen der Haut verursacht durch Narben, tiefe Falten oder Cellulite können durch eine scharfe Trennung der subkutanen Bindegewebssepten unmittelbar unterhalb der Dermis ausgeglichen werden. Die punktuelle, bindegewebige Fixierung der Haut an die darunter liegende Muskelfaszie wird gelöst, das Hautniveau gleicht sich der unmittelbaren Umgebung an. Diese Subzision wird mittels Strauß-Kanüle oder Wire-Skalpell in Infiltrations- oder Tumeszenzlokalanästhesie ausgeführt. Bei der Strauß-Kanüle handelt es sich um eine etwa 3 cm lange, scharf geschliffene, 16 Gauge-Kanüle. Die Führungsflügel aus Plastik erleichtern die Handhabung. Bei manuell gespannter Hautoberfläche werden die Bindegewebssepten mit scheibenwischerartigen Bewegungen der Kanülenspitze knapp unterhalb der Dermis, ausgehend von einem oder mehreren Einstichpunkten, flächig durchtrennt. Das Wire-Skalpell besteht aus einer etwa 8 cm langen dünnen Nadel, an deren Ende ein etwa 25 cm langer Drahtfaden fixiert ist. Mithilfe dieses Instruments wird das eingezogene Gewebsareal subkutan mit dem Drahtfaden umfahren. Unter sägenden Bewegungen wird dann die Schlinge zugezogen, die Septen durchtrennt und das Wire-Skalpell wieder vollständig aus dem Gewebe entfernt.
Das Wire-Skalpell wird bevorzugt bei schmalen, langen Indentationen wie bei einer tiefen Nasolabialfalte oder einer linearen Narbe eingesetzt. Schüsselförmige Aknenarben, kurze tiefe Falten oder Cellulite werden mit der Strauß-Kanüle subzidiert. Die Subzision eignet sich nicht zuletzt zur Vorbereitung des Gewebes auf eine Augmentationsbehandlung mit autologem Fett oder anderen Fillern. Als mögliche Komplikationen sind Hämatom, Serom und Infektion sowie Ödem und ästhetisch störende Narbe am Einstichpunkt zu nennen.
Laserbehandlung
Prinzipiell wird das ablative Laser-Resurfacing vom nichtablativen Laser-Subsurfacing der Haut unterschieden (Kap. „Dermatologische Therapie mit ionisierenden Strahlen“).
Ablatives Laser-Resurfacing
Die ablative Laserbehandlung
mit dem gepulsten CO2-Laser (10600 nm) oder dem Erbium-YAG(Yttrium-Aluminium-Granat)-Laser (2940 nm) ermöglicht eine sehr präzise serielle Abtragung feiner Hautschichten. Die richtige Indikationsstellung ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Laserbehandlung. Bei feinen Knitterfältchen und solarer Elastose im perioralen, periorbitalen und Wangenbereich lassen sich die besten Ergebnisse erzielen. Mimische Falten wie Glabella- oder Nasolabialfalten stellen keine Indikation dar. Es sollten prinzipiell ästhetische Einheiten und nicht einzelne Falten behandelt werden, um ein gleichmäßiges Ergebnis sicherzustellen. Die Kontraindikationen entsprechen denjenigen beim mitteltiefen bis tiefen Peeling aufgeführten Punkten. Bei Melasma wird von einer Laserbehandlung bei den Hauttypen IV–VI aufgrund der postentzündlichen Hyperpigmentierung abgeraten. In der Vorbereitungszeit wird die Anwendung von isotretinoinhaltigen Cremes (0,01–0,05 %) über mindestens 2 Wochen empfohlen, um eine raschere Reepithelialisierung zu erreichen. Der Einsatz von Sunblockern und die Vermeidung von Sonnenexposition sind prä- und postoperativ für etwa 2 Monate angeraten. Je nach Ausdehnung und Lokalisation der Behandlungsareale wird der Eingriff in Leitungs- oder Infiltrationslokalanästhesie, Tumeszenzlokalanästhesie, teils mit begleitender Analgosedierung, oder in Intubationsnarkose durchgeführt. Bei kleinem Behandlungsareal und Einsatz des etwas weniger schmerzhaften Erbium-YAG-Lasers können die orale Einnahme eines Analgetikums und die Kühlung der Hautoberfläche (Kaltluftsystem, Coldpacks) ausreichend sein. Bei Behandlung der Periorbitalregion ist der Einsatz spezieller Metall-Augenschalen beim Patienten erforderlich. Die Behandler tragen vorschriftsmäßig Laser-Schutzbrillen.
Bei der Vaporisation der Hautschichten mit einem ultragepulsten CO
2-Laser wirken kontrollierte thermische Effekte auf das angrenzende Gewebe, wodurch das Gewebe gestrafft (collagen shrinking) und eine Neuproduktion von Kollagen angeregt wird. Nach jedem Durchgang wird die Schicht trockener, koagulierter Gewebereste mit feuchten Kompressen entfernt, damit die wasserhaltigen Zellen darunter freigelegt und weiter abgetragen und vaporisiert werden können. Die Ablation mit dem Erbium:YAG-Laser erfolgt aufgrund des höheren
Absorptionskoeffizienten für Wasser „explosionsarti“, eine manuelle Abtragung ist hierbei nicht erforderlich. Der Erbium-YAG-Laser eignet sich zudem für die punktuelle Ablation von benignen und präkanzerösen Läsionen, wie Verrucae seborrhoicae,
aktinischen Keratosen, Lentigines, Xanthelasmen,
Syringomen, Talgdrüsenhyperplasien und zur Behandlung von Aknenarben. Die Anzahl der Durchgänge (passes) ist abhängig von der Ausprägung des Befundes, der Vorgehensweise und der Erfahrung des Arztes. Normalerweise werden 2–4 Durchgänge empfohlen. Bei kombinierter Anwendung von CO
2- und Erbium:YAG-Laser wird zunächst der CO
2-Laser zur effektiven Gewebeabtragung bei gleichzeitiger
Hämostase und im Anschluss der Erbium:YAG-Laser zum Débridement eingesetzt oder bei Kombinationsgeräten in einem Durchgang.
Die Nachbehandlung des Gesichts erfolgt entsprechend den Empfehlungen beim mitteltiefen und tiefen Peeling. Ebenso entsprechen die dortigen Ausführungen bezüglich der Kontraindikationen und Komplikationen denen der ablativen Laserverfahren. Hypopigmentierungen treten nach einer CO2-Laser-Behandlung häufiger auf als nach einer Erbium:YAG-Laser-Behandlung, insbesondere in Abhängigkeit von der Abtragungstiefe.
In der Regel kommt es bei der Faltenbehandlung durch Erbium:YAG- oder CO
2-Laser zu guten bis sehr guten Therapieerfolgen, die sich postoperativ kontinuierlich bis zu einem Jahr verbessern und über Jahre anhalten können. Aufgrund der unterschiedlichen Lasersysteme, anderer Vorgehensweisen und Bewertungsskalen ist es jedoch schwierig, die Ergebnisse einzelner Studien miteinander zu vergleichen.
Nichtablatives Laser-Resurfacing
Der Wunsch
besteht, die Begleitreaktionen und die damit verbundene Ausfallzeit (downtime) sowie die Risiken des mitteltiefen und tiefen chemischen Peelings, der Dermabrasion und der ablativen Laser-Resurfacing-Verfahren zu minimieren. Bei diesen nichtablativen Methoden handelt es sich um Laser- und hochenergetische Blitzlampensysteme (intense pulsed light, IPL), die selektiv dermales Kollagen durch Hitze denaturieren, eine reaktive Kollagenneogenese induzieren, jedoch die Epidermis nicht verletzen. Die Epidermis wird durch unterschiedliche Kühlsysteme, wie Spraytechnik, Kontaktkühlung oder externe Kühlluft geschützt. Es handelt sich um gepulste Farbstofflaser (585 nm und 595 nm), gütegeschaltete Nd:YAG-Laser (1064/532 nm), langgepulste Nd:YAG-Laser (1320 nm), Diodenlaser (1450 nm) und Erbium:Glass-Laser (1540 nm) sowie hochenergetische Blitzlampensysteme (IPL) mit filterabhängig unterschiedlichen Wellenlängen. Die Behandlungen sind schmerzarm. Histologische Untersuchungen zeigen eine deutliche Fibroblastenvermehrung in der Dermis, und zusätzlich in der Mehrzahl der untersuchten Gewebeproben eine Kollagenneogenese mit verstärkter Homogenität der kollagenen Fasern in der papillären und retikulären Dermis nach ein bis 6 Monaten. Nach wiederholten Behandlungen in 3- bis 4-wöchigen Abständen zeigen sich eine verbesserte Textur und ein glatteres Feinrelief der Haut. Eindeutige Behandlungserfolge in der Faltenbehandlung können die bisher vorliegenden Studien nicht vorweisen.
Die Begleitreaktionen sind meist rasch reversible Erytheme und Schwellungen, punktförmige Einblutungen, selten Purpura und Pigmentverschiebungen. Bei richtiger Anwendung sind Blasen und Narben fast ausgeschlossen. Das Ziel, eine effektive Faltenreduktion mit den nichtablativen Verfahren ohne wesentliche Nebenwirkungen und Ausfallzeit zu erreichen, wurde bisher nicht erreicht.
Fraktionierte Photothermolyse
Aufgrund der limitierten Effektivität der nichtablativen Techniken und dem für viele Patienten inakzeptablen Nebenwirkungsprofil der ablativen Laserverfahren zur Faltenbehandlung wurde das Konzept der fraktionierten Photothermolyse (FP) entwickelt. Hierbei wird nicht die gesamte Hautoberfläche behandelt, sondern es werden gezielt mikroskopisch kleine 3-dimensionale Nekrosezonen (microscopic treatment zones, MTZs) in der Haut gesetzt, ohne das umliegende Gewebe zu zerstören. Es kommt zu einer stärkeren thermischen Gewebsschädigung verglichen mit den nichtablativen Verfahren sowie zu einer raschen Wundheilung ohne flächige Erosion im Gegensatz zu den ablativen Verfahren. Die einzelnen MTZs sind typischerweise kleiner als 250 μm im Durchmesser und dringen je nach Laserwellenlänge des verwendeten FP-Systems und der eingestellten Energie mehr als 1 mm tief in die Haut ein. Histologisch zeigen sich in der MTZ eine säulenförmige Denaturierung von Epidermis und Dermis, ein subepidermaler Spalt und ein unversehrtes Stratum corneum; das umliegende Gewebe ist unverändert.
Die thermisch nekrotisierten Zellen der Epidermis werden innerhalb von 24 h durch Keratinozyten ersetzt, die Oberfläche der Haut ist wieder verschlossen und funktionsfähig. Epidermale und dermale nekrotische Gewebereste werden transepidermal ausgeschleust. Die histologisch nachgewiesene Kollagenneogenese im Rahmen der Wundheilungsreaktion führt zu einer Gewebekontraktion mit Straffung der Haut und Glättung von Falten, vergleichbar den ablativen Laserverfahren. Weitere Behandlungsindikationen für die fraktionierte Photothermolyse sind Aknenarben und Pigmentstörungen. Je nach Indikation sind 3–6 Behandlungen in 3- bis 5-wöchigen Abständen erforderlich, um ein ästhetisch zufriedenstellendes Resultat zu erreichen. Während beziehungsweise unmittelbar nach der Behandlung auftretendes Erythem und Ödem klingen innerhalb von wenigen Tagen ab. Es schließt sich eine vorübergehende leichte Braunverfärbung der Behandlungsareale an (Ausschleusung der nekrotischen Gewebepartien), die meist kosmetisch nicht als störend empfunden wird. Feuchtigkeitsspendende Pflege- und Lichtschutzmaßnahmen sind während des Behandlungsverlaufs angeraten. Bei Herpesanamnese kann eine systemische antivirale Prophylaxe sinnvoll sein.
Es ist bisher unklar, welche Wellenlänge und welche Pulsenergie zu den besten klinischen Ergebnissen führen. Die vorliegenden Studienergebnisse beruhen auf Behandlungen mit dem Fraxel-System, dem ersten kommerziell erhältlichen FP-System (Erbium: 1550 nm). Inwieweit diese Daten mit den vielen anderen zwischenzeitlich auf dem Markt befindlichen FP-Systemen übereinstimmen, bleibt abzuwarten. Die subjektive Patientenzufriedenheit nach abgeschlossenem Behandlungszyklus ist häufig nicht im Einklang mit den objektiv feststellbaren, meist moderaten, klinischen Ergebnissen.
Die Weiterentwicklung des Konzepts der fraktionierten Photothermolyse ist die ablative fraktionierte Photothermolyse mittels fokussiertem CO2- oder Er:YAG-Laser. Hierbei kommt es nicht nur zu einer thermischen Nekrosezone in der Haut, sondern zur Entfernung mikroskopisch kleiner Gewebestücke. Es handelt sich um ein echtes ablatives, fraktioniertes Resurfacing der Haut mit schnellerer Wundheilung und relativ geringer Nebenwirkungsrate. Die klinischen Ergebnisse bei Behandlung von Falten und Narben sind besser als mit der nichtablativen fraktionierten Photothermolyse.