Erschienen in:
01.06.2009 | Originalien
Bedeutung ESBL-produzierender Keime für die klinische Chirurgie
Diagnostik, Prävention und Therapie
verfasst von:
S. Lehner, B. Grabein, P. Pfaller, Dr. R. Kopp
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 6/2009
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Zusammenfassung
Hintergrund
Multiresistente, ESBL („extended spectrum beta lactamases“) -produzierende Keime stellen im Klinikalltag ein zunehmendes Problem dar. Diese Arbeit gibt eine Übersicht über die Resistenzentwicklung der letzten Jahre sowie die Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Prävention von ESBL-Erregern. Um die Bedeutung dieses Problemkeims für die klinische Praxis und chirurgische Kliniken beurteilen zu können, haben wir die im Klinikum Groβhadern erhobenen mikrobiologischen Befunde aus den Jahren 1996 bis 2007 ausgewertet
Patienten und Methoden
Es wurden klinische Isolate von insgesamt 28.894 Patienten mit Escherichia-coli- und 10.903 Patienten mit Klebsiella-pneumoniae-Stämmen aus den Jahren 1996 bis 2006 untersucht. Für das Jahr 2007 wurde das komplette Erregerspektrum der nachgewiesenen ESBL-Stämme analysiert und die Zugehörigkeit der ESBL-positiven Patienten zu den verschiedenen Klinikbereichen ausgewertet. Als Screeningmethoden wurden ein Agardiffusionstest mit 5 Cephalosporinen sowie ein automatisiertes Detektionssystem (BD Phoenix) verwendet. Die ESBL-positiven Ergebnisse wurden zusätzlichen mit dem E-Test und dem Doppel-Disk-Agardiffusionstest bestätigt.
Ergebnisse
E. coli und K. pneumoniae stellen bei den ESBL-produzierenden Erregern die wichtigsten Vertreter dar. Die Untersuchung der Prävalenz ESBL-produzierenden E.-coli-Fälle in den Jahren 1996 bis 2006, zeigte einen Anstieg von 0,0% im Jahr 1996 auf 4,1% im Jahr 2006. Bei den ESBL-produzierenden K.-pneumoniae-Stämmen zeigte sich im gleichen Zeitraum ebenfalls eine ansteigende Erregerprävalenz von 0,3% im Jahr 1996 auf 6,6% im Jahr 2006. Für das Jahr 2007 zeigte sich ein weiterer Anstieg der ESBL-positiven Erregernachweise mit insgesamt 182 Fällen, entsprechend einer Prävalenz von 118 Fällen ESBL-produzierender E.-coli (5,7%) und 39 Fälle ESBL-produzierender K.-pneumoniae-Stämme (7,4%). Dabei stammten 24 der E.-coli-ESBL- beziehungsweise 9 der K.-pneumonia-ESBL-Erreger von Patienten aus der Chirurgischen Klinik, entsprechend einem Anteil von 20%, respektive 23%.
Schlussfolgerung
Die Befunde zeigen eine deutlich zunehmende Prävalenz ESBL-produzierender Erreger im medizinischen Bereich und in chirurgischen Kliniken. Der damit verbundene Anstieg der Therapiekosten sowie das gesundheitliche Risiko für den einzelnen Patienten erfordern genaue Kenntnisse der Risikofaktoren, der Therapie und besonders der präventiven Möglichkeiten.