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Viszeral- und Allgemeinchirurgie
Info
Publiziert am: 19.02.2022

Stuhlinkontinenz

Verfasst von: Klaus E. Matzel, Maximilian Brunner und Birgit Bittorf
Die Therapie der Stuhlinkontinenz sollte nach zielgerichteter Diagnostik individualisiert und stufenweise erfolgen, um mit geringstmöglicher Invasivität einen größtmöglichen Therapieeffekt zu erreichen. Therapeutische Zielsetzung ist die Symptomlinderung und die Verbesserung der Lebensqualität.
Primär kommen konservative Therapieverfahren zum Einsatz. Hierbei haben sich Kombinationstherapien als besonders wirksam erwiesen. Chirurgische Therapien sind in Betracht zu ziehen, wenn konservative Maßnahmen nicht zu ausreichender Symptomlinderung führen. Therapeutisch finden Sphinkterplastik, Sphinkteraugmentation, Neuromodulation und anatomische Rekonstruktion des hinteren Beckenorgan-/Beckenbodenkompartiments Einsatz. Der Langzeiterfolg der Sphinkterplastik ist gering. Die nachhaltige klinische Wirksamkeit der sakralen Neuromodulation ist etabliert. Bulking agents erscheinen bei passiver Stuhlinkontinenz indiziert. Erste Ergebnisse zum Sphinkeeper sind vielversprechend. Stuhlinkontinenz im Rahmen einer maskierten Stuhlentleerungsstörung wird zunehmend mittels ventraler Netzrektopexie behandelt.

Grundlagen

Chirurgisch relevante Anatomie

Ein koordiniertes Zusammenspiel verschiedenster Organe und physiologischer Funktionen gewährleistet die Stuhlkontinenz und die Stuhlentleerung. Das anorektale Kontinenzorgan erfüllt die Aufgabe der Speicherung und Entleerung in diesem komplexen Zusammenspiel. Der anale Sphinkterkomplex wird aus dem aus der Zirkulärmuskulatur des Rektums fortgeführten, glattmuskulären M. sphincter ani internus und dem durch den N. pudendus innervierten, willkürlichen M. sphincter ani externus gebildet. Zudem tragen der M. puborectalis – ein Teil des M. levator ani – durch eine Abwinkelung des Rektums zum Anus (anorektaler Winkel), die Auskleidung des Analkanals mit ihrer perzeptorischen und sensiblen Qualität, die Hämorrhoidalpolster sowie die anale Schleimhaut und Haut zur Kontinenzwahrung bei. Die Funktion des Rektums besteht in der Speicherung und Entleerung des Stuhles. Die unwillkürliche Wahrung des Analkanalverschlusses wird im Wesentlichen durch den glattmuskulären internen analen Sphinkter gewährleistet; der quergestreifte muskuläre externe anale Sphinkter und der Beckenboden tragen zur unwillkürlichen Wahrung des Analkanalverschlusses bei, gewährleisten aber vor allem eine reflektorische und willkürliche Steigerung des Analkanalverschlussdruckes.
Die strukturelle und funktionelle Integrität der anatomischen Strukturen des Kontinenzorgansystems (inklusive der peripheren und zentralen Innervation) ist nur eine für die Kontinenz entscheidende Komponente. Weitere organische (z. B. die rektale Compliance) und funktionelle Faktoren (z. B. Darmmotilität, Stuhlkonsistenz) sowie kognitive Funktionen sind ebenso für eine adäquate Darmkontrolle relevant. Die Funktionsstörung einer einzelnen Organ-/Funktionskomponente kann bereits zum Symptom Stuhlinkontinenz führen, sie kann jedoch auch teilweise oder vollständig durch die anderen Organ-/Funktionskomponenten kompensiert werden.
Stuhlinkontinenz stellt keine genuine Entität dar, sie ist ein Symptom. Ihre möglichen Ursachen sind vielfältig (Tab. 1). Stuhlinkontinenz kann sich auch als Symptom einer primär nicht offensichtlichen, quasi maskierten Stuhlentleerungsstörung präsentieren.
Tab. 1
Häufige Ursachen einer Stuhlinkontinenz (Brunner et al. 2019a)
Häufige Ursachen einer Stuhlinkontinenz
Anale Sphinkterdysfunktion
Sphinkterverletzungen (z. B. im Rahmen von Geburtstraumata)
Z. n. analen chirurgischen Eingriffen
Analfisteln
Angeborene anale Malformationen
Radiatio
Sexueller Missbrauch
Störungen des Rektums
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Morphologische Veränderungen des Rektums (Rektumprolaps, Rektozele, rektale Intussuszeption)
Stuhlimpaktierung
Neurologische Störungen
Spinalkanalläsionen/Rückenmarksschädigungen
Sakrale Malformationen (Spina bifida, sakrale Agenesie)
Nervenschäden (z. B. im Rahmen von Geburtstraumata)
Myopathien
Beschleunigte Kolontransitzeit
Chronische Diarrhö
Psychologisch
Demenz
Idiopathisch
 

Klassifikation

Die anale Inkontinenz ist gemäß der International Consultation on Incontinence (ICI) (Abrams et al. 2017) definiert als der wiederholte, ungewollte anale Abgang von Stuhl und/oder Gasen und/oder Schleim und kann unterteilt werden in:
  • Stuhlinkontinenz: Ungewollter analer Abgang von Stuhl (fest oder flüssig)
  • Inkontinenz für Gase: Ungewollter analer Abgang von Gasen
  • Inkontinenz für Schleim: Ungewollter analer Abgang von Schleim
Das Ausmaß der analen Inkontinenz kann erheblich variieren. Im deutschsprachigen Raum wird die Inkontinenz häufig in 3 Schweregrade klassifiziert (Tab. 2).
Tab. 2
Klassifikation der Inkontinenz
Grad
Beschreibung
Grad I
Unfähigkeit, Darmgase zu kontrollieren
Grad II
Unfähigkeit, flüssigen Stuhl zu kontrollieren
Grad III
Unfähigkeit, festen Stuhl zu kontrollieren
Diese numerische Klassifikation suggeriert, dass Grad III die gravierendste Form der Stuhlinkontinenz ist. Aus der Patientenperspektive wird die Unfähigkeit, die Entleerung von flüssigem Stuhl nicht verzögern zu können, belastender als eine Inkontinenz für festen Stuhl empfunden.
Im englischsprachigen Raum findet sich häufig die Unterscheidung zwischen passiver Inkontinenz („passive incontinence“, nicht spürbar) und Dranginkontinenz („urge incontinence“). Die Unterscheidung, ob der unkontrollierbare Stuhlverlust nicht spürbar (sensorisch) oder nicht willentlich verzögerbar ist, kann Hinweise auf die zugrunde liegende Pathophysiologie geben: Dranginkontinenz, z. B. als Folge einer Schwäche des externen analen Sphinkters, einer Proktitis oder von entzündlichen Veränderungen des Enddarms und passive Inkontinenz, z. B. als Folge einer Störung des internen analen Sphinkters, eines Verlust der sensorischen Funktion oder bedingt durch eine sog. Schlüssellochdeformität nach analer Chirurgie. Passive und Dranginkontinenz können auch vergesellschaftet auftreten.
Als Sekundärinkontinenz wird das Auftreten des Symptoms Inkontinenz infolge einer anderen pathologischen Primärentität bezeichnet, z. B. Inkontinenz bei entzündlichen Darmerkrankungen oder bei kolorektalem Karzinom. Diagnostik und Therapie zielen auf die Primärentität ab.

Klinische Symptomatik

Bei der Stuhlinkontinenz handelt es sich um ein hinsichtlich der Prävalenz häufig weit unterschätztes Krankheitsbild mit erheblichem Leidensdruck und signifikanter Einschränkung der Lebensqualität sowie relevanten negativen Auswirkungen auf soziale Aktivitäten bei einem Großteil der betroffenen Patienten (Landefeld et al. 2008; Crowell et al. 2007). Die Prävalenz der Stuhlinkontinenz wird mit 5,9–8,4 % angegeben (Sharma et al. 2016; Ditah et al. 2014). Im Rahmen von anonymen Befragungen in der Allgemeinbevölkerung wurden sogar Stuhlinkontinenzraten von bis zu 12,4 % ermittelt (Sharma et al. 2016). Stuhlinkontinenz tritt nicht nur im Alter auf, jedoch ist die Erkrankung deutlich altersabhängig: In Altersheimen wird von einer Prävalenz von bis zu 47 % berichtet (Landefeld et al. 2008; Nelson et al. 1998). In Folge von Stuhlinkontinenz fallen signifikante Kosten durch notwendige Diagnostik, Therapie und Pflegebedürftigkeit sowie Produktivitätsverlust und Arbeitsunfähigkeit an (Alavi et al. 2015; Xu et al. 2012).
Diese Aspekte unterstreichen die hohe Relevanz des Krankheitsbildes. Es ist zu erwarten, dass aufgrund des demografischen Wandels das Krankheitsbild in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Neben der Unterschätzung der Prävalenz wird oft auch die individuelle Bedeutung des Leidens unterbewertet. Erste Untersuchungen bei hospitalisierten Patienten mit schweren und potenziell die Lebenserwartung limitierenden Erkrankungen deuten darauf hin, dass diese Patienten Stuhl- und Urininkontinenz neben Abhängigkeit von künstlicher Beatmung und Ernährung sowie völliger Pflegeabhängigkeit von Dritten als schlechteres Behandlungsergebnis werten als den Tod (Rubin et al. 2016).

Diagnostik und Differenzialdiagnostik

Aus medizinischen und auch aus ökonomischen Gründen ist es sinnvoll, bei Patienten mit Stuhlinkontinenz eine schrittweise, praxisorientierte Diagnostik durchzuführen (Tab. 3).
Tab. 3
Stufendiagnostik der Stuhlinkontinenz (Brunner et al. 2019b)
Stufe
Diagnostische Maßnahmen
Basisdiagnostik
– Anamnese
– Erhebung von Scores
– Führen eines Stuhltagebuchs (+ ggf. Ernährungstagebuchs)
– Klinische Untersuchung (Inspektion, Palpation, Proktoskopie, Rektoskopie) mit Defäkationssimulation (Valsalva) und Testung der anorektalen Sensibilität
Ergänzende Diagnostik
– Anorektale Endosonografie
– Anorektale Manometrie
Koloskopie mit ggf. Stufenbiopsien
– Defäkografie (konventionell, MRT)
Erweiterte Diagnostik
– Neurologische Untersuchungen (Basisuntersuchung, Beckenboden-EMG, Pudendusdiagnostik)
– Ergänzende Bildgebung (MRT, CT, Kolontransitzeit)
– Konsiliaruntersuchung (Gynäkologie, Urologie)
MRT Magnetresonanztomografie, EMG Elektromyografie, CT Computertomografie

Basisuntersuchung

Anamnese

Grundlage jeder Inkontinenzdiagnostik bildet eine ausführliche und subtile Anamnese. Allein die Erhebung der Anamnese erlaubt die Diagnosestellung „Inkontinenz“. Sie kann wichtige Hinweise auf die Ätiologie geben und bildet damit eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für die folgende Diagnostik und Therapie. Es ist essenziell, bei der Gesprächsführung das Stigma der Erkrankung zu bedenken, aber wesentliche Aspekte der Krankheitsausprägung sorgfältig zu erfragen.
Grundlegende Anamnesebestandteile bei Stuhlinkontinenz (Brunner et al. 2019b)
Stuhlkonsistenz und Nahrungsmittel
Inkontinenzhäufigkeit (Stuhltagebuch)
Art und Schwere der Inkontinenz (für Gase, für flüssigen Stuhl, für festen Stuhl)
Erfassung des Leidensdrucks (Einschränkung der alltäglichen Tätigkeiten, ...)
Ernährungsgewohnheiten
Aktuelle Medikation
Erfassung einer begleitenden Stuhlentleerungsstörung
Voroperationen
Urogynäkologische Anamnese (Harninkontinenz, Geburten, Geburtstraumata)
Die Verwendung von Stuhltagebüchern, standardisierten Fragebögen sowie generalisierten und krankheitsspezifischen Lebensqualitäts-Scores hilft, die Symptome im Detail zu dokumentieren und das Ausmaß der Beschwerden und ihren Einfluss auf die Lebensqualität zu quantifizieren.
Die am häufigsten verwendeten Scoring-Systeme sind der Cleveland Clinic Incontinence Score (Jorge und Wexner 1993) und der St. Markʼs Incontinence Score (Vaizey et al. 1999). Die Bristol Stool Charts (Lewis et al. 1997; Heaton et al. 1994) erlauben es, die Stuhlkonsistenz anhand einer 7-Punkte-Skala zu klassifizieren.
Das Erfassen des Ausmaßes der Beeinträchtigung der Lebensqualität ist für die Entscheidungsfindung des therapeutischen Vorgehens grundlegend. Die subjektive Wahrnehmung der Stuhlinkontinenz und die subjektive Einschätzung hinsichtlich der damit einhergehenden Lebensqualitätseinschränkung variiert erheblich: Zum einen ist die Korrelation von Symptomschwere und Einschränkung der Lebensqualität nicht linear, zum anderen ist das Vermögen, mit der Inkontinenzsymptomatik umzugehen, individuell sehr unterschiedlich und von einer Vielzahl von Faktoren wie z. B. Berufstätigkeit und sozialem Umfeld abhängig. Auch aus diesen Gründen ist eine strukturierte Erhebung der Lebensqualität wichtig. Sie wird meist durch krankheitsunspezifische Scoring-Systeme (z. B. SF-36) und krankheitsspezifische Scores durchgeführt, wie z. B. dem Fecal-Incontinence-Quality-of-Life(FIQoL)-Instrument, das versucht, Einschränkungen in 4 verschiedenen Kategorien (Lifestyle, Coping, Behavior, Depression und Awareness) im Zusammenhang mit der Stuhlinkontinenz zu quantifizieren (Rockwood et al. 2000). Die im Rahmen der Anamneseerhebung zur Anwendung kommenden Score-Messinstrumente werden auch verwendet, um die klinische Wirksamkeit therapeutischer Interventionen zu erfassen und zu quantifizieren. In jüngster Zeit gewinnen zunehmend „Patient reported outcome measures (PROMs)“ bei der Beurteilung der klinischen Relevanz des Inkontinenzleidens und des Behandlungsergebnisses an Bedeutung.
Hinsichtlich einer differenzialdiagnostischen Abgrenzung ist bei der Anamnese wesentlich zu unterscheiden, ob das Symptom der Inkontinenz Sekundärphänomen, z. B. von malignen, entzündlichen Erkrankungen, oder von funktionellen Erkrankungen, z. B. explizit einer Stuhlentleerungsstörung, ist.

Inspektion/Palpation/Proktoskopie/Rektoskopie

Inspektion und Palpation des analen Sphinkters sowie des Beckenbodens sollten nicht nur statisch, sondern dynamisch erfolgen: in Ruhe, unter willkürlicher Kontraktion und unter Durchführung eines Valsalva-Manövers (Pressen). Bei der Inspektion lassen sich Veränderungen der Haut und der Morphologie wie Deformitäten, muskuläre Defekte, Narben oder Hauterosionen (die möglicherweise bereits auf eine Stuhlinkontinenz hinweisen können) identifizieren. Die Inspektion des Beckenbodens während des Kneifens und Pressens kann Zeichen der Beckenbodensenkung, Zelenbildung, weniger offensichtliche Muskeldefekte und möglicherweise koexistente urologische und gynäkologische Veränderungen aufzeigen. Die digitale Untersuchung ermöglicht, einen ersten Eindruck von Ruhe- und Willkürdruck, vom Vorliegen potenzieller Sphinkterdefekte, der Länge des Analkanals, vom Vorhandensein einer Rektozele, Intussuszeption oder auch von Arealen verminderter Willküraktivität z. B. aufgrund von Narben im Sphinkterbereich zu gewinnen. Der sog. PinPrick-Test (Berühren und Kratzen der perianalen Haut und des Anus stumpf und scharf) und die Beobachtung der ausgelösten reflektorischen Kontraktionen des analen Sphinkters (Anokutanreflex) dienen als basisneurologische Untersuchung, um die perianale kutane Sensibilität, die Reflexfunktion der quergestreiften Muskulatur des Sphinkters und des Beckenbodens und somit die Funktion der afferenten und efferenten Innervation zu überprüfen.
Die ergänzende visuelle Untersuchung der inneren Aspekte des Analkanals und des Rektums durch Proktoskopie und starre Rektoskopie sind obligat und dienen der Überprüfung der Anatomie und Morphologie, der Identifikation von Ursachen primärer Inkontinenz und dem Ausschluss potenzieller Ursachen sekundärer Inkontinenz.
Bereits durch die Durchführung der Basisdiagnostik kann bei der Mehrzahl der Patienten ohne weiterführende kostenintensive und patientenbelastende Diagnostik eine Einordnung der Inkontinenz erfolgen und entsprechende Therapiemaßnahmen eingeleitet werden.

Ergänzende Diagnostik: Endoanale Ultraschallsonografie, anorektale Manometrie, funktionelle Defäkografie

Bildgebung: Endosonografie, MRT
Endoanaler Ultraschall (EAUS) ist das bildgebende Verfahren der Wahl bei Patienten mit Stuhlinkontinenz. Die Untersuchungstechnik ist einfach durchzuführen und hat bei entsprechender Erfahrung des Untersuchers eine hohe Sensitivität und Spezifität in der Identifikation von Defekten des internen und externen analen Sphinkters. Pathologische morphologische Befunde der Sphinktere korrelieren allerdings nicht zwingend mit einer klinischen Präsentation des Symptoms Inkontinenz.
Der EAUS erlaubt die Beurteilung der Dicke, Länge und der strukturellen Integrität des externen und internen analen Sphinkters, der rektalen Mukosa, der Rektumwand, des Puborektalismuskels und der angrenzenden anatomischen Strukturen wie der Prostata, Vagina und Blase. Mit aktueller Ultraschalltechnik lassen sich die genannten anatomischen Strukturen in longitudinaler und horizontaler Ebene sowie als 3D-Rekonstruktionen darstellen. Die Korrelation der EAUS-Befunde mit intraoperativen Befunden ist hoch.
Anatomie und potenzielle Defekte des Sphinkterkomplexes, Beckenbodens und des Rektums können auch mittels MRT dargestellt werden. Während EAUS breit akzeptiert und zugänglich sowie relativ leicht durchzuführen ist und als essenzieller Bestandteil der initialen Diagnostik bei der Stuhlinkontinenz betrachtet werden kann, ist der Zugang zum MRT oft limitiert und die Untersuchung aufwendiger, sodass das Verfahren aktuell noch als Teil der erweiterten Diagnostik betrachtet wird.
Anorektale Manometrie
Mittels anorektaler Manometrie kann die Funktion des glattmuskulären internen analen Sphinkters (Ruhedruck, Länge, Hochdruckzone) und der quergestreiften Muskulatur des externen analen Sphinkters (Kneifdruck), die Perzeption der rektalen Füllung und Dehnung (erste Sensation, Stuhldrangempfinden, maximal tolerables Volumen), die Compliance des rektalen Reservoirs und die Reflexinteraktion zwischen Rektum und dem analen Sphinkter (rektoanaler Inhibitionsreflex) erfasst und quantifiziert werden. So wird ermöglicht, die Leistung der unterschiedlichen an der Kontinenz beteiligten Komponenten zu differenzieren. Da die Techniken der manometrischen Messmethoden variieren (wasserperfundierter versus „Solid-state-Katheter“, stationärer versus mechanischer „pull-through“), sind Vergleiche von Untersuchungsbefunden mitunter nur bedingt möglich. Die Normalwerte der jeweiligen Untersuchungstechnik sollten bei der Beurteilung mit in Betracht gezogen werden.
Standardmessparameter der anorektalen Manometrie
Sphinkterruhetonus
Sphinkterkneifdruck
Analkanallänge
Anorektaler Inhibitions- und Hustenreflex
Sensorische Schwellen für die Perzeption, Defäkation und Schmerzen
Defäkografie
Mit dem vermehrten Verständnis, dass sich auch morphologische Veränderungen des hinteren Beckenorgankompartiments wie eine Rektozele, Enterozele oder eine Intussuszeption mit dem Leitsymptom der Stuhlinkontinenz präsentieren können, gewinnt die bildgebende Diagnostik des Stuhlentleerungsvorganges mittels Defäkografie an Bedeutung. Während ein Rektumvollwandprolaps in der Regel im Rahmen der klinischen Basisuntersuchung eindeutig diagnostiziert werden kann, erlaubt die Defäkografie die Darstellung des dynamischen Defäkationsvorgangs und damit mit hoher Sicherheit die Detektion einer Intussuszeption, Rektozele oder Enterozele. Die Bildgebung kann sowohl mittels konventioneller Röntgenbildgebung oder mittels MRT durchgeführt werden. Generell bietet die MR-Defäkografie neben der fehlenden Strahlenbelastung den Vorteil der dynamischen Abbildung aller Beckenorgankompartimente und damit der Mitbeurteilung des vorderen und mittleren Beckenorgan- und Beckenbodenkompartiments, welche in einer relevanten Zahl der Patienten mit Stuhlinkontinenz mitbetroffen sind. Zwar kann die Beckenbodensonografie bei entsprechender Expertise eine Alternative zur Defäkografie sein, nichtsdestotrotz stellt die Defäkografie aktuell den Goldstandard dar. Die bildgebende Darstellung der Stuhlentleerung ist indiziert, wenn sich die Stuhlinkontinenz klinisch vergesellschaftet mit Stuhlentleerungsstörungen zeigt oder bei dem klinischen Verdacht einer Intussuszeption, Enterozele oder Rektozele.
Während die Endosonografie und Defäkografie hinsichtlich des therapeutischen Vorgehens richtungsweisend sein können (z. B. Detektion einer Sphinkterlücke oder einer klinisch primär nicht apparenten Stuhlentleerungsstörung), liegt die Bedeutung der anorektalen Manometrie im Kontext der Stuhlinkontinenz primär in der Quantifizierung von Funktionsdefiziten.

Erweiterte Diagnostik: Neurologische Diagnostik, ergänzende Bildgebung (MRT, CT, Kolontransitzeit)

Neurologische Untersuchung

Zur erweiterten speziellen Diagnostik zählen die neurologische Basisuntersuchung sowie elektrophysiologische Tests (Beckenboden-/Analsphinkter-EMG, Nervenleitungsgeschwindigkeitsmessung). Ziele dieser Untersuchungen sind die Differenzierung zwischen neurogenen und muskulären, peripheren und zentralen, akuten und chronischen neurogenen Störungen sowie der Ausschluss systemischer Erkrankungen wie multipler Sklerose oder einer diabetischen Neuropathie. Insgesamt spielt die neurologische Untersuchung eher eine Rolle bezüglich der Prognosebeurteilung als für die Therapieentscheidung.

Weiterführende bildgebende Verfahren (CT, MRT, Kolontransitzeit)

In besonderen klinischen Konstellationen können weiterführende bildgebende Verfahren hilfreich sein: Bei fehlender Untersuchbarkeit mittels Endosonografie z. B. aufgrund von Schmerzen oder bei Vorliegen angeborener Fehlbildungen wie z. B. einer Analatresie sowie bei sonstigen komplexen Beckenverhältnissen (z. B. nach multiplen Voroperationen) ist eine alternative bildgebende Diagnostik mittels MRT oder CT indiziert. Im Rahmen der diagnostischen Abklärung einer langjährigen chronischen Obstipation mit konsekutiver Inkontinenzproblematik ist die Durchführung einer Kolontransitzeit empfehlenswert.

Therapie

Therapieziele

Eine dezidierte Behandlung der Stuhlinkontinenz sollte erst initiiert werden, wenn alle sekundären Formen der Stuhlinkontinenz ausgeschlossen sind. Das Ziel der Behandlung ist die Symptomlinderung und in der Folge die Verbesserung der Lebensqualität. Die Linderung der Symptome zielt auf die Senkung der Häufigkeit und Schwere der Stuhlinkontinenzepisoden. Da der Zusammenhang zwischen der Schwere des Inkontinenzleidens und der damit verbundenen Minderung der Lebensqualität nicht linear ist, kann selbst eine nur moderate Verbesserung der Inkontinenz zu einer erheblichen Verbesserung der Lebensqualität führen.
Aufgrund der mannigfaltigen und teilweise auch kombiniert vorliegenden Ursachen der Stuhlinkontinenz sowie der unterschiedlichen Ausprägung der klinischen Symptome besteht für die Behandlung keine einheitliche Therapieempfehlung. Vielmehr sollte nach entsprechender Diagnostik unter Berücksichtigung konzeptioneller Strategien ein individuelles Therapiekonzept für jeden Patienten gefunden werden (Madoff et al. 2004; Mellgren 2010; Paquette et al. 2015). Die Therapie sollte stufenweise erfolgen, um mit geringstmöglicher therapeutischer Invasivität eine größtmögliche Symptomlinderung und Patientenzufriedenheit zu erreichen. Nicht selten kommen Kombinationen aus mehreren Behandlungskonzepten (konservativ, operativ) zum Einsatz, da diese effektiver als der Einsatz einzelner Therapien sein können.

Indikationsstellung und Therapiealternativen (konservativ, operativ)

Die Therapie ist an die individuellen Bedürfnisse und Erwartungen des Patienten anzupassen und abhängig von den pathomorphologischen und pathophysiologischen Gegebenheiten. Folgende Grundprinzipien sollten beachtet werden:
  • Von nicht invasiver zu invasiver Behandlung
  • Chirurgische Behandlung ist indiziert, falls konservative Maßnahmen nicht zu ausreichender Symptomlinderung führen
Die Definition von „ausreichend“ variiert individuell und orientiert sich maßgeblich an der Erwartung des einzelnen Patienten.
Die primäre Therapie der Stuhlinkontinenz ist nach entsprechender Diagnostik konservativ unter Einbeziehung von generellen Verhaltensmaßnahmen, medikamentösen Behandlungen sowie speziellen Darm- und Schließmuskeltrainingsprogrammen. Die konservativen Therapieoptionen zielen vor allem auf eine Verbesserung der Stuhlkonsistenz, eine kontrollierte, zeitlich planbare, möglichst vollständige Stuhlentleerung und eine Kräftigung des Beckenbodens und des Analsphinkters ab. Die Bandbreite der konservativen Behandlungsmethoden ist umfangreich. Die Wahl der Verfahren ist in der Regel praktisch ausgerichtet und orientiert sich auch an der Fähigkeit und Bereitschaft des Patienten, den Therapieempfehlungen zu folgen. Zielsetzung der Therapie ist in erster Linie eine Symptomlinderung.
Die verschiedenen konservativen Verfahren können einzeln, sequenziell oder auch kombiniert eingesetzt werden. Die Kombination mehrerer Behandlungsverfahren kann effektiver sein als der Einsatz einer einzelnen Behandlungsmethode, z. B. zeigte der Vergleich einer Monotherapie mittels Biofeedback-Training oder medikamentöser Therapie mit einer Kombinationstherapie der beiden genannten Maßnahmen, dass unter Kombinationstherapie ein signifikant besseres Therapieergebnis erzielt wurde – signifikante Abnahme der Inkontinenzepisoden ohne Vorwarnung (p = 0,04), signifikante Abnahme der Stuhlgänge mit Drangkomponente (p = 0,001), signifikante Verbesserung der rektalen Sensibilität (p < 0,01) (Sjödahl et al. 2015). Konservative Maßnahmen können auch additiv nach operativen Eingriffen angewendet werden.
Der Schwerpunkt der folgenden Darstellung liegt auf den aktuell angewendeten und anwendbaren chirurgischen Behandlungsmethoden der Stuhlinkontinenz. Für die Verfahren des magnetischen Analsphinkters, des Artificial Bowel Sphincter und der dynamischen Graziloplastik ist die notwendige technische Ausrüstung derzeit nicht mehr verfügbar. Diese operativen Techniken werden im Folgenden nicht erläutert. Die Anlage eines Kolostomas ist nach wie vor eine chirurgische Therapieoption zur Vermeidung der Stuhlinkontinenzsymptomatik. Das Indikationsspektrum und die Ergebnisse der Stomaanlage finden sich in Tab. 4.
Tab. 4
Vergleich der chirurgischen Behandlungsverfahren einer Stuhlinkontinenz im Hinblick auf das Indikationsspektrum, die Effizienz, die Morbidität und den Empfehlungsgrad von ICI und ASCRS. (Mod. nach Brunner et al. 2019a)
 
Sphinkteroplastik
Sphinkteraugmentation
Neuromodulation
Kolostoma
Ventrale Netzrektopexie
Einsatz/Indikation
Definierter Sphinkterdefekt
Passive Stuhlinkontinenz
Breites Indikationsspektrum,
für Patienten mit und ohne Sphinkterdefekt geeignet
Patienten mit fehlgeschlagenen anderen Therapieoptionen oder Patienten, die keine anderen Therapien wünschen
Stuhlinkontinenz im Rahmen von Senkungen des hinteren Beckenorgan-/Beckenbodenkompartiments
Effizienz
Kurzzeitverlauf: Verbesserung bei bis zu 86 % der Patienten
Langzeitverlauf: Nach 5–10 Jahren ca. 25–40 % kontinent
Hohe Zufriedenheit
BA: 52 % der Patienten mit einer mindestens 50 %igen Reduktion der Inkontinenzepisoden, keine Langzeitergebnisse
GK: 56 % der Patienten mit mindestens 75 %iger Verbesserung der Inkontinenzparameter, 13 % vollständig kontinent, keine Langzeitergebnisse
SK: 52 % der Patienten mit mindestens 50 %iger Verbesserung der Inkontinenzparameter, 11 % vollständig kontinent,
keine Langzeitergebnisse
SNS: 71–89 % der Patienten mit einer mindestens 50 %igen Verbesserung, konstanter Therapieeffekt auch im Mittel- und Langzeitverlauf, signifikante Verbesserung der Lebensqualität
PTNS: 38 % der Patienten mit mindestens 50 %iger Verbesserung, allerdings auch mindestens 50 %ige Verbesserung bei 31 % der Patienten mit Placebobehandlung
80 % der Patienten mit Stuhlinkontinenz, bei denen ein Stoma angelegt wurde, würden sich wieder für eine Stomaanlage entscheiden
Bei 20–92 % der Patienten zeigte sich eine Verbesserung der Stuhlinkontinenz, die mediane Verbesserung des FISI (Fecal Incontinence Severity Index) liegt bei 16–25 Punkten, bisher begrenzte Langzeitergebnisse
Morbidität
Moderat
BA, GK: Gering
Gering
Moderat
Moderat
ICI-Empfehlungsgrad
C
BA: C
SNM: B
PTNS: D
C
C*
Empfehlung
Guideline American Society of Colon and Rectal Surgeons
Einsatz bei definiertem Sphinkterdefekt sinnvoll
Empfehlung: stark
Evidenzqualität: moderat
BA, GK: Bei Patienten mit passiver Stuhlinkontinenz
Empfehlung: schwach
Evidenzqualität: moderat (BA, GK)
SK: bislang kein Empfehlungsgrad vorliegend
SNM: Chirurgische Erstlinientherapie
PTNS: Einsatz möglich
Empfehlung: stark (SNM), schwach (PTNS)
Evidenzqualität: moderat (SNM), gering (PTNS)
Option für Patienten, bei denen andere Therapieoptionen fehlgeschlagen sind oder welche keine anderen Methoden wünschen
Evidenzqualität: gering
Bei Stuhlinkontinenz als Folge einer anatomischen Pathologie (u. a. Senkungen des hinteren Beckenorgan-/Beckenbodenkompartiments)
Empfehlung: starka
Evidenzqualität: gering*
a Diese Empfehlungen beziehen sich auf die Korrektur anatomischer Pathologien, welche eine Stuhlinkontinenz bedingen, und nicht explizit auf die Durchführung einer ventralen Netzrektopexie
ICI International Consultation on Incontinence, ASCRS American Society of Colon and Rectal Surgeons, BA Bulking Agents, GK Gatekeeper, SK Sphinkeeper, SNS Sakralnervstimulation, SNM sakrale Neuromodulation, PTNS N.-tibialis-posterior-Stimulation

Operative Therapie

Sphinkterplastik

Bei der Sphinkterplastik wird eine Lücke des M. sphincter ani externus ± des M. sphincter ani internus mittels Naht der verbliebenen Muskelbäuche verschlossen. Der Verschluss kann mittels Stoß-auf-Stoß-Adaptation des Muskels oder mittels überlappender Rekonstruktion durchgeführt werden. Die Naht des M. sphincter ani internus kann separat erfolgen (die Wertigkeit dieses Vorgehens ist umstritten). Die Rekonstruktion des Analsphinkters bei Vorliegen eines großen Defekts des M. sphincter ani externus (üblicherweise >90°) zeigt moderate Kurzzeitergebnisse, die sich im Langzeitverlauf verschlechtern (Lehto et al. 2013; Bravo Gutierrez et al. 2004): Nach 7–10 Jahren fehlt die klinische Wirksamkeit bei mehr als 50 % der Operierten (Tab. 4). Trotz der eingeschränkten klinischen Symptomlinderung im Langzeitverlauf ist ein nicht unerheblicher Anteil von 25–40 % der Patienten mit dem Ergebnis zufrieden.

Sphinkteraugmentation

Die Verfahren der Sphinkteraugmentation zielen darauf, die residuale Sphinkterfunktion zu verstärken. Für die Durchführung einer Schließmuskelaugmentation stehen aktuell die Injektion sogenannter „Bulking Agents“ oder das Einbringen eines „Gatekeepers“ – in der Weiterentwicklung eines „Sphinkeepers“ – zur Verfügung. Eine weitere Möglichkeit der Schließmuskelaugmentation mittels magnetischem Schließmuskel – einem um den M. sphincter ani externus gelegten Ring aus Titanperlen mit Magnetkern, die bei der Defäkation auseinanderweichen – ist aktuell nicht mehr verfügbar.
Bulking Agents
Die Injektion sogenannter Bulking Agents in die Analregion zur Augmentation des Analkanals wurde initial vor über 25 Jahren beschrieben (Shafik 1993). Seither wurden für diese Methode verschiedene Substanzen (Silikon, Kollagen, Dextranomer in Hyaloronsäure – NASHA/Dx) und Applikationstechniken (submukosal vs. intersphinktär, ultraschallgesteuert vs. palpatorisch) verwendet (Maeda et al. 2010). Während Bulking Agents in der Urologie zur Behandlung einer Urininkontinenz erfolgreich eingesetzt werden, ist die Verbreitung und Evidenz dieser Methode zur Behandlung der Stuhlinkontinenz aufgrund der unterschiedlichen verwendeten Substanzen und Techniken, stark variierender publizierter Ergebnisse, fehlender Langzeitresultate sowie teilweise nicht optimaler Studiendesigns deutlich geringer.
Das Interesse am Behandlungskonzept der Bulking Agents wurde aufgrund einer großen randomisierten placebokontrollierten Untersuchung aus dem Jahre 2011 erneuert. In dieser Studie wurde das Ergebnis von 136 Patienten mit Stuhlinkontinenz, bei denen Dextranomer in Hyaloronsäure (NASHA/Dx) über einen transluminalen Zugang submukös in 4 Depots im Analkanal injiziert wurde, mit 70 Stuhlinkontinenzpatienten mit Placeboinjektion im Kurzzeitverlauf verglichen. Bei 80 % der Patienten wurde aufgrund von fehlender klinischer Wirksamkeit einen Monat nach Erstinjektion eine weitere submuköse Applikation von NASHA/Dx-Depots durchgeführt. Nach 6 Monaten fand sich bei 53 % der Patienten mit NASHA/Dx-Injektion eine Reduktion der Inkontinenzepisoden von mindestens 50 %, jedoch auch bei 32 % der Patienten mit Placeboinjektion. 6 % der faktisch behandelten Patienten waren nach 6 Monaten vollständig kontinent (Graf et al. 2011). Eine Übersichtsanalyse zeigte die Ergebnisse der Behandlung mit Bulking Agents nach einem mittleren Follow-up von 23,7 Monaten bei 889 Patienten, die in 23 Studien inkludiert waren: Es fand sich eine Verbesserung des Cleveland Clinic Incontinence Scores von präoperativ 12,4 auf 7,7 zum Zeitpunkt des letzten Follow-ups (Hong et al. 2017).
Eine vergleichende Untersuchung von Patienten mit Stuhlinkontinenz, die mittels Injektion von quer vernetztem Schweinekollagen (Permacol) oder mit sakraler Neuromodulation (SNM) behandelt wurden, zeigte, dass SNM der Injektion von Permacol bezüglich einer Reduktion des St. Mark’s Incontinence Scores nach 6 Monaten und hinsichtlich der Veränderung der Lebensqualität deutlich überlegen ist (Rydningen et al. 2017).
In der Zusammenschau erscheinen vorwiegend Patienten mit passiver Inkontinenz, milder Symptomatik und fehlendem Sphinkterdefekt für die Anwendung von Bulking Agents besonders geeignet (Abb. 1). Die Fragen nach der optimalen Substanz, Dosierung und Applikationstechnik bleiben derzeit offen.
Gatekeeper, Sphinkeeper
Bei der Sphinkteraugmentation mittels „Gatekeeper“ werden selbstexpandierende Implantate aus Polyacrylonitril in den Intersphinktärraum zwischen den Mm. sphincter ani internus und externus platziert. Die Implantation erfolgt unter endosonografischer Kontrolle und ähnelt einer Injektion. In 6 Positionen werden die Implantate, die nach Platzierung ihren Durchmesser von 1,2 mm auf 7 mm vergrößern und sich von 21 mm auf 17 mm verkürzen, zirkulär im Intersphinktärraum positioniert. Die erzielte Augmentation des Sphinkters resultiert in einer signifikanten Verbesserung der Stuhlinkontinenz- und Lebensqualitäts-Scores: 56 % der Patienten wiesen eine mindestens 75 %ige Verbesserung aller erfassten Inkontinenzparameter auf, 13 % der Patienten waren vollständig kontinent (Ratto et al. 2016a). Zudem zeigt sich eine signifikant geringe Inkontinenzrate für Gas.
Der sogenannte „Sphinkeeper“ ist eine Weiterentwicklung der „Gatekeeper-Technik“, bei dem nicht nur 6, sondern 10 Implantate zirkumferenziell im Intersphinktärraum platziert werden (Ratto et al. 2016b). In einer Einzelcenter-Kohorte und einer Multicenter-Untersuchung zeigten sich signifikante Verbesserungen für Stuhlschmieren, Inkontinenz für Gas, flüssig und festen Stuhl, des St. Mark’s Incontinence Scores und des Cleveland Clinic Incontinence Scores. Das Verfahren wird als komplikationsarm beschrieben (Litta et al. 2020; Leo et al. 2020).

Neuromodulationstechniken

Zwei Techniken der Neuromodulation kommen in der Behandlung der Stuhlinkontinenz zur Anwendung, die sakrale Neuromodulation (SNM, auch Sakralnervstimulation (SNS) genannt) und die N.-tibialis-posterior-Stimulation (PTNS).
Sakrale Neuromodulation (SNM)
Seit 1995 hat sich die sakrale Neuromodulation insbesondere aufgrund des konstanten Behandlungserfolgs im Kurz- und Langzeitverlauf sowie geringer Morbidität zu dem zentralen chirurgischen Behandlungsverfahren der Stuhlinkontinenz entwickelt (Abrams et al. 2017).
Die SNM kann in Lokal- oder Allgemeinanästhesie durchgeführt werden. Das Verfahren besteht üblicherweise aus 2 Schritten. Zunächst erfolgt im 1. Schritt eine sogenannte perkutane Nervenevaluation (PNE). Hierfür werden perkutan mit Stimulationsnadelelektroden von dorsal die sakralen Foramina S3 oder S4 punktiert, sodass die Spitze der Nadelelektroden an den Sakralnerven im Bereich der ventralen Öffnung der sakralen Foramina S3 oder S4 zu liegen kommen. Bei adäquater analer Sphinkterantwort auf die Stimulation werden die Nadelelektroden mittels Seldinger-Technik entweder durch vorübergehende Testelektrode/n oder eine Elektrode, die im Falle einer erfolgreichen Probestimulation zur Dauerstimulation weiterverwendet werden kann, ersetzt.
Nach Konnektion dieser Elektrode mit einem externen Impulsgeber folgt anschließend eine Testphase mit chronischer Niederfrequenzstimulation. Für den möglichen Erfolg der Probestimulation gibt es keine prädiktiven klinischen Faktoren. Bei mindestens 50 %iger Symptomverbesserung (Inkontinenzepisoden oder Tage mit Inkontinenzepisoden während des Beobachtungzeitraumes) während der Testphase wird in einem 2. Schritt eine permanente Elektrode implantiert (sofern die Testung mit vorübergehenden Elektroden durchgeführt worden war) und mit einem subkutan, in der Regel gluteal implantierten Impulsgeber verbunden. Sollte die Testung bereits mit einer permanent zu benutzenden Elektrode durchgeführt worden sein, erfolgt lediglich die Konnektion und Implantation eines permanenten Impulsgebers. Eine klinisch erfolgreiche Probestimulation hat eine hohe Voraussagekraft für die Wirksamkeit der endgültigen chronischen Stimulation mittels permanentem Elektrodensystem (Altomare et al. 2015). Etwa 25 % der Probestimulationen bleiben ohne ausreichende klinische Wirkung (Altomare et al. 2015).
Vorteile der SNM sind die geringe Invasivität und hohe klinische Wirksamkeit sowie die Möglichkeit, mittels Probestimulationsphase die therapeutische Wirkung im Vorfeld zu prüfen. Zudem ist die sakrale Neuromodulation aufgrund der Wirksamkeit bei einigen Formen der Urininkontinenz für Patienten mit Doppelinkontinenz von besonderem Interesse.
Initial beschränkte sich das Indikationsspektrum der SNM auf die idiopathische Stuhlinkontinenz bei morphologisch intaktem Sphinkter. Heutzutage ist das Indikationsspektrum weit und umfasst multiple Entitäten der Stuhlinkontinenz – u. a. iatrogene, neurogene, kongenitale, LARS(„low anterior resection syndrome“) – sowie spinale Läsionen (Altomare et al. 2015). Auch beim Vorliegen eines analen Sphinkterdefekts kann eine SNM therapeutisch effektiv sein.
Die therapeutische Wirksamkeit der SNM hinsichtlich Symptomlinderung und Lebensqualitätssteigerung ist sowohl im Kurzzeit- wie auch im Langzeitverlauf wiederholt nachgewiesen. Untersuchungen der letzten Jahre mit größeren Fallzahlen und Follow-ups von über 5 Jahren haben die Evidenz der SNM vor allem im Hinblick auf Langzeitergebnisse weiterentwickelt. Erfolgsraten von 89 % und das Erreichen einer vollständigen Kontinenz bei 36 % der Patienten 5 Jahre nach Implantation eines permanenten Elektrodensystems (Hull et al. 2013), eine signifikante Abnahme der Inkontinenzepisoden (16,1 auf 3,0 Episoden in 3 Wochen) bei einem Follow-up von über 7 Jahren (Janssen et al. 2017), eine signifikante Verbesserung, den einsetzenden Stuhldrang länger zu verzögern (1,5 auf 7,5 min) sowie eine mit der Normalbevölkerung vergleichbare Lebensqualität (gemessen mittels SF-36 und FIQoL-Score) bei Therapiewirkung (Janssen et al. 2017) bestätigen die hervorragende Wirksamkeit der SNM. Die klinische Wirksamkeit ist zudem mit einer nachhaltigen Steigerung der Lebensqualität vergesellschaftet (Tan et al. 2011).
Die Therapieadhärenz ist hoch: Nach 7 Jahren ist die Therapie noch bei 76 % der Patienten aktiv (Widmann et al. 2019). Das Komplikationsrisiko ist moderat, z. B. liegt die Explanationsrate aufgrund von Infektionen zwischen 1,7% (Maeda et al. 2011) und 6,25 % (Wong et al. 2012).
Reprogrammierungen des Impulsgebers können notwendig werden, Impulsgeberwechsel bei Erschöpfung der Impulsgeberbatterie sind notwendig. Die Lebensdauer der aktuell verwendeten Impulsgeberbatterie liegt bei 5–7 Jahren (Knowles et al. 2020).
Die Technik der Elektrodenimplantation wurde jüngst modifiziert und verbessert (Matzel et al. 2017). Es ist zu erwarten, dass eine optimierte Elektrodenposition zu niedrigeren Stimulationsintensitäten und in der Folge zu verlängerter Batterielebensdauer, zu weniger unerwünschten Nebenwirkungen, zu geringerem Versagen der Probestimulation und zu verbessertem klinischen Ergebnis führt.
N.-tibialis-posterior-Stimulation(PTNS)
Zur Reduktion der ohnehin geringen Invasivität und Morbidität der SNM wurde als alternative Neurostimulationsmethode die Stimulation des Nervus tibialis posterior – eines gemischt sensorischen und motorischen Nervs, der seinen Ursprung im lumbosakralen Bereich (L4–S3) hat – über eine transkutane Pflasterelektrode oder eine perkutane Nadelelektrode über dem medialen Malleolus medialis entwickelt. Das Verfahren erfolgt ambulant. Die angewendeten Stimulationsprotokolle variieren hinsichtlich der Dauer der einzelnen Anwendungen, der Intervalle zwischen den einzelnen Anwendungen, der Gesamtzahl der Stimulationsapplikationen sowie der Gesamtzeit, über die sich die Stimulationsapplikationen erstrecken. In der Behandlung der Stuhlinkontinenz wurden in initialen Kohortenstudien die Kurzzeiterfolge mit 59–71 % beschrieben. Diese Ergebnisse wurden 2015 durch eine randomisierte Multicenter-Studie in Frage gestellt: Eine mindestens 50 %ige Reduktion der Stuhlinkontinenzepisoden nach 12 Zyklen Stimulation mittels Nadelelektrode à 30 min einmal pro Woche zeigte sich im Vergleich zu einer Scheinbehandlung nicht signifikant unterschiedlich (38 % vs. 31 %, p = 0,396) (Knowles et al. 2015). Dieses Ergebnis wurde durch eine weitere randomisiert-kontrollierte Studie bestätigt (van der Wilt et al. 2017). Eine Ex-post-Subanalyse der Daten der oben genannten, multizentrischen Untersuchung deutet darauf hin, dass das Verfahren möglicherweise bei Drangstuhlinkontinenz effizienter sein kann (Horrocks et al. 2017). Der Stellenwert der PTNS ist damit eingeschränkt.

Ventrale Netzrektopexie

In den letzten Jahren setzte sich die Erkenntnis durch, dass Stuhlinkontinenz nicht selten im Rahmen einer quasi maskierten Stuhlentleerungsstörung bei morphologischen Veränderungen des hinteren Beckenorgan-/Beckenbodenkompartiments (z. B. Intussuszeption, Rektumvollwandprolaps, Enterozele oder Rektozele) auftreten kann. Infolgedessen haben chirurgische Verfahren zur anatomischen Korrektur dieser morphologischen Veränderungen an Bedeutung gewonnen. Diese Erkenntnis findet sich auch in den chirurgischen Behandlungsalgorithmen (ICI-Guidelines) abgebildet (Abb. 1) (Abrams et al. 2017).
Während eine Vielzahl an chirurgischen Methoden, transanal und transabdominell, zur Korrektur des hinteren Beckenbodenkompartiments zur Verfügung steht, hat sich in jüngster Zeit vor allem die ventrale Netzrektopexie (D’Hoore et al. 2004) als klinisch effektives, sicheres und rezidivarmes Verfahren zur Therapie morphologischer Veränderungen des hinteren Beckenorgan-/Beckenbodenkompartiments und deren funktionellen Folgen herauskristallisiert (Brunner et al. 2018; Consten et al. 2015). Wesentliche Vorteile der ventralen Netzrektopexie sind zum einen das nichtresezierende, organerhaltende Vorgehen sowie die fehlenden Notwendigkeiten einer Anastomose und einer vollständigen lateralen und dorsalen Mobilisierung des Rektums. Hierdurch kann die Gefahr einer Verletzung des Plexus hypogastricus und damit das De-novo-Auftreten von funktionellen Stuhlentleerungsstörungen durch Denervierung minimiert werden (D’Hoore et al. 2004). Die ventrale Netzrektopexie kann sowohl konventionell laparoskopisch als auch roboterassistiert sowie unter Verwendung eines synthetischen oder biologischen Netzes durchgeführt werden. Die Komplikationsrate ist niedrig. Die anatomische Rekonstruktion resultiert in einer signifikanten Verbesserung der Stuhlinkontinenz (Tab. 4) (Brunner et al. 2018; Consten et al. 2015; van Iersel et al. 2016).
Die minimalinvasive – laparoskopische oder roboterassistierte – Technik der ventralen Netzrektopexie kann in 3 Operationsschritte gegliedert werden (D’Hoore et al. 2004). Der 1. Schritt beinhaltet die peritoneale hockeyschlägerförmige Inzision des Peritoneums, beginnend an der rechten mesorektalen Umschlagsfalte vom Promontorium bis zum tiefsten Punkt im kleinen Becken (Douglas-Raum) sowie die Präparation vom Douglas-Raum im Spatium rectovaginale bis auf den Beckenboden. Im 2. Schritt wird das Netz distal beckenbodennah, beginnend an der Vorderwand des Rektums, mittels Nähten und anschließend ventral am Promontorium befestigt. Im 3. Schritt folgt der Verschluss der initialen peritonealen Inzision mittels fortlaufender Naht. Durch diese Reperitonealisierung wird das eingebrachte Netz geschützt und durch die Erstellung eines Neo-Douglas-Raums eine Rezidivprophylaxe für Enterozelen geschaffen.

Fazit

Die Therapie der Stuhlinkontinenz sollte nach zielgerichteter Diagnostik individualisiert und stufenweise erfolgen, um mit geringstmöglicher therapeutischer Invasivität einen größtmöglichen Therapieeffekt zu erreichen. Therapeutische Zielsetzung ist die Symptomlinderung und in der Folge die Verbesserung der Lebensqualität.
Studien der letzten Jahre haben folgende Aspekte hervorgehoben: Patient reported outcome measures (PROMs) gewinnen bei der Beurteilung des Behandlungsergebnisses an Bedeutung. Primär kommen konservative Therapien zum Einsatz. Im Rahmen der konservativen Inkontinenztherapie haben sich Kombinationstherapien als besonders wirksam erwiesen. Chirurgische Therapien sind in Betracht zu ziehen, wenn konservative Maßnahmen zu einer unzureichenden Symptomlinderung führen. Der Langzeiterfolg der Sphinkterplastik ist gering. Die Evidenz der nachhaltigen klinischen Wirksamkeit der sakralen Neuromodulation wächst und bekräftigt damit die Bedeutung der SNM als führende Therapie unter den chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten. Bulking Agents stellen eine Therapieoption bei passiver Stuhlinkontinenz dar, wenngleich die Evidenz aufgrund der unterschiedlichen verwendeten Substanzen und Techniken sowie fehlender Langzeitergebnisse eingeschränkt ist. Zur Behandlung einer Stuhlinkontinenz im Rahmen einer maskierten Stuhlentleerungsstörung hat sich die ventrale Netzrektopexie zunehmend etabliert. Mehrere in der Vergangenheit angewendete chirurgische Verfahren stehen aktuell nicht mehr zur Verfügung: Magnetischer Sphinkter, dynamische Graziloplastik oder Artificial Bowel Sphincter. Neuere Verfahren bedürfen der weiteren Evaluierung oder Reevaluierung: Die aktuelle Datenlage erlaubt noch keine dezidierte Empfehlung für Gatekeeper/Sphinkeeper und die N.-tibialis-posterior-Stimulation sowie keine exakte Einordnung im chirurgischen Armentarium. Für neuere Therapieansätze wie Stammzelltherapie, intravaginales Kompressionspessar, Radiofrequenzenergie und die Puborektalisschlinge werden weiterführende Daten erwartet.
In Zusammenschau der Literatur (Abrams et al. 2017) ergeben sich hinsichtlich der chirurgischen Therapie der Stuhlinkontinenz zum aktuellen Zeitpunkt folgende Therapieempfehlung der International Consultation on Incontinence (ICI) (Abb. 1).
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