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Synovia-Analyse

Verfasst von: H.-D. Haubeck
Synovia-Analyse
Synonym(e)
Analyse der Synovialflüssigkeit
Englischer Begriff
analysis of synovial fluid (SF)
Definition
Ziel der Analyse der Synovialflüssigkeit ist die Differenzialdiagnose entzündlicher und degenerativer Gelenkerkrankungen.
Beschreibung
Die Analyse der Synovialflüssigkeit (SF) ist für die Diagnose und Differenzialdiagnose der verschiedenen Gelenkerkrankungen sinnvoll (Tab. 1). Bei den Kristall-induzierten Gelenkerkrankungen wie Gicht und Pseudogicht, aber auch bei der septischen Arthritis erlaubt sie die direkte Diagnose. Bei chronisch-entzündlichen und degenerativen Gelenkerkrankungen gibt die Analyse der SF zusätzliche differenzialdiagnostische Hinweise.
Tab. 1
Diagnose und Differenzialdiagnosen entzündlicher und degenerativer Gelenkerkrankungen
 
Farbe
Viskosität (mPas)
Zellzahl (n/L)
Anteil an Granulozyten (%)
Kristalle
Gesamtprotein (g/L)
Harnsäure (mg/dL)
Bakteriennachweis
Normale Synovialflüssigkeit
Strohgelb
Klar
30–80
<200
<10
<20
<7
nichtentzündliche Gelenkerkrankungen
Trauma
Strohgelb, evt. blutig
Klar/leicht getrübt
>30
<2000
<10
20–30
<7
Strohgelb
Klar
>30
<2000
<10
–/Ca-Phosphat
20–30
<7
Entzündliche Gelenkerkrankungen
Gelbgrün
Trüb
<20
5000–50.000
>75
–/Ca-Phosphat
40–60
<7
Rheumatisches Fieber
Gelblich
Trüb
<30
>5000
ca. 50
30–40
<7
Gelblich
Trüb
<30
>5000
>75
Urat
30–50
>7
Chondrokalzinose
Gelblich
Trüb
<30
1000–5000
>50
Ca-Pyrophosphat
30–40
<7
Kollagenose (Lupus erythematodes, Sklerodermie etc.)
Strohgelb
Leicht getrübt
<30
5000–10.000
<50*
–/Ca-Phosphat
30–40
<7
M. Bechterew
Gelb
Klar/leicht getrübt
<30
1000–5000
ca. 50
30–40
<7
Gelbgrün
Trüb
<30
>5000
60–80*
30–50
<7
Aktivierte Arthrose (Osteoarthritis)
Gelb
Leicht getrübt
<30
1000–5000
<50
–/Ca-Phosphat
30–40
<7
Reaktive bzw. postinfektiöse Arthritis (Yersinia, Chlamydia, etc.)
Gelblich
Leicht getrübt
<30
1000–5000
<50
20–40
<7
Graugelb/evtl. blutig
Trüb
<20
>20.000
>90
–/Ca-Phosphat
40–60
<7
+
*Evtl. LE (Lupus erythematodes)-Zell-Phänomen
Die Analyse der SF umfasst eine Reihe von Basisuntersuchungen und darüber hinaus ein Spektrum von klinisch-chemischen, serologischen und immunologischen Zusatzuntersuchungen. Für die meisten Untersuchungen ist, aufgrund der hohen Viskosität, eine Vorbehandlung der SF mit Hyaluronidase notwendig.
Zu den Basisparametern gehören:
  • Die Beurteilung des Aussehens und der Menge der SF. Normale Synovialflüssigkeit ist klar und hellgelb bis strohgelb. Bei entzündlichen Erkrankungen wird die Farbe der SF grünlich-grau und, in Abhängigkeit von der Zellzahl, trübe. Das Volumen der SF im normalen Kniegelenk beträgt ca. 3,5 mL.
  • Die Bestimmung der Gesamtzellzahl und ihre Differenzierung (Granulozyten, Monozyten, Lymphozyten). In der normalen SF und bei degenerativen Gelenkerkrankungen ist die Zellzahl niedrig (<200/μL), und es werden überwiegend kleine Lymphozyten gefunden. Bei entzündlichen Gelenkerkrankungen werden deutlich höhere Zellzahlen und ein hoher Anteil an Granulozyten gefunden: z. B. rheumatoide Arthritis 5000–50.000/μL, Gichtarthritis >5000/μL. Die Osteoarthritis („aktivierte Arthrose“) zeigt in der Regel leicht erhöhte Zellzahlen (1000–5000/μL).
  • Die quantitative Bestimmung der Viskosität (Viskosimeter), die bei entzündlichen Prozessen in der Regel deutlich erniedrigt ist.
  • Bakteriologische Untersuchungen (Gram-Präparat, Kulturen) zum Ausschluss oder Nachweis einer septischen Arthritis.
  • Die polarisationsmikroskopische Untersuchung zum Nachweis von Mononatriumurat-Kristallen (Gicht) und Calciumpyrophosphatdihydrat-Kristallen (Pseudogicht bzw. Chondrocalcinose).
Neben diesen Basisuntersuchungen können noch eine Reihe von ergänzenden Untersuchungen durchgeführt werden:
  • Bestimmung des Gesamtproteingehalts der SF. In der normalen SF liegt die Konzentration des Proteins <20 g/L. Bei entzündlichen Gelenkerkrankungen kommt es infolge der gestörten Blut-Synovia-Schranke zu einem deutlichen Anstieg der Gesamtproteinkonzentration.
  • Als Maß für die Entzündungsaktivität können darüber hinaus noch Laktat, Glukose und die LDH bestimmt werden.
  • Rheumafaktoren, weitere Autoantikörper und Zytokine. Die Bestimmung des Rheumafaktors in der SF ist nur sinnvoll bei Verdacht auf eine seronegative rheumatoide Arthritis. Die Bestimmung weiterer Autoantikörper und Zytokine in der SF ist für die Diagnose und Differenzialdiagnose der Gelenkerkrankungen von begrenztem Wert.
Literatur
Schumacher HR Jr (1993) Synovial fluid analysis and Synovial biopsy. In: Kelley WN, Harris ED Jr, Ruddy S et al (Hrsg) Textbook of rheumatology, 4. Aufl. WB Saunders, Philadelphia, S S 541–S 561
Swan A, Amer H, Dieppe P (2002) The value of synovial fluid assays in the diagnosis of joint disease: a literature survey. Ann Rheum Dis 61:493–498CrossRef