Erschienen in:
01.10.2013 | Leitthema
Biologismus-Kontroversen
Ethische Implikationen für die Psychiatrie
verfasst von:
Dr. M. Stier, S. Muders, M. Rüther, B. Schöne-Seifert
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 10/2013
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Der gegenwärtigen biologischen Psychiatrie wird häufig vorgeworfen, sie sei „biologistisch“ und verenge psychische Krankheiten auf neuro- und molekularbiologische Vorgänge und Entitäten. Eine solche Engführung, so die Kritiker, sei aufgrund der Irreduzibilität psychischer Phänomene wie etwa dem individuellen subjektiven Erleben nicht möglich und geschehe letztlich zulasten der Patienten. Wir argumentieren in unserem Beitrag dafür, dass der Begriff „Biologismus“ zunächst einmal einer wissenschaftstheoretischen Klärung bedarf. Eine solche ergibt, dass die so bezeichnete Position als Unterart des philosophischen Naturalismus für sich genommen eher unproblematisch ist. Erst wenn Biologismus eine eliminative Leugnung oder eine unangemessene Unterschätzung der Relevanz des Psychischen bedeutet, ist er problematisch. Bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass diese Implikationen nicht notwendig, aber durchaus möglich sind. Um sie präziser fassen und ihnen vielleicht auch besser vorbeugen zu können, empfiehlt sich eine differenziertere Terminologie.