Erschienen in:
01.08.2014 | Originalien
Epidemiologie der Multiplen Sklerose in Deutschland
Regionale Unterschiede und Versorgungsstruktur in Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung
verfasst von:
Dr. G. Petersen, R. Wittmann, V. Arndt, D. Göpffarth
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 8/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Flächendeckende, bevölkerungsbezogene Angaben zur Prävalenz der Multiplen Sklerose (MS) liegen in Deutschland bislang nicht vor. In dieser Untersuchung wird die Prävalenz der MS anhand der dem morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (M-RSA) zugrunde liegenden Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bestimmt.
Material und Methoden
Die für das Jahr 2010 gemeldeten ambulanten und stationären Diagnose-, ambulanten Verordnungs-, Stamm- sowie Kostendaten aller GKV-Versicherten bilden die Grundlage der Untersuchung. Ermittelt werden daraus die Jahresprävalenz, die Prävalenzen nach Alter und Geschlecht, Pharmakotherapie, die regionalen Verteilungsmuster, Diagnosekombinationen sowie stationäre Aufenthalte.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass in Deutschland fast 200.000 GKV-Versicherte mit MS diagnostiziert worden sind. Damit scheint die Prävalenz deutlich höher zu liegen, als bisher angenommen. Zugleich offenbart sich ein leichtes West-Ost-Gefälle. Im Durchschnitt erhalten 49 % aller MS-Patienten (mit einem leichten Ost-West-Gefälle) eine MS-relevante ambulante Pharmakotherapie. Dabei erhalten im Osten wohnhafte Versicherte pro Jahr durchschnittlich 30 Tagesdosen weniger als im Westen wohnende Versicherte.
Diskussion
Erstmals wurde die MS-Prävalenz für Deutschland anhand von GKV-Daten flächendeckend ermittelt. Mit den bisher angewandten Methoden scheint die Prävalenz erheblich unterschätzt worden zu sein. Die gefundenen regionalen Unterschiede bezüglich Prävalenz und Arzneimitteltherapie benötigen eine weitere Abklärung. Mit den im M-RSA vorliegenden Daten ist eine weitergehende Ursachenforschung nicht möglich.