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Erschienen in: Die Chirurgie 5/2020

05.12.2019 | Parkinson-Krankheit | Originalien

Stationäre Versorgungskosten, kostenverursachende Faktoren und potenzielle Vergütungsprobleme bei durch Morbus Parkinson bedingten Frakturen

verfasst von: Dr. med. René D. Verboket, MHBA, Dr. med. Nils Mühlenfeld, Dr. med. Mathias Woschek, Prof. Dr. med. Ingo Marzi, Martin Pieper, Dr. med. Johann Philipp Zöllner, Prof. Dr. med. Adam Strzelczyk, MHBA, Dr. med. Laurent M. Willems, MHBA

Erschienen in: Die Chirurgie | Ausgabe 5/2020

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Zusammenfassung

Hintergrund

In einem zunehmend ökonomisch ausgerichteten Gesundheitssystem gewinnt die Analyse krankheitsspezifischer Kosten zunehmend an Relevanz, insbesondere bei chronischen Erkrankungen mit langer Krankheitsdauer. Als häufige neurodegenerative Erkrankung verursacht das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) hohe Versorgungskosten. Durch die pathognomonische Affektion von Mobilität und Gleichgewicht kommt es im Laufe der Erkrankung häufig zu sturzbedingten Frakturen, die durch Hospitalisierung und ggf. operative Sanierung weitere Kosten verursachen.

Ziel

Ziel der Arbeit ist die Aufarbeitung stationärer Behandlungskosten sturzbedingter Frakturen bei IPS sowie die Analyse hinsichtlich relevanter kostenverursachender Faktoren. Zudem erfolgt eine alternative Kalkulation der Versorgungskosten mit der Frage nach potenziellen Vergütungsproblemen im aktuellen DRG-System.

Methoden

Grundlage dieser retrospektiven, monozentrischen Analyse ist der tatsächliche Erlös bei 95 Patienten, die zwischen 01/2011 und 01/2018 im Universitätsklinikum Frankfurt am Main behandelt wurden. Der Erlös wurde systematisch nach relevanten demographischen, versorgungsspezifischen und krankheitsbezogenen Aspekten aufgearbeitet und statistisch mittels univariater Analyse auf kostenverursachende Faktoren untersucht. Die alternative Kalkulation der Behandlungskosten erfolgte nach gängigen gesundheitsökonomischen Methoden.

Ergebnisse

Der mittlere Erlös pro Fall und Verletzung betrug 9295 € (±8038 €, Median 7148 €) bei einer mittleren Verweildauer von 13,5 Tagen (±7,2 Tage, Median 13 Tage). Die alternative Kalkulation der Behandlungskosten belief sich pro Patienten im Mittel auf 9789 € (±6423 €, Median 8906 €). Hohe Behandlungskosten waren assoziiert mit einem Alter >75 Jahre (p = 0,028), einer operativen Versorgung (p = 0,004), einem Aufenthalt auf Intensivstation (p = 0,004), einer Fraktur der Extremitäten (p = 0,028) sowie einem fortgeschrittenen Erkrankungsstadium des IPS (p = 0,028). Signifikante Unterschiede zwischen tatsächlichem Erlös und kalkulierten Kosten ergaben sich bei Krankenhausaufenthalten von ≥14 Tagen (p = 0,009) sowie fortgeschrittenem Erkrankungsstadium (p = 0,036).

Schlussfolgerung

Die Versorgungskosten bei Patienten mit IPS und sturzbedingten Frakturen sind hoch und gesundheitsökonomisch relevant. Generell scheint die auf Fallpauschalen basierende Vergütung der Kosten überwiegend kostendeckend, insbesondere Patienten mit langer Liegedauer oder fortgeschrittenem IPS werden im DRG-System nicht genügend abgebildet.
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Metadaten
Titel
Stationäre Versorgungskosten, kostenverursachende Faktoren und potenzielle Vergütungsprobleme bei durch Morbus Parkinson bedingten Frakturen
verfasst von
Dr. med. René D. Verboket, MHBA
Dr. med. Nils Mühlenfeld
Dr. med. Mathias Woschek
Prof. Dr. med. Ingo Marzi
Martin Pieper
Dr. med. Johann Philipp Zöllner
Prof. Dr. med. Adam Strzelczyk, MHBA
Dr. med. Laurent M. Willems, MHBA
Publikationsdatum
05.12.2019
Verlag
Springer Medizin
Schlagwort
Parkinson-Krankheit
Erschienen in
Die Chirurgie / Ausgabe 5/2020
Print ISSN: 2731-6971
Elektronische ISSN: 2731-698X
DOI
https://doi.org/10.1007/s00104-019-01074-w

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