Erschienen in:
01.12.2014 | Leitthema
Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel bei psychiatrischen Erkrankungen
verfasst von:
Prof. Dr. H. Himmerich, F. Erbguth
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 12/2014
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Zusammenfassung
Ernährung und spezifische Nahrungsergänzungsmittel können prophylaktische oder therapeutische Effekte bei bestimmten psychiatrischen Erkrankungen haben. Traditionelle mediterrane Diät beispielsweise scheint einen prophylaktischen Nutzen gegen Depression und Demenz zu bieten, wohingegen übermäßige Nahrungsaufnahme und Übergewicht das Risiko für beide Erkrankungen erhöhen.
Auch wenn die Evidenzlage für Nahrungsergänzungsmittel in der Behandlung psychiatrischer Störungen nicht ausreicht, um generelle Empfehlungen zu geben, lassen Daten aus Beobachtungsstudien und randomisierten kontrollierten Studien (RCT) ihre Anwendung bei bestimmten Indikationen als sinnvoll erscheinen. Folsäure, S-Adenosylmethionin (SAM) und Eicosapentaensäure (EPA) scheinen beispielsweise antidepressive Eigenschaften zu haben, Zink könnte bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nützlich sein, Vitamin B6 (Pyridoxin) extrapyramidale Nebenwirkungen der Antipsychotika reduzieren und N-Acetylcystein (NAC) effektiv gegen Negativsymptome, Bewegungsstörungen und Akathisie bei Schizophrenie sein.
Psychiatrische Störungen können ihrerseits zu Mangel an bestimmten Mineralien und Vitaminen führen. Ein Vitamin-B1-Mangel besteht z. B. häufig bei alkoholabhängigen Patienten, was bei Alkoholentzugsbehandlungen bedacht werden sollte. Wenngleich Vitaminmangelernährung in entwickelten Ländern ungewöhnlich ist, sind Vitaminmangelsyndrome wie die perniziöse Anämie und die Wernicke-Enzephalopathie trotzdem relevante Differenzialdiagnosen.
Bestimmte psychopharmakologische Substanzen können zusätzlich die Ernährungsgewohnheiten der Patienten in ungünstiger Weise verändern und zu Gewichtszunahme und Adipositas führen, was weitere psychiatrische Probleme nach sich ziehen kann.