Erschienen in:
01.07.2015 | Störungen durch Alkohol | Originalien
Disulfiram in der ambulanten Therapie alkoholabhängiger Menschen
verfasst von:
K. Hochsattel, Prof. Dr. P. Brieger
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Ziel
Das Alkoholaversivum Disulfiram spielt in der Versorgungswirklichkeit der Alkoholabhängigkeit in Deutschland bisher eine untergeordnete Rolle. Die Studie untersuchte Wirksamkeit, Verträglichkeit und Umsetzbarkeit einer ambulanten Disulfiram-Behandlung in einem Versorgungskrankenhaus.
Methode
Die Daten von 190 alkoholabhängigen Patienten der Psychiatrischen Institutsambulanz des Bezirkskrankenhauses Kempten, die in einem Zeitraum von 10 Jahren am Disulfiram-Therapieprogramm teilgenommen hatten, wurden hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit ausgewertet. Zur Beurteilung möglicher prädiktiver Faktoren wurden unabhängige Variablen sowie der Therapieerfolg als abhängige Variable definiert und eine logistische Regression durchgeführt.
Ergebnisse
Nach einem Jahr waren 24,2 % der Patienten abstinent, bei 55 % der Patienten kam es trotz Disulfiram-Einsatz zum Rückfall im ersten Jahr. Es traten keine schweren Komplikationen auf. Der Therapieerfolg war in erheblichem Maß mit der Teilnahme an abstinenzunterstützenden Gruppen korreliert.
Schlussfolgerung
Disulfiram erwies sich als gut verträgliches Medikament in der multimodalen Therapie der Alkoholabhängigkeit, das problemlos in die Regelversorgung zu integrieren war. Etwa ein Viertel der Patienten, die bis dato einen ungünstigen Verlauf ihrer Abhängigkeitserkrankung hatten, erreichten Abstinenz, wobei sich als wesentlicher Prädiktor des Erfolgs die Teilnahme am psychosozialen Begleitprogramm erwies. Disulfiram-Ambulanzen sollten in Deutschland größere Verbreitung finden.