Erschienen in:
01.02.2004 | Originalien
Systematische Fehleinschätzung von Altersdemenz durch kataraktbedingte Minderung der Informationsverarbeitung?
verfasst von:
Dr. S. Lehrl, K. Gerstmeyer
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 2/2004
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nach mehreren Untersuchungen führen spät erworbene Sehminderungen ohne diagnostische Spezifizierung zu Intelligenzeinbußen. Speziell bei Katarakt konnten wir vor IOL-Implantationen kognitive Verluste objektivieren.
Fragestellung
Entsprechen die kataraktbezogenen Intelligenzeinbußen bereits denen einer Altersdemenz?
Ziel
Prüfen, ob Katarakt und ihrer Beseitigung eine besondere Bedeutung bei Altersdemenzen zukommt.
Methoden
Vergleich der von 4 Stichproben an Kataraktpatienten erhobenen Intelligenzminderungen mit Normen bei Altersdemenz sowie Literaturrecherchen über diagnostische Probleme.
Ergebnisse
Der IQ unterschritt vor IOL-Implantationen so weit den postoperativen Wert, wie es leichten und mittelschweren Demenzen entspricht, während sich der IQ bei Kontrollpersonen nicht änderte. Nach ICD-10 und DSM-IV erfüllten die Kataraktpatienten die Kriterien für Altersdemenz. Die Literatur ging nicht auf diagnostische Probleme der Zuordnung von Kataraktpatienten zur Altersdemenz ein, belegte aber statistische Assoziationen in der Prävalenz.
Schlussfolgerungen
Die psychometrisch ermittelten kognitiven Verluste bei spät erworbener Katarakt scheinen nur teilweise methodische Artefakte, andernteils jedoch "echt" zu sein. Sie sind damit nicht von denen einer "Altersdemenz" zu unterscheiden und erhöhen ihre Ausprägungen. In diesem Fall können Kataraktoperationen zur Demenzbeseitigung innerhalb weniger Wochen beitragen, was große Bedeutung für Betroffene, Angehörige, Kranken- und Pflegeversicherungen hat.