Erschienen in:
04.04.2023 | Neuritis vestibularis | Der interessante Fall
Zweizeitiges bilaterales vestibulokochleares Syndrom
verfasst von:
M. Wiemers, A. Finke, M. Quandt, R. Mühl-Benninghaus, M. Bester, W. Pfeilschifter
Erschienen in:
DGNeurologie
|
Ausgabe 3/2023
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Ein damals 50-jähriger Patient wurde vor 1,5 Jahren rettungsdienstlich in der zentralen Notaufnahme mit Schwindel und Hörminderung rechts vorgestellt. Er berichtete, dass es bereits am Vortag zuerst zu einer plötzlichen Hörminderung auf dem rechten Ohr gekommen und danach im Laufe des Tages ein progredienter Drehschwindel hinzugekommen sei. Eine ähnliche Episode, damals das linke Ohr betreffend, habe er vor 11 Jahren erlitten, seitdem sei er auf dem linken Ohr taub. Auch damals war er in unserer Klinik behandelt worden und hatte bei Aufnahme berichtet, seit dem Vortag auf dem linken Ohr kaum noch zu hören, zeitweise ein fiependes Geräusch ebendort wahrzunehmen und an Drehschwindelattacken zu leiden. In der Aufnahmeuntersuchung wurde damals neben der geschilderten Hörstörung ein horizontaler Spontannystagmus nach rechts mit rotatorischer Komponente entgegen dem Uhrzeigersinn beobachtet, darüber hinaus keine weiteren fokalneurologischen Auffälligkeiten. Er berichtete damals, im Jugendalter bei Verdacht auf einen Kleinhirntumor operiert worden zu sein. Soweit er sich erinnere, sei er kraniotomiert worden ohne weitere Intervention oder Nachbehandlung, was sich anhand einer Verschmälerung der Knochenlamelle am Okziput nachvollziehen ließ. An weiteren Vorerkrankungen bestehen eine arterielle Hypertonie, ein primärer Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) und eine Adipositas permagna (BMI: 42,3 kg/m2). Diesbezüglich hatte er sich vor 2 Jahren einer Schlauchgastrektomie unterzogen, die bislang zu einem Gewichtsverlust von 70 kg geführt habe (zuvor BMI: 59,1 kg/m2). Seit ca. 10 Jahren erfolgten wiederholte Vorstellungen mit hypertensiven Notfällen. Bei substitutionspflichtiger Hypokaliämie, metabolischer Alkalose und therapierefraktärer arterieller Hypertonie wurden 2 Jahre vor Vorstellung ein Conn-Syndrom (primärer Hyperaldosteronismus) diagnostiziert und eine Therapie mit Eplerenon zusätzlich zur antihypertensiven Therapie mit Candesartan, Bisoprolol und Nifedipin eingeleitet. Bei Aufnahme anlässlich des aktuellen Schwindelereignisses bestand keine feste Medikation, der Patient nahm Pantoprazol und Ibuprofen bei Bedarf ein. …