Zusammenfassung
Das Thema der affektiven Komorbidität wird für folgende kardiovaskuläre Krankheiten skizziert: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, akute Stress-Kardiomyopathie (Takotsubo-Syndrom), arterielle Hypertonie, kardiale Arrhythmien, kardiologische und herzchirurgische Interventionen. Epidemiologische Studien belegen, dass vorbestehende affektive und Stress-bezogene Störungen das Inzidenzrisiko einer kardiovaskulären Krankheit erhöhen. Umgekehrt ist eine kardiovaskuläre Krankheit mit einem erhöhten Inzidenzrisiko von affektiven und Stress-bezogenen Störungen im Krankheitsverlauf assoziiert. Hiermit gehen eine erhöhte Morbidität und Mortalität sowie eine ungünstigere Lebensqualität einher. Vorbestehende affektive und Stress-bezogene Störungen vermitteln spezielle kardiometabolische Krankheitsrisiken sowohl auf einer systemisch-biologischen Ebene als auch auf einer Verhaltensebene. Langzeiteffekte in der Entwicklung zur klinischen Manifestation und im Verlauf sind von Akuteffekten zu unterscheiden, die zu kritischen kardialen Ereignissen führen. Psychotherapeutische und psychopharmakologische Ansätze weisen auf differentielle, häufig aber auch auf inkonsistente Effekte in der Behandlung koexistenter depressiver, Angst- und posttraumatischer Störungen hin. Trotz ermutigender Hinweise bestehen noch keine klaren empirischen Belege dafür, dass eine wirksame psychotherapeutische oder psychopharmakologische Behandlung dieser koexistenten psychischen Störungen auch schon den Verlauf des biologischen kardiovaskulären Krankheitsgeschehens entscheidend beeinflusst.