Erschienen in:
01.05.2008 | Journal Club
Ist die neurochirurgische Behandlung rupturierter Aneurysmen gefährlicher als die neuroradiologische Versorgung?
verfasst von:
PD Dr. M.-A. Weber
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 5/2008
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Zusammenfassung
Ziel
Ziel war die prospektive, vergleichende Evaluierung des langfristigen Outcome nach endovaskulärer und neurochirurgischer Behandlung aneurysmatisch bedingter Subarachnoidalblutungen (aSAB) mittels Magnetresonanztomographie (MRT).
Material und Methoden
Eingeholt wurden das Einverständnis der zuständigen Ethikkommission und gültige Einwilligungen der Patienten. Die Randomisierung der 168 Patienten (77 Männer, 91 Frauen, mittleres Alter 51 Jahre, Standardabweichung ±13) erfolgte zur chirurgischen bzw. endovaskulären Behandlung des rupturierten Aneurysmas. Ein Jahr nach aSAB wurden 138 (67 chirurgisch, 71 endovaskulär behandelte) Patienten MR-tomographisch untersucht. Das Vorhandensein von Läsionen, ihre Ausdehnung und ihre Ursache wurden analysiert mit dem Chi-Quadrat-, dem Mann-Whitney-U- und dem Student-t-Test. Weiterhin wurde die Korrelation zwischen magnetresonanztomographisch nachweisbaren parenchymatösen Hirnläsionen – hohe Signalintensitäten (SI) auf T2- und intermediär gewichteten Sequenzen – und neuropsychologischem Outcome mit Hilfe des Spearman-Korrelationskoeffizienten evaluiert.
Ergebnisse
Nur bei 44 (31,9%) der Patienten fanden sich keine aSAB-assoziierten Läsionen. Der „intention to treat“ entsprechend waren Läsionen häufiger nach chirurgischer als nach endovaskulärer Versorgung, v. a. im Frontallappen [chirurgisch: n=50 (70,4%) vs. endovaskulär: n=34 (50,7%), p=0,018)] und Temporallappen [n=34 (47,9%) vs. n=15 (22,4%), p=0,002]. Nur endovaskulär behandelte Patienten wiesen subtentoriale Läsionen auf [n=4 (6%), p=0,037]. Ischämische Läsionen im Versorgungsgebiet der tragenden Arterie zeigten sich häufiger bei den chirurgisch versorgten Patienten [n=33 (46,5%) vs. n=15 (22,4%), p=0,003], die korrespondierenden mittleren Volumina waren 20,9±46,5cm3 bzw. 17,6±35,8 cm3 (p=0,209). Ischämische Läsionen in weiter entfernten Gefäßgebieten unterschieden sich nicht in Häufigkeit und Größe. Eingriffsbedingte Retraktionsschäden waren verbreitet bei den chirurgisch behandelten Patienten (n=40, 56,3%). Eine Korrelation zeigt sich zwischen Größe der ischämischen Läsion und Scores in neuropsychologischen Tests.
Schlussfolgerung
Parenchymatöse Läsionen mit hoher SI in T2- und intermediär gewichteten MR-Aufnahmen sind nach früher chirurgischer Behandlung häufiger als nach endovaskulärer Behandlung des rupturierten Aneurysmas, und die Ausdehnungen der Läsionen korrelieren mit den Leistungen in neuropsychologischen Tests.