Erschienen in:
22.08.2023 | Leitthema
Operative Therapie der Frakturen des Gelenkfortsatzes im Erwachsenenalter
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. Andreas Neff, FEBOMFS, Andreas Kolk
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 3/2023
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Zusammenfassung
Frakturen des Gelenkfortsatzes (Processus articularis) einschließlich des Gelenkkopfs stellen mit etwa 25–30 % die häufigsten Unterkieferfrakturen dar und werden gemäß AO-CMF-Klassifikation 2014 in Basis‑, Hals- und Kopffrakturen eingeteilt. Die Indikation zur operativen Versorgung wurde in den letzten Jahrzehnten zunehmend ausgeweitet, erleichtert durch eine Vielzahl speziell für den Gelenkfortsatz und/oder die verschiedenen Frakturlokalisation und Zugänge entwickelter Gitterplattensysteme. Jüngst wurden auch patientenspezifische Platten sowie neue resorbierbare Systeme für spezielle Indikationen eingeführt. Darüber hinaus stehen heute risikoarme Zugangswege zur Verfügung, die es erlauben, für die spezifischen Lokalisationen und Frakturmuster den optimal geeigneten Zugang zu wählen. Auch Gelenkkopffrakturen stellen heutzutage keine Kontraindikation mehr für eine operative Versorgung dar, während diese für Frakturen der Gelenkfortsatzbasis und des basisnahen Halses inzwischen als die Versorgung der Wahl gilt und evidenzbasiert bezüglich der Parameter Malokklusion, Funktion und Schmerz hier überlegen ist. Die transorale, ggf. endoskopisch gestützte Osteosynthese ist speziell bei Basisfrakturen mit lateraler Dislokation indiziert und nicht als kompetitives, sondern als komplementäres Verfahren anzusehen [
1,
2]. Trotzdem birgt die operative Versorgung Risken wie Pseudarthrosen und die Verletzung sensibler und motorischer Nerven. Die Traumatologie des Gelenkfortsatzes erfordert daher ein adäquates Training und das Beherrschen eines breiten Spektrums an Zugängen, um in dieser anspruchsvollen Frakturlokalisation eine biomechanisch suffiziente und komplikationsarme Osteosynthese durchführen zu können.