17.03.2023 | Nachhaltigkeit in der Medizin | Qualitätssicherung und Medizinökonomie
Priorisierte Verwendung und hygienische Aufbereitung von Mehrwegmaterialien in anästhesiologischen Kliniken
Empfehlung zur Reduktion der CO2-Emissionen beim Verbrauch von Sachartikeln in der Anästhesiologie
verfasst von:
Hannah Richter, Sebastian Schulz-Stübner, Sabine Pecher, Stefan Orlowski, Mark Coburn, Prof. Dr. Martin Schuster
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 6/2023
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Zusammenfassung
Derzeit sind wenige robuste Daten verfügbar, die eine konkrete Abschätzung der ökologischen Bilanz – und insbesondere der CO2-Emissionen – medizinischer Sachartikel ermöglichen. Die bestehenden Lifecycle Assessments weisen größtenteils darauf hin, dass Mehrwegmaterialien die günstigere Emissions- und ökologische Bilanz im Vergleich zu Einmalartikeln haben.
Somit stellt sich für jede anästhesiologische Klinik die Herausforderung, Sachartikel zu identifizieren, die als Mehrwegprodukt verwendet werden können und aus ökologischen und anderen Gründen verwendet werden sollten.
Voraussetzungen für eine Nutzung von Mehrwegartikeln sind die hygienisch korrekte Aufbereitung und Verpackung. Hierbei sind unkritische, semikritische und kritische Medizinprodukte zu unterscheiden. Zusätzlich muss je nach Komplexität der Aufbereitung in die Kategorien A bis C unterschieden werden.
In der vorliegenden Übersichtsarbeit werden in der Anästhesiologie häufig verwendete Mehrwegartikel kategorisiert und ein standardisierter Entscheidungsalgorithmus für die Aufbereitungswege vorgeschlagen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auch der Verpackung der Medizinprodukte gewidmet, die in relevantem Maße zum ökologischen Fußabdruck beitragen kann.
Es werden des Weiteren die Rahmenbedingungen erläutert, unter denen die Aufbereitung stattfinden kann, und der aktuelle Wissensstand zur Ökobilanz der Aufbereitung von Mehrwegprodukten wird analysiert.
Es bedarf des besonderen Engagements der klinisch tätigen Anästhesisten und Anästhesistinnen, ökologische Aspekte in die Entscheidung zur Nutzung von Einweg- und Mehrwegartikeln einzubringen. Mittelfristig sind für den Nutzer verständliche ökologische Kennzahlen auf jedem Medizinprodukt zu fordern, damit neben den monetären auch die ökologischen Kosten der Verwendung von Sachartikeln nachvollziehbar werden.