Erschienen in:
23.02.2017 | Polytrauma | Originalien
Intramedulläre Lage von präklinisch angelegten intraossären Zugängen bei polytraumatisierten Patienten
Retrospektive, computertomographisch gestützte Evaluation
verfasst von:
Dr. med. G. Jansen, K. Leimkühler, F. Mertzlufft
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 3/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Die Anlage von intraossären Zugängen erfolgt in der präklinischen Notfallmedizin mit <1 % selten. Da jedoch diejenigen Patienten, bei denen die Anlage eines intraossären Zuganges indiziert wird, zumeist einen vaskulären Zugang aus vitaler Indikation benötigen, sind Kenntnisse um mögliche Anlagefehler von Bedeutung. Ziel der vorliegenden Arbeit war, anhand computertomographischer Daten die intramedulläre Lage intraossärer Kanülen zu untersuchen.
Methoden
Aus dem Zeitraum vom 01.01.2011 bis zum 31.12.2015 wurden an einem überregionalen Traumazentrum retrospektiv und vollständig anonymisiert alle Befunde der computertomographischen Traumaspiralen auf einliegende intraossäre Zugänge untersucht. Erfasst werden konnten der Punktionsort, das Punktionssystem mit verwendeter Nadel, Weichteil- und Knochendicke, der optimale Endpunkt der Kanülenspitze, Abweichungen von der aus der Literatur empfohlenen Lage und eingetretene sichtbare Anlagekomplikationen.
Ergebnisse
Bei 11 von 982 im Beobachtungszeitraum mit Verdacht auf eine Polytraumatisierung untersuchten Patienten (=1,12 %) waren 13 intraossäre Kanülen nachgewiesen worden. Verwendet worden war stets das Arrow EZ-IO Intraosseous Vascular Access System® (Firma Teleflex, P.O. Box 12600, Research Triangle Park, NC 27709, USA). Alle Kanülen lagen intramedullär, aber keine der Anlagen war gemäß den Empfehlungen erfolgt: In 7 Fällen wich der Punktionsort nach lateral, in 2 Fällen nach medial, in 4 Fällen nach kranial und in 2 Fällen nach kaudal ab. Die häufigste Lageabweichung war das zu tiefe Einbringen der Kanüle in 13 von 13 Fällen (100 %). Folge waren Weichteilkompression sowie ein Enden der Kanülenspitze unmittelbar vor der dorsalen Knochenwand.
Schlussfolgerung
Obwohl die intraossäre Punktion trotz deutlicher Schwankungen des prätibialen Weichteilmantels und der Kompaktadicke im Gesamtkollektiv in allen Fällen im intramedullären Raum gelang, deuten die vorliegend gefundenen nicht idealen Lagen aus retrospektiver Sicht darauf hin, dass die präklinischen Punktionen hätten idealkonformer durchgeführt werden können. Dieser Problematik sollte sich der Anwender bewusst sein, da das zu tiefe Einbringen der intraossären Nadel Weichteilkomplikationen hervorrufen oder unter Umständen eine intramedulläre Infusion erschweren könnte.