Erschienen in:
01.10.2004 | Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung
Propofol-Infusionssyndrom
verfasst von:
Prof. Dr. med. J. Motsch, J. Roggenbach
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 10/2004
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Zusammenfassung
Das Propofol-Infusionssyndrom ist sowohl bei Langzeitsedierung als auch bei einer Propofolanästhesie von 5 h Dauer beobachtet worden. Pathophysiologisch vermutet man, dass eine durch Propofol induzierte Hemmung der Fettsäureoxidation und eine Störung der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien durch Entkoppelung der Atmungskette zu einem intrazellulären Energiedefizit mit einer Laktatazidose und Muskelnekrose führt. Propofol kann eine Triggersubstanz darstellen, wenn bestimmte „Primer“ vorliegen. Als „Primer“ wurden schwere Grunderkrankungen identifiziert, bei denen die Patienten hohen Katecholamin- und/oder Kortisolspiegeln ausgesetzt waren. Wenn Verdacht auf Propofol-Infusionssyndrom besteht, muss die Zufuhr von Propofol beendet werden. Die weitere Therapie umfasst den Ausgleich der metabolischen Azidose und die Stabilisierung der Hämodynamik. Zur beschleunigten Elimination von Propofol und von potenziell toxischen Metaboliten wird die Hämodialyse oder Hämofiltration empfohlen. Aufgrund des Risikos von potenziell tödlichen Nebenwirkungen sollte der Einsatz von Propofol zur Langzeitsedierung schwerstkranker Patienten kritisch überdacht werden. Bei unter kontinuierlicher Propofolinfusion auftretender, ungeklärter Laktatazidose muss ein Propofol-Infusionssyndrom in Erwägung gezogen werden.