Erschienen in:
01.03.2006 | Originalien
Inanspruchnahme eines psychoedukativen Gruppenangebotes für Angehörige von Patienten mit affektiven Störungen
verfasst von:
Dr. med. Dipl.-Psych. K.-T. Kronmüller, B. Kratz, M. Karr, C. Schenkenbach, C. Mundt, M. Backenstraß
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2006
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Zusammenfassung
Obwohl die Bedeutung des familiären Interaktionsverhaltens für den Verlauf affektiver Störungen mehrfach nachgewiesen werden konnte, existieren im Gegensatz zur Therapie schizophrener Erkrankungen bislang kaum systematische Konzepte für die Einbeziehung von Angehörigen affektiv erkrankter Patienten in die Behandlung. Ziel der vorliegenden Studie war die Entwicklung und Evaluation eines niederschwelligen, psychoedukativ orientierten Behandlungsprogramms. Untersucht wurde, wie viele und welche Angehörige bei einem solchen Gruppenangebot teilnehmen. Von den n=55 in die Untersuchung einbezogenen Patienten mit majorer Depression und bipolarer Störung nahmen Angehörige von knapp der Hälfte aller Patienten das Gruppenangebot in Anspruch. Es zeigte sich, dass häufiger Lebenspartner von männlichen als von weiblichen Patienten an der Angehörigengruppe teilnahmen. Für Angehörige bipolarer Patienten fanden sich im Vergleich zu unipolaren höhere Inanspruchnahmeraten. Zudem wiesen Patienten aus der Teilnehmergruppe ein günstigeres Krankheitskonzept und mehr Wissen über affektive Störungen auf. Patienten, deren Angehörige an der Gruppe teilnahmen, fühlten sich aber auch stärker von diesen kritisiert und nahmen weniger soziale Unterstützung im Alltag wahr. Die Ergebnisse verweisen auf die Bedeutung differenzieller familienorientierter Behandlungsangebote bei affektiven Störungen.