Erschienen in:
21.03.2018 | Subacromiales Impingement | Originalien
Einfluss sozialer Charakteristika auf die Behandlungsdauer, Erkrankungsschwere und soziale Unterstützung von Patienten einer operativen Intensivstation
verfasst von:
Dr. S. Blecha, H. J. Schlitt, B. M. Graf, M. Leitzmann, T. Bein
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 5/2018
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Abstract
Hintergrund
Ein niedriger sozioökonomischer Status (SES) ist bei schweren Erkrankungen mit einer höheren Morbidität und Mortalität assoziiert. Ob neben dem SES weitere individuelle Faktoren (Geschlecht, Versichertenstatus, Wohnortgröße) mit der Erkrankungsschwere und intensivmedizinischen Behandlungsdauer verknüpft sind, wurde in einer weiteren Analyse der ECSSTASI-Daten untersucht.
Material und Methoden
Im Rahmen der ECSSTASI-Studie wurden 996 Patienten einer operativen Intensivstation rekrutiert. Nach der Primäranalyse untersuchten wir zusätzlich den Einfluss von Geschlecht, Versichertenstatus und Wohnortgröße auf gesundheitsrelevante Verhaltensweisen, die Erkrankungsschwere, die Intensivbehandlungs- und Beatmungsdauer („28 ventilator-free days score“, 28-VFDS) sowie die soziale Unterstützung durch Angehörige. Es wurden multivariate adjustierte logistische Regressionsanalysen durchgeführt. Alle „odds ratios“ (OR) wurden als 95%-Konfidenzintervalle dargestellt.
Ergebnisse
Bei Aufnahme auf die Intensivstation war der Schweregrad der Erkrankung (SOFA-Score >5) bei Frauen signifikant geringer (OR 0,62; 95 %-KI 0,45–0,87). Eine steigende Wohnortgröße der Patienten war im Vergleich zu kleinen Wohnorten mit einer signifikant kürzeren Behandlungsdauer auf der Intensivstation verknüpft (OR 0,54; 95%-KI 0,32-0,91). Eine steigende Anzahl von Personen im Haushalt bedeutete ein signifikant erhöhtes Risiko, länger beatmet zu werden, verglichen mit Einpersonenhaushalten (p für Trend = 0,028). Privatversicherte Patienten (OR 1,87; 95%-KI 1,28–2,70), Patienten aus Haushalten mit ≥4 Personen (OR 1,92; 95%-KI 1,1–3,33) und Patienten ohne deutsche Staatsbürgerschaft (OR 2,56; 95%-KI 1,39–4,55) wurden signifikant häufiger von Angehörigen besucht.
Diskussion
Neben dem SES sind weitere soziodemografische Merkmale des einzelnen Patienten mit dem Behandlungsverlauf in der Intensivmedizin assoziiert. Das Ausmaß sozialer Unterstützung durch Angehörige hängt von interkulturellen und individuellen Patientenmerkmalen ab. Eine zunehmende Wohnortgröße und der private Krankenversichertenstatus beeinflussen die Intensivtherapie positiv. Um diese Daten zu bewerten, sind weitere epidemiologische Studien in der Intensivmedizin erforderlich.