Erschienen in:
01.01.2009 | Allgemeinanästhesie
Reanimation des Neugeborenen
verfasst von:
PD Dr. T.M. Berger, S. Pilgrim
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 1/2009
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Zusammenfassung
Obwohl rund 10% aller Neugeborenen nach ihrer Geburt einfache respiratorische Unterstützung benötigen, sind weiterführende Reanimationsmaßnahmen nur bei etwa 1% der Neugeborenen notwendig. Da diese relativ seltenen Situationen nicht immer antizipiert werden können, sind Pädiater oder Neonatologen oft nicht verfügbar, und die Reanimation wird von den Geburtshelfern an die Anästhesisten delegiert. In den letzten Jahren wurden die internationalen Empfehlungen zur Neugeborenenreanimation vom International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR), der American Academy of Pediatrics (AAP) und der American Heart Association (AHA) sowie vom European Resuscitation Council (ERC) aktualisiert. Die revidierten Empfehlungen beschreiben einen vereinfachten Reanimationsalgorithmus, in dem die zentrale Rolle der Beatmung hervorgehoben und das Ansteigen der Herzfrequenz als bester Hinweis auf eine effektive Beatmung gewertet werden. Bei mekoniumhaltigem Fruchtwasser soll der Oropharynx nach Geburt des Kopfes nicht mehr abgesaugt werden, und ein intratracheales Absaugen erfolgt nur noch bei schwerer deprimierten Neugeborenen. Die Publikationen erwähnen den Einsatz von Larynxmaske und Kohlendioxid- (CO2)-Detektoren, ohne jedoch konkrete Empfehlungen abzugeben. Zunehmend wird die Frage kontrovers diskutiert, mit welcher Sauerstoffkonzentration initial reanimiert werden soll (FIO2 21–100%). In den seltenen Fällen, in denen die Herzfrequenz unter 60/min abfällt, kommen weiterführende Maßnahmen (Herzmassage mit der Zweidaumentechnik, Adrenalin 10–30 μg/kgKG i.v.) zum Einsatz. Schließlich wird der mögliche neuroprotektive Effekt einer therapeutischen Hypothermie nach Asphyxie erwähnt, letztlich aber nur darauf hingewiesen, dass eine Hyperthermie vermieden werden soll.