Erschienen in:
01.01.2008 | Originalien
Über Neid
verfasst von:
Prof. Dr. Ulrich Streeck, M.A.
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 1/2008
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Zusammenfassung
Neid ist böse, gefährlich, giftig. Neid ist hässlich, und Neid macht hässlich. Mal ist Neid blass, mal gelb, mal grün, mal beides zusammen, wie die Farben der Galle. Wer neidisch ist, diskreditiert sich selbst, stellt sich ins moralische Abseits. „Ich will mit dem Neid nichts zu tun haben, denn er hat nichts gemein mit der Weisheit“, so einst König Salomo. Selbst Gefühle wie Verachtung und Hass können mit Verständnis rechnen, aber Neid? Neid muss lange suchen, um Fürsprecher zu finden. Verwandte Gefühle wie Eifersucht haben ihre Verteidiger, Neid aber steht von vornherein im Abseits. Neid ist ein Übel, das die Seele martert, den Körper verdorren lässt, hohläugig macht, blass und dürr, und den Leib zerfrisst wie die Motte ein Kleid, so geißelte Johannes Chrysostomos, um 400 Erzbischof von Konstantinopel, den Neid.