HNO-Behandlungseinheit und Ohrspülungen
HNO-Behandlungseinheiten verschiedener Hersteller können sich in ihrem Aufbau deutlich unterscheiden. Im Folgenden werden deshalb Grundzüge des hygienischen Umgangs mit diesen Einheiten benannt. Für Detailfragen, vor allem was die routinemäßige Reinigung der wasserführenden Teile angeht, müssen immer auch Herstellerangaben berücksichtigt werden.
Die Verkeimung des Wassers in HNO-Behandlungseinheiten, die in aller Regel mit dem Leitungssystem der jeweiligen Klinik bzw. Praxis verbunden sind, kann ein hygienisches Problem darstellen. In dem unter Umständen weit verzweigten Wasserleitungssystem einer Klinik entsteht ein Biofilm aus vorwiegend organischen Substanzen. Dieser ist ein Nährboden für Mikroorganismen, der auch das in einwandfreiem Zustand angelieferte Leitungswasser mikrobiell kontaminiert. Im Falle von Spülungen kann so eine potenzielle Infektionsgefahr vor allem für immunsupprimierte und multimorbide Patienten entstehen. In Krankenhäusern und Arztpraxen wurden in Untersuchungen an medizinisch-technischen Geräten Wasserkeime (vor allem Pseudomonaden,
Stenotrophomonas maltophilia,
Sphingomonas spp.,
Acinetobacter spp. u. a.) in Keimzahlen von 10
4–10
8/ml gefunden, die als opportunistisch pathogen gelten (Ziegler et al.
1997). Solche Untersuchungen wurden in der Vergangenheit vor allem an Dentaleinheiten vorgenommen (Pankhurst und Coulter
2007). Die Ergebnisse sind aber durchaus auch auf HNO-Behandlungseinheiten übertragbar.
Pseudomonas aeruginosa wird in über 90 % der Fälle von Entzündungen des äußeren Gehörgangs gefunden. Vor allem Diabetiker und immunsupprimierte Patienten sind gefährdet, das Krankheitsbild einer Otitis externa maligna mit fatalen Folgeschäden zu entwickeln (Rubin Grandis et al.
2004). Deshalb sollte man bei diesen Patientengruppen auf Ohrspülungen
generell verzichten, da diese schon als Ursache für eine Otitis externa maligna
beschrieben wurden (Zikk et al.
1991). Auch bei perforiertem Trommelfell sollten Ohrspülungen im Hinblick auf das Risiko einer Otitis media unterlassen werden. Besteht die HNO-ärztliche Indikation einer Spülung des äußeren Gehörgangs bei nicht intaktem Trommelfell (Gross et al.
2000), sollte dafür ausschließlich ein separates Aggregat verwendet werden, das die Verwendung von beispielsweise steriler isotoner Kochsalzlösung erlaubt.
Der Einsatz eines Keimfilters in der HNO-Behandlungseinheit ist ebenfalls möglich. Jedoch bedarf diese Maßnahme verschiedener technischer Lösungen; zum Beispiel gibt es Behandlungseinheiten, die für den Einsatz eines Filters technisch nachgerüstet werden können. In jedem Fall ist der Einsatz eines Filters mit relativem Aufwand verbunden (regelmäßiger Wechsel bzw. Wartung) (Amin-Sharifi et al.
2000).
Wird in einer Klinik oder Praxis in der Regel auf Ohrspülungen verzichtet, dann sollte auch nicht in Ausnahmefällen gespült werden, da bei weitgehender Nichtbenutzung der Spüleinheit die Verkeimung der wasserführenden Systeme besonders hoch ist.
Die Oberflächen der Behandlungseinheit werden in einem sinnvollen Intervall (mindestens jedoch einmal pro Woche) gereinigt. Im gleichen Intervall sollten auch die Instrumentenschalen ausgeräumt und gereinigt werden, ebenso das Mikroskop. Bei Kontamination mit (potenziell) infektiösem Material erfolgt eine sofortige Wischdesinfektion mit einem Flächendesinfektionsmittel oder mit 60–70 %igem Alkohol.
Im Rahmen besonders kontaminationsträchtiger Arbeiten (z. B. Absaugen über ein Tracheostoma) empfiehlt es sich, zum Schutz des HNO-ärztlichen Instrumentariums die Behandlungseinheit für die Dauer der Untersuchung/Behandlung zu verschließen. Das benötigte Instrumentarium muss entsprechend vorgerichtet werden.
Absaugsystem
Nach jeder Benutzung am Patienten wird der Sauger entfernt und der Absaugschlauch mit Wasser durchspült (Anschluss an der Behandlungseinheit). Es empfiehlt sich, das System nach Herstellerangaben durchzuspülen, um der Biofilmbildung vorzubeugen.
Der Sekretauffangbehälter sollte in sinnvollen Intervallen (z. B. alle 2 Tage) geleert und vorzugsweise thermisch in einem Reinigungs- und Desinfektionsgerät (RDG) aufbereitet werden. Bei Behältern, aus denen das Sekret direkt in den Abfluss gesaugt wird, kann das Intervall für die Aufbereitung entsprechend verlängert werden (z. B. einmal pro Woche).
Der Sekretfilter kann unter fließendem Wasser gereinigt werden. Ideal ist aber auch hier die thermische Aufbereitung in einem RDG.
Eine Alternative stellen Einwegsysteme dar, bei denen das Sekret in Gel-gefüllten Beuteln gesammelt und gebunden wird. Die Gelbeutel werden, wenn sie voll sind, im Hausmüll entsorgt.
Wird zwischen Sauger und Absaugschlauch noch ein Saugeransatz zwischengeschaltet, sollte dieser einmal täglich bzw. direkt nach sichtbarer Kontamination der Außenfläche ausgewechselt und vorzugsweise thermisch in einem RDG aufbereitet werden.
Instrumentenaufbereitung
HNO-ärztliches Instrumentarium muss in der Regel desinfiziert, nicht sterilisiert werden, da es, bei Einsatz an der Schleimhaut, als semikritisches Medizinprodukt eingestuft werden kann (Kap.
Medizinprodukte: Sichere und umweltschonende Aufbereitung; s. auch die Empfehlungen des
Robert Koch-Instituts 2012). Die maschinelle ist der manuellen Aufbereitung dabei grundsätzlich vorzuziehen.
Dabei gilt es zu beachten, dass bei Instrumenten mit Lumina (enge Ohrtrichter, Nasensauger, Zerstäuberaufsätze etc.) eine manuelle Vorreinigung stattfinden muss, wenn das RDG nicht den Anschluss jedes Instrumentenlumens an eine eigene Spüldüse erlaubt (was in der Regel der Fall ist). Die manuelle Vorreinigung geschieht am besten mit Wasser aus der Druckpistole, bei hartnäckigen Verunreinigungen kann ein vorheriges Einlegen in einer Reinigungslösung notwendig sein. Instrumente, die feucht aus dem RDG kommen, müssen nachgetrocknet werden (Lumina mithilfe von Druckluft).
Bei verschiedenen Tätigkeiten (vor allem
Stillen von Nasenbluten) muss mit dem Verspritzen von (potenziell) infektiösem Material gerechnet werden. Um eine unnötige Kontamination der Instrumente auf der Behandlungseinheit zu vermeiden, empfiehlt es sich, nur das benötigte Instrumentarium vorzurichten und die übrigen Instrumente abzudecken.
Tracheostomapflege und Wechsel der Trachealkanüle
Es gibt eine Fülle verschiedener Trachealkanülen aus unterschiedlichsten Materialien. Bei der Aufbereitung von Trachealkanülen müssen deshalb immer auch Herstellerangaben zur Verträglichkeit des Materials gegenüber Desinfektionsmitteln beachtet werden. Als Grundregel für die Aufbereitung kann gelten: Trachealkanülen, die bei frisch tracheotomierten Patienten eingesetzt werden, müssen steril sein, weil die Wunde in diesem Stadium wie eine frische Operationswunde an einer anderen Körperstelle zu betrachten ist. Deshalb müssen auch alle Manipulationen am Tracheostoma unter aseptischen Bedingungen durchgeführt werden. Ist die Tracheostomawunde verheilt, genügt es, die Trachealkanüle gründlich zu reinigen, vorausgesetzt, sie wird wieder beim selben Patienten eingesetzt.
Eine Arbeitsanweisung zur Kanülenaufbereitung bei Patientenwechsel bzw. zur Aufbereitung patientenbezogener Kanülen findet sich am Ende dieses Kapitels (Abschn.
5.2).