Erschienen in:
01.06.2009 | Klinische Studien
Perianale Crohn-Fisteln
Ergebnisse der Behandlung in einer interdisziplinären Sprechstunde
verfasst von:
Dr. I. Iesalnieks, H. Glaß, A. Kilger, C. Ott, F. Klebl, A. Agha, H.J. Schlitt, U. Strauch
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 6/2009
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Zusammenfassung
Einleitung
Gut ein Drittel der Patienten mit M. Crohn entwickeln perianale Fisteln. In der aktuellen Studie werden die Ergebnisse einer interdisziplinären Behandlung in einer spezialisierten Sprechstunde vorgestellt. Das Ziel der Studie war es zu ermitteln, welche Faktoren die Therapieergebnisse beeinflussen und voraussagen.
Patienten und Methoden
Zwischen 5/2005 und 5/2008 wurden alle Patienten mit perianalen Crohn-Fisteln in der Proktologischen Sprechstunde vorgestellt. Die Behandlung wurde dabei stets von einem spezialisierten Chirurgen und einem Gastroenterologen vorgenommen. Es wurde eine primäre chirurgische Diagnostik und Therapie unternommen und die weitere Behandlung in Abhängigkeit vom Fisteltyp geplant. Tief verlaufende Fisteln wurden meist gespalten, hoch verlaufende transsphinktären Fisteln mit einem Faden drainiert. Die letzteren Patienten wurden zusätzlich mittels Azathioprin und/oder Infliximab behandelt. Das Therapieergebnis wurde als „optimal“ bezeichnet, wenn der Patient am Ende der Behandlungszeit kein Stomaträger war, eine Fistel durch Spaltung ausgeheilt werden konnte und/oder Symptome von Seiten einer fadendrainierten Fistel kontrolliert werden konnten, d. h. im Verlauf kein Bedarf für Therapieänderungen und -ausweitungen bestand.
Ergebnisse
Vierunddreißig Männer und 32 Frauen unterzogen sich insgesamt 100 Operationen. Die häufigsten Fisteltypen waren hohe transsphinktäre (62%) und hohe intersphinktäre (15%). Bei 11 von 32 Frauen war eine rektovaginale Fistel nachweisbar. Am Ende der Beobachtungszeit bestand bei 7 Patienten ein Zustand nach abdominoperinealer Rektumexstirpation, bei 12 Patienten konnte eine komplette Heilung und bei 32 Patienten eine gute Symptomkontrolle erreicht werden. Bei 12 Patienten bestand eine nicht optimale Symptomkontrolle, bei 3 Patienten lag ein temporäres Stoma vor. Somit erreichten 44 Patienten (67%) ein „optimales“ Therapieergebnis. In der multivariaten Analyse waren folgende Faktoren mit dem „nicht optimalen“ Ergebnis assoziiert: Vorliegen einer Crohn-Kolitis (p=0,01), Alter zu Beginn des M. Crohn <20 Jahre (p=0,05) und Fisteltypen, die einer Fistelspaltung nicht zugänglich waren (p=0,02).
Schlussfolgerung
Eine primär chirurgische Diagnostik und Behandlung der perianalen Crohn-Fisteln in Kombination mit einer adäquaten immunmodulierenden Therapie führt zu guten Therapieergebnissen bei >60% der Patienten. Das Vorliegen einer Crohn-Kolitis, junges Alter zu Beginn der Erkrankung und Vorliegen hoher Fisteln ist mit einer schlechteren Kontrolle des perianalen Fistelleidens assoziiert.