Erschienen in:
01.09.2004 | Originalien
Pumpenfreie extrakorporale Lungenunterstützung mit arteriovenösem Shunt beim schweren akuten Lungenversagen des Erwachsenen
Bericht über 30 Einsätze
verfasst von:
Prof. Dr. T. Bein, C. Prasser, A. Philipp, T. Müller, F. Weber, H. J. Schlitt, F.-X. Schmid, K. Taeger, D. Birnbaum
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 9/2004
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die extrakorporale Lungenunterstützung ist als Maßnahme bei schwerstem Lungenversagen mit drohender Hypoxämie etabliert. Dieses Verfahren ist allerdings mit einem hohen technischen und personellen Aufwand verknüpft und damit wenigen Zentren vorbehalten. Wir berichten über ein neues System, das auf einem arteriovenösen Shunt basiert und auf den Einsatz einer Pumpe verzichtet.
Patienten und Methode
Das pumpenfreie extrakorporale Lungenunterstützungssystem (pECLA) wurde bei 30 Patienten mit schwerstem „acute respiratory distress syndrome“ (ARDS; paO2/FIO2=67±23 mmHg) implantiert. Die Implantation erfolgte mithilfe der Kanülierung von A. und V. femoralis. Hierdurch wurde ein passiver Shunt erzeugt, in den ein Membransystem zum Gasaustausch eingeschaltet war. Es wurde lediglich eine „Low-dose-Heparinisierung“ benötigt, und das System arbeitete nach Implantation nahezu wartungsfrei.
Ergebnisse
Unter pECLA wurde die arterielle Oxygenierung bei 25 von 30 Patienten (87%) akut signifikant gesteigert (paO2/FIO2=103±56 mmHg nach 2 h) und die Kohlendioxidelimination deutlich verbessert, so dass die Invasivität der Beatmung erheblich reduziert werden konnte. Bei 5 von 30 Patienten (17%) war keine Verbesserung nachweisbar. Die mittlere Einsatzdauer der pECLA betrug 6,5 Tage. Es überlebten 15 Patienten (50%) das schwere ARDS, das zumeist auf dem Boden eines Polytraumas oder einer Pneumonie entstanden war.
Schlussfolgerung
Das pumpenfreie extrakorporale Lungenunterstützungssystem stellt ein neues System zum partiellen Lungenersatz bei schwerstem ARDS dar, das durch eine erhebliche Reduktion von Aufwand und Kosten im Vergleich zu pumpengestützten Verfahren gekennzeichnet ist. Die Mortalität dieser Erkrankung ist allerdings trotz moderner Strategien nach wie vor hoch.