Erschienen in:
29.12.2023 | ICSI | Leitthema
Therapie des unerfüllten Kinderwunsches bei Frauen ab 40 Jahren
Nicht zu wenig, nicht zu viel
verfasst von:
Christian Gnoth
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
|
Ausgabe 1/2024
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Zusammenfassung
Der unerfüllte Kinderwunsch bei Patientenpaaren mit einer Frau von 40 Jahren oder älter geht meistens auf einen Eizellfaktor zurück. Nur noch jede zehnte Eizelle hat die Chance auf eine Lebendgeburt. Die Spontankonzeptionsaussichten sind über längere Beobachtungszeiträume hoch und erreichen für eine 40-Jährige 30–50 %. Spätestens nach 6 erfolglosen Zyklen profitieren betroffene Paare jedoch von einer assistierten Reproduktionstechnik (ART) mit einer erhöhten Chance auf Schwangerschaft und Lebendgeburt. Die Chancen steigen dann um mindestens 10 %/Zyklus, und die Zeit bis zur Schwangerschaft („time to pregnancy“, TTP) ist kürzer, wenn Behandlungszyklen direkt aufeinander folgen. Diese Vorteile werden nur mit durchschnittlich 5 Eizellen/Follikelpunktion erreicht, und das Anti-Müller-Hormon (AMH) sollte über 1,4 ng/ml liegen. Einem doppelten Embryotransfer (DET) kann zugestimmt werden, da sich die Chancen auf einen Erfolg verdoppeln. Demgegenüber erhöhen Inseminationen im monofollikulären Zyklus die Aussichten auf eine Schwangerschaft gegenüber der Spontankonzeptionsaussicht nicht und sind deshalb nur bei Kohabitationsproblemen sinnvoll. Vor jeder reproduktionsmedizinischen Maßnahme sollten die entstehenden Kosten und die physisch/psychisch-emotionalen Belastungen berücksichtigt werden. Liegen allerdings gravierende Sterilitätsfaktoren vor, bietet nur die ART überhaupt eine gewisse Chance auf eine Schwangerschaft.