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Autoantikörper gegen Phospholipase-A2-Rezeptoren

Verfasst von: W. Stöcker und W. Schlumberger
Autoantikörper gegen Phospholipase-A2-Rezeptoren
Synonym(e)
Autoantikörper gegen PLA2R; Anti-PLA2R-Autoantikörper
Englischer Begriff
autoantibodies against phospholipase A2 receptors (PLA2R); anti-PLA2R autoantibodies
Definition
Autoantikörper gegen Phospholipase-A2-Rezeptoren vom M-Typ sind spezifische Marker für die primäre membranöse Nephropathie (pMN; Synonym: primäre membranöse Glomerulonephritis, pMGN).
Funktion – Pathophysiologie
Die membranöse Nephropathie (MN) ist durch eine chronische Entzündung der Nierenkörperchen (Glomeruli) mit zunehmender Nierenfunktionseinschränkung gekennzeichnet. Der primären Form der MN liegen Autoimmunreaktionen zugrunde, die sich gegen die Transmembranproteine PLA2R und THSD7A (Autoantikörper gegen THSD7A (thrombospondin type 1 domain containing 7A)) und eventuell weitere, bislang nicht identifizierte Antigene richten. Die Proteine befinden sich auf der Oberfläche der Podozyten in humanen Glomeruli, die durch die Bindung der Autoantikörper beschädigt werden. Im Bereich der glomerulären Basalmembran lagern sich Immunkomplexe „in situ“ ab und aktivieren das Komplementsystem, es kommt zu Überproduktion extrazellulärer Matrixproteine, Zerstörung des Zytoskeletts der Podozyten, Verdickung der Basalmembran und Proteinurie.
MN ist die häufigste Ursache für ein nephrotisches Syndrom (Symptomkomplex aus Proteinurie, Hypoproteinämie mit Hypoalbuminämie, Hyperlipoproteinämie, Ödemen). Je stärker die Proteinurie ist, desto höher ist das langfristige Risiko für ein Nierenversagen, zudem besteht eine hohe Mortalität in Zusammenhang mit thromboembolischen und kardiovaskulären Komplikationen.
Analytik
Autoantikörper gegen PLA2R werden mittels Enzyme-linked Immunosorbent Assay, indirekter Immunfluoreszenz (Immunfluoreszenz, indirekte) unter Verwendung PLA2R-transfizierter HEK293-Zellen als Substrat, oder Western blot nachgewiesen.
Untersuchungsmaterial
Probenstabilität
Autoantikörper sind bei +4 °C bis zu 2 Wochen lang beständig, bei −20 °C über Monate und Jahre hinweg.
Diagnostische Wertigkeit
Bis zur Identifizierung des PLA2R als spezifisches Zielantigen in der primären membranösen Nephropathie erfolgte die Diagnose der MN ausschließlich durch histologische sowie elektronenmikroskopische Untersuchung von Nierenbiopsien. Kennzeichnend ist hierbei die Ablagerung von Immunkomplexen auf der Außenseite der glomerulären Basalmembran. Mittlerweile stellt der Nachweis der Autoantikörper gegen PLA2R und THSD7A eine nicht invasive Alternative in der Diagnostik der MN dar. Anti-PLA2R-Antikörper gehören der Immunglobulinklasse IgG an, sind hochspezifisch und können im Serum von bis zu 75 % der Patienten mit primärer MN nachgewiesen werden. Bei Patienten mit sekundärer MN (MN als Folge einer anderen Grunderkrankung) wurden Anti-PLA2R-Antikörper nur in Einzelfällen beschrieben, wobei nicht ausgeschlossen werden konnte, dass in diesen Fällen die Grunderkrankungen parallel zu einer primären MN auftraten. Der Anti-PLA2R-Antikörpertiter korreliert mit der Krankheitsaktivität, wobei ein Anstieg, Rückgang oder Verschwinden der Antikörper dem klinischen Bild vorangeht. Somit hat die Bestimmung des Antikörpertiters einen hohen prädiktiven Wert zur Vorhersage einer klinischen Remission (spontan oder durch erfolgreiche Therapie) oder eines Rezidivs sowie zur Risikoeinschätzung des Wiederauftretens der MN nach einer Nierentransplantation. Bei Patienten mit Verdacht auf MN und negativem Anti-PLA2R-Befund ist die Untersuchung der Anti-THSD7A-Antikörper (vgl. Autoantikörper gegen THSD7A (thrombospondin type 1 domain containing 7A)) sinnvoll.
Literatur
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