Skip to main content

Gen- und „Anti“-Gentherapie in der Onkologie

Verfasst von: Young Kim und Ingo Schmidt-Wolf
Die Entwicklung der Gentherapie war von Beginn an steinig. Es brauchte mehrere Jahrzehnte, bis einfache klinische Anwendungen möglich waren. Die Hauptprobleme konnten auf ineffektive Vektorsysteme, unklare Therapietoxizität sowie ein noch unvollständiges molekularpathologisches Verständnis der Tumorgenese zurückgeführt werden. Einzelne Todesfolgen sowie die Entwicklung sekundärer Tumorerkrankungen unter den Patienten führten im Verlauf immer wieder zu Rückschlägen. In der Zwischenzeit wurde viel Energie und Arbeit in das Gebiet der Gentherapie gesteckt, bis zum heutigen Tage können weltweit beinahe 2600 Gentherapiestudien gezählt werden. Gerade in den letzten Jahren konnten zahlreiche therapeutische Durchbrüche bei der Behandlung einer Reihe verschiedener Erkrankungen verzeichnet werden, die zur Zulassung einer Vielzahl gentherapeutischer Präparate geführt haben. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Gentherapie als Medizin der Zukunft etablieren wird.

Einleitung

Die Entwicklung der Gentherapie war von Beginn an ein langsamer Prozess und gestaltete sich schwierig. Mehrere Jahrzehnte waren erforderlich, bis einfache klinische Anwendungen möglich waren, insbesondere aufgrund der mühsamen Entwicklung geeigneter Vektoren und Therapiemethoden. Die somatische Gentherapie mit der Manipulation defekter Gene in Körperzellen wird von der Keimbahntherapie abgegrenzt, bei der gentherapeutische Eingriffe in Zellen der Keimbahn durchgeführt werden.
Der Begriff der Gentherapie beinhaltet die Therapie von Krankheiten durch gezielte Beeinflussung von Genen mittels rekombinanter Nukleinsäuren in Zellen. Dies kann durch Regulation, Reparation, Substitution, Addition oder Deletion von Genen erfolgen mit dem Ziel der Therapie und der Prophylaxe. Dabei kann die klinische Wirkung in unmittelbarem Zusammenhang mit der verwendeten Nukleinsäuresequenz oder indirekt mit ihrem Expressionsprodukt stehen. Die Veränderung des Genoms im Rahmen der somatischen Gentherapie wird nicht vererbt.
Gerade in den letzten Jahren konnten signifikante Fortschritte in der somatischen Gentherapie verzeichnet werden, die größere Bedeutung vor allem dadurch gewinnen konnte, dass bestimmte Krankheiten kausal und potenziell kurativ behandelt werden könnten. Im Gegensatz zur herkömmlichen medikamentösen Therapie werden bei der Gentherapie keine Arzneimittel appliziert, die im Körper selbst ihre Wirkung entfalten, sondern die Körperzellen sollen durch die entsprechende Gentherapie im einfachsten Fall die Fähigkeit erhalten, bestimmte Proteine selbst zu exprimieren oder zu hemmen.
Onkologische Erkrankungen machen etwa 65 % aller Erkrankungen aus, die innerhalb von Gentherapiestudien untersucht wurden. Das Ziel dieser Gentherapiestudien ist selektive Inhibierung des Tumorwachstums durch gezielte Veränderung von Genen mittels rekombinanter Nukleinsäuren. Weltweit wurden zwischenzeitlich fast 2600 klinische Gentherapieprüfungen durchgeführt. Die verwendeten Therapiestrategien beinhalteten unmittelbare Veränderungen an den Tumorzellen selbst sowie indirekt Veränderungen im Mikromilieu des Tumors.

Techniken des Gentransfers

Sämtlichen Gentherapiemethoden ist der Transfer von rekombinanter Nukleinsäure gemeinsam. Dabei handelt es sich um Gene, die die Expression therapeutischer Proteine zur Folge haben, als auch um Oligonukleotide bzw. RNA, die die Expression bestimmter zellulärer Proteine hemmen.
Die Integration von Nukleinsäuren in Eukaryontenzellen kann durch physikalische, chemische und biologische Methoden erfolgen, sowohl ex vivo als auch in vivo. Bei der Ex-vivo-Methode werden in relativ aufwendiger Weise genmodifizierte Zellen außerhalb des Körpers generiert und anschließend in den Patienten infundiert. Beim In-vivo-Gentransfer hingegen werden die therapeutischen Nukleinsäuren mittels apathogener und vermehrungsunfähiger viraler Vektoren, synthetischer Vektoren oder mittels Lipide lokal oder systemisch intravenös appliziert.
Bei den meisten Gentransfertechniken unterbleibt der Gentransfer der natürlichen Regulationseinheit, stattdessen erfolgt die Kopplung der therapeutischen cDNA mit entsprechenden viralen Promoter-/Enhancersequenzen, um auf diese Weise eine hohe Expression des zu transfizierenden Gens zu erzielen. Dabei unterscheiden sich die Vektoren insbesondere in der Effizienz des Gentransfers, auch der Organotropismus der einzelnen zu verwendenden Vektoren unterscheidet sich deutlich. Beispielsweise werden retrovirale Vektoren aufgrund ihrer relativ hohen Transfektionseffizienz sehr häufig für Gentransfers eingesetzt, auch können sie nicht teilende Zellen befallen und besitzen einen Tropismus für epitheliales Gewebe. Adenoassoziierte Vektoren (AAV) werden beispielsweise an spezifischen Regionen im Chromosom 19 integriert und können dort episomal bis zur ersten Zellteilung verbleiben.
Biologische Gentransfermethoden sind häufig effizienter als die physikalisch-chemischen, auch lassen sich physikalisch-chemische Methoden nicht in vivo anwenden. Bei den biologischen Methoden werden insbesondere virale bzw. synthetische Vektoren verwendet. Da virale Vektoren auf natürlich vorkommenden Viren basieren, eignen sich diese besonders beim In-vivo-Gentransfer aufgrund der natürlich vorkommenden Strategie, die virale Erbinformation effizient in die Wirtszelle einschleusen zu können. Anstatt der viralen Gene transferieren virale Vektoren das gewünschte Gen in Form einer Transgenexpressionskassette mit den jeweiligen Regulationseinheiten in die Zellen.
Zum aktuellen Zeitpunkt zeigt sich die Transfektionseffizienz aktueller Gentransfertechniken jedoch als relativ gering. Aus diesem Grund sind im Rahmen der Therapie häufig sehr hohe Mengen des verwendeten Vektors erforderlich, was zu vermehrten Entzündungs- bzw. Abwehrreaktionen beim behandelten Patienten führt und damit Sicherheitsbedenken hervorruft. Da die Wirkdauer und die Dauer der Genexpression ebenfalls nur begrenzt sind, sind häufig wiederholte Applikation häufig vonnöten, und aufgrund der immunologischen Wirtsreaktion zeigt sich nur eine begrenzte Wirkung. Die Antikörperproduktion gegen virale Vektoren kann eine weitere Applikation unmöglich machen.
Für weitergehende Informationen zu Gentransfermethoden verweisen wir auf Curiel et al. (2000).
Methoden des Gentransfers
  • Physikalische/chemische Methoden
    • Ballistischer Transfer
    • Direkte Injektion
    • Elektroporation
    • Kalziumphosphat
    • Lipofektion
  • Biologische Methoden
    • Adenovirale Vektoren
    • Adenoassoziierte Virus-Vektoren
    • Herpes-simplex-Virus-Vektoren
    • Aynthetische Carrier
    • Pockenvirus-Vektoren
    • Retro- und lentivirale Vektoren
    • CRISPR/Cas9-Methode (CRISPR: „clustered regularly interspaced short palindromic repeats“)

CRISPR/Cas9 – Genome Editing

CRISPR/Cas9 ist ein Begriff aus der jüngsten Forschungszeit und wurde erstmalig im Jahr 2012 als einzigartige revolutionäre biochemische Technik zum Genome Editing vorgestellt (Jinek et al. 2012). Das Akronym CRISPR steht dabei für „clustered regularly interspaced short palindromic repeats“.
Unter CRISPR wird eine Gruppe spezifischer Segmente prokaryontischer DNA beschrieben, die kurze, sich wiederholende Basensequenzen enthielten und ihrer Verteidigung gegen angreifende Viren dienen. Dabei werden Teile des Virusgenoms in das der Prokaryonten integriert, um das Erbgut von Viren/Bakteriophagen bei nachfolgenden Angriffen frühzeitig zu erkennen und im Sinne einer Immunabwehrreaktion zu zerstören.
In einer palindromischen Wiederholung ist die Nukleotidsequenz in beiden Richtungen gleich. Auf jede Wiederholung folgen kurze Segmente von Spacer-DNA aus früheren Expositionen gegenüber fremder DNA, wie z. B. von einem Virus oder einem Plasmid. Kleine Cluster von Cas-Genen (CRISPR-assoziiertes System) befinden sich neben CRISPR-Sequenzen. Diese Sequenzen spielen eine Schüsselrolle bei diesem prokaryontischen Abwehrsystem und bilden die Grundlage einer Technologie, die Gene innerhalb von Organismen effektiv und spezifisch verändern kann und die als CRISPR/Cas9 bekannt wurde.
3 Arten von CRISPR-Mechanismen wurden identifiziert, von denen Typ II am besten untersucht ist. In diesem Fall wird eingedrungene DNA von Bakteriophagen oder Plasmiden in kleine Fragmente geschnitten und inmitten einer Reihe von kurzen Wiederholungen in der Größe von etwa 20 Basenpaaren in einen CRISPR-Locus eingebaut. Die Loci werden transkribiert und weiter verarbeitet, um kleine RNA-Fragmente zu erzeugen, die zur Steuerung von Effektorendonukleasen verwendet werden und basierend auf komplementären DNA-Sequenzen gezielt auf eindringende DNA gerichtet werden.
Durch Gen-Knock-down-Experimente konnte ein Cas-Protein – genannt Cas9 – identifiziert werden, das eine Schlüsselrolle bei bestimmten CRISPR-Mechanismen (speziell Typ-II-CRISPR-Systeme) spielt. Der Typ-II-CRISPR-Mechanismus ist einzigartig im Vergleich zu anderen CRISPR-Systemen, da nur ein Cas9-Protein für das Gene Silencing benötigt wird.
Nach Komplexbildung von Cas9 mit einer CRISPR-RNA sowie einer trans-aktivierenden CRISPR-RNA und lokaler Erkennung der spezifischen Virus-DNA erfolgt die Inaktivierung der Ziel-DNA durch spezifische Endonukleasen. Dabei werden Doppelstrangbrüche an bestimmen Stellen erzeugt, die durch eine Zielsequenz von 20 Basenpaaren innerhalb eines assoziierten CRISPR-Transkripts definiert sind. Durch die daraufhin eingeleiteten zelleigenen Reparatursysteme wird der durchtrennte DNA-Strang beispielsweise fehlerhaft zusammengesetzt und das jeweilige lokale Gen somit deaktiviert.
Dieses einfache System der Typ-II-CRISPR-Nuklease mit den nur 3 erforderlichen Komponenten Cas9, CRISPR-RNA sowie und der trans-aktivierenden CRISPR-RNA bildet die Basis für eine gezielte und effektive Genomeditierung. Die Arbeitsgruppe um Jinek et al. entwickelte ein vereinfachtes Zweikomponentensystem durch Kombination der CRISPR-RNA und transaktivierenden CRISPR-RNA zu einer synthetischen Single-Guide-RNA. Auf diese Art und Weise kann eine gezielte Regulation, Reparation, Substitution, Addition oder Deletion von Genen im Rahmen des Genome Editing einfach und effektiv durchgeführt werden.
Es bleibt abzuwarten, welche neuen Therapiemethoden durch die CRISPR/Cas9-Technik möglich sein werden und welche bislang nicht behandelbaren Krankheiten in Zukunft behandelt werden können. Sicherlich hat eine neue Ära im Bereich der Molekularbiologie begonnen. Für weitere Informationen zur CRISPR/Cas9 verweisen wir auf Jinek et al. (2012).

Genmarkierungsstrategien

Weltweit wurden viele klinische Studien durchgeführt, bei denen gentherapeutisch manipulierte Zellen verwendet worden sind, ohne dass toxische Nebenwirkungen beobachtet wurden. Bei dem Gentransfer in hämatopoetische Stammzellen werden ausnahmslos retrovirale Vektoren verwendet. In den ersten Genmarkierungsstudien sollte herausgefunden werden, wie sich Stammzellen nach Transplantation verhalten, ob retrovirale Transduktionsverfahren sicher durchgeführt werden können und letztendlich ob die Tumorkontamination von autologen Stammzelltransplantaten von klinischer Relevanz sein könnte.
1989 erfolgte der weltweit erste Fremdgentransfer beim Menschen durch S. Rosenberg (Rosenberg et al. 1990). Dabei wurde das Neomycin-Resistenzgen in tumorinfiltrierende Lymphozyten ex vivo transfiziert und anschließend in Melanompatienten reinfundiert. Seither wurden mehr als 50 solcher Genmarkierungsstudien durchgeführt, um vor allem bei Tumorpatienten nach autologer Stammzelltransplantation Informationen über die Ursache eines späten Rezidivs zu sammeln.
So konnten Brenner et al. (1993) beim Neuroblastom sowie bei der kindlichen akuten Leukämie sowie Deisseroth et al. (1994) bei der chronischen myeloischen Leukämie im Erwachsenenalter zeigen, dass die in den autologen Stammzellpräparaten verbliebenen Tumorzellen nach Reinfusion ursächlich für das Rezidiv zumindest einiger behandelten Patienten waren, da sie die Markergene exprimierten.
Für weitergehende Informationen zu Genmarkierungsstudien verweisen wir auf Barese und Dunbar (2011).

Strategien und Ziele der Gentherapie

Aus der Vielzahl unterschiedlicher Gentherapiestrategien (Tab. 1) – sei es als Monotherapie oder als multimodale Therapie – sowie der Transgene (s. Übersicht „Verwendete Gene im Rahmen onkologischer Gentherapien“) werden im Folgenden einige Beispiele genauer diskutiert. Die Methoden des Gentransfers lassen sich einteilen sowohl in In-/Ex-vivo-Methoden als auch in Strategien des Gentransfers in Tumorzellen sowie in Nichttumorzellen.
Tab. 1
Strategien und Ziele der Gentherapie
Strategie
Ziele
Immunologischer Ansatz
• Erhöhung der Immunogenität der Tumorzellen
• Blockade des Immune-Escape-Mechanismus
• Erhöhung der antitumoralen Aktivität immunologischer Effektorzellen
• Erhöhung der Aktivität antigenpräsentierender Zellen
Schutz von normalem Gewebe
• Schutz von normalem Gewebe vor Nebenwirkungen der Chemotherapie
Suizidgenansatz
• Einfügen eines Sensitivitäts- oder Suizidgens in Tumorzellen
Zellzyklusreparatur
• Blockade der Aktivität von Onkogenen
• Antisense-Strategien
• Einfügen eines Wildtyp-Tumorsuppressorgens in Tumorzellen
Antiangiogeneseansatz
• Beeinflussung der Tumorangiogenese
Behandlung von Kachexie
• Gabe eines Wachstumshormongens
Beeinflussung der Telomerase
• Suppression der Telomeraseaktivität
Verwendete Gene im Rahmen onkologischer Gentherapien

Erhöhung der Tumorzellimmunogenität

Obwohl Tumorzellen sich von den nichtmalignen Zellen des Körpers unterscheiden, werden sie vom nativen Immunsystem kaum mit ausreichender Effizienz erkannt. Dies lässt sich u. a. zurückführen auf ein zu geringes Expressionsniveau der tumorassoziierten Antigene (TAA) sowie auf das Fehlen kostimulatorischer Moleküle. In Tumorvakzinationsstudien wurde versucht, die natürliche Immunantwort gegen die Tumorzellen v. a. durch Erhöhung der Tumorimmunogenität zu steigern (Guo et al. 2013). Dabei wurden bereits Phase-I- sowie Phase-II-Studien initiiert.
Durch einen Transfer von Genen, die für ein Fremdoberflächenantigen kodieren, in die Tumorzellen kann die Tumorzellimmunogenität gesteigert werden, sodass die Immunantwort sowohl gegen fremde als auch gegen spezifische Tumoroberflächenantigene gerichtet wird. Beispielsweise wurde HLA-B7 als Fremdoberflächenantigen verwendet mit einem signifikanten klinischen Ansprechen bei einzelnen Tumorpatienten.
In anderen Studien konnte gezeigt werden, dass der Transfer von Genen, die für bestimmte Zytokine kodieren, wie z. B. CD80, CD86, CD137L und CD154, durch die Kostimulation von T-Lymphozyten zu einem signifikanten klinischen Ansprechen im Tiermodell führte. Auf der Basis dieser Tiermodelle wurden eine Reihe von klinischen Phase-I- und -II-Studien begonnen. Dabei wurden Patienten autologe Tumorzellen entnommen, in vitro propagiert und transfiziert und anschließend reinfundiert.

Blockade des Immune-Escape-Mechanismus

In immunkompetenten Patienten wird das Wachstum von Tumorzellen durch multiple Faktoren reguliert, sowohl abhängig als auch unabhängig von der körpereigenen Immunantwort. Tumorzellen beeinflussen aktiv das Immunsystem und können der Immunüberwachung durch die Produktion immunsuppressiver Zytokine entgehen. Mittels Gentherapie kann via Antisense-Oligonukleotide die Expression dieser immunsuppressiver Zytokine unterbunden werden.
Ein Beispiel stellt der „insulin-like growth factor-1“ (IGF-1) dar, der in großen Mengen von unterschiedlichen Tumoren sezerniert wird. Antisense-IGF-1 induzierte im Tiermodell eine immunologische Abstoßung der Tumorzellen durch reduzierte IGF-Produktion. Ferner führte die In-vitro-IGF-Antisense-Behandlung von Gliomzellen zur Apoptose und konnte in vivo mit guter Verträglichkeit angewandt werden (Andrews et al. 2001).

Erhöhung der antitumoralen Aktivität von immunologischen Effektorzellen

Eine signifikante antitumorale Aktivität von Effektorzellen kann entscheidend zu einer kompletten Tumorremission beitragen. Abgesehen vom bereit angesprochenen Immune-Escape-Mechanismus weisen T-Lymphozyten von Tumorpatienten häufig Fehler wie Zelloberflächendefekte bzw. eine fehlerhafte Signaltransduktion auf. Dies kann trotz Stimulation zu einer ineffektiven Immunantwort führen und somit ein weiteres Tumorwachstum nicht verhindern.
Nicht nur die Tumorzellen selbst, sondern auch T-Lymphozyten als Effektorzellen können Ziel gentherapeutischer Tumortherapiestrategien sein. Beispielsweise kann hierbei die Aktivität der Effektorzellen durch die Expression immunstimulierender Zytokine in vivo erhöht werden, d. h. defekte T-Lymphozyten können auch ohne effektive Signaltransduktion zu einer Reaktion sensibilisiert werden. Ziel der gentherapeutischen Modifikation sind dabei entweder autologe bzw. allogene Tumorzellen oder autologe, allogene bzw. xenogene Fibroblasten, die mit Zytokingenen (z. B. IL-2, IL-4, TNF-alpha, INF-gamma oder GM-CSF) transfiziert und anschließend appliziert werden (Schmidt-Wolf und Schmidt-Wolf 2002). In klinischen Studien mit malignem Melanom und Nierenzellkarzinom konnte mit dieser Therapiestrategie ein klinisches Ansprechen nachgewiesen werden (Schmidt-Wolf und Schmidt-Wolf 1995).
Mit demselben Ziel wurden auch immunologische Effektorzellen wie z. B. tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) oder zytokininduzierte zytotoxische Zellen (CIK) unmittelbar mit Zytokingenen transfiziert. Aufgrund der geringen Gentransfereffizienz bei TIL wurden klinische Studien nicht weiter fortgeführt. Für weitergehende Informationen verweisen wir auf Brenner (2001).
Bei der CAR-T-Zell-Therapie handelt es sich um eine moderne Therapiemethode, die die gentechnisch veränderten Effektorzellen des Immunsystems dazu veranlassen soll, das Immune Editing der Tumorzellen zu überwinden. Somit handelt es sich im engeren Sinne um eine Immuntherapie mit genetisch modifizierten körpereigenen Abwehrzellen. Das Grundprinzip des CAR-T-Zell-Designs – CAR steht dabei für „chimeric antigen receptor“ beinhaltet rekombinante chimäre Rezeptoren, die spezifische Tumoroberflächenantigen-bindende und T-Zell-aktivierende Funktionen miteinander kombinieren. Dazu werden autologe als auch allogene T-Lymphozyten aus dem peripheren Blut der Patienten extrahiert und die so veränderten CAR-T-Zellen reinfundiert, um die Tumorzellen spezifisch anzugreifen. Nach der ersten Publikation über CAR-T-Zellen im Jahre 2010 wurden seitdem über 14 weitere Studien veröffentlicht, die viel versprechende Daten zeigen konnten. Inzwischen wurden 2 Präparate in den USA zugelassen, die den CD19-Rezeptor auf Leukämie- und Lymphomzellen erkennen können, und Daten zum CD22-Rezeptor wurden jüngst veröffentlicht. Für weitere Informationen zu CAR-T-Zellen verweisen wir auf Fry et al. (2018).

Erhöhung der antitumoralen Aktivität antigenpräsentierender Zellen

Antigenpräsentierende Zellen (APC), wie z. B. dendritische Zellen (DC), spielen eine essenzielle Rolle bei der antitumoralen Immunantwort. Durch die Transfektion von Zytokingenen in dendritische Zellen wurde versucht, deren Aktivität zu erhöhen bzw. immunologische Effektorzellen an die dendritischen Zellen heranzuführen. Auch tumorassoziierte Antigene (TAA) können in autologe dendritische Zellen in vitro transfiziert werden, um die zytotoxische Aktivität in vivo zu steigern. Für weitere Informationen verweisen wir auf Weinstock et al. (2017).

Schutz von gesundem Gewebe vor den toxischen Effekten der Chemotherapie

Die toxischen Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind häufig der Grund für eine Dosisreduktion bzw. Therapieabbruch, was letztendlich immer zu einer unzureichenden und ineffektiven Tumorbehandlung führt. Ein Schutz hämatopoetischer Stammzellen vor den myelotoxischen Nebenwirkungen der Chemotherapie könnte eine höhere Zytostatikadosierung ermöglichen und das Therapieoutcome verbessern. Ein Chemotherapieresistenzgen kann mit einem therapeutischen Gen gekoppelt werden, wie z. B. beim Dihydrofolatreduktase-(DHFR-)Gen zur Erhöhung der tolerablen Methotrexatdosis. Das Enzym DHFR katalysiert die Umwandlung von Folat zu Tetrahydrofolat. Ein weiteres Beispiel ist die Transfektion des Multi-drug-resistance-Gens (MDR 1) mit einer Verminderung der durch Paxlitaxel induzierten Myelosuppression. Für weiterführende Informationen zu Gentherapiestrategien verweisen wir auf Brenner (2001) und Schmidt-Wolf und Schmidt-Wolf (2002).

Anti-Gentherapiestrategien

Die Verstärkung der Immunantwort gegen Tumorzellen ist ein typisches Therapieziel bei der Gentherapie. Eine alternative Methode ist die Beeinflussung der für die Tumorgenese verantwortlichen Gene durch Herunterregulation und Hemmung auf unterschiedlichen Ebenen.

Blockade der Aktivität von Onkogenen und Antisense-Strategien

Durch die zunehmenden Erkenntnisse bei der Onkogenese und die Identifizierung der verantwortlichen Gene bieten sich neue Möglichkeiten, diese Gene als Ziel eines gentherapeutischen Ansatzes zu verwenden. Durch eine Inhibierung der Onkogenexpression kann bei vielen Zelllinien eine Normalisierung der Tumorzellproliferation erreicht werden. Durch den Einsatz von Antisense-Oligonukleotiden und Ribozymen kann die Expression von Onkogenen inhibiert werden.
Unter Antisense-mRNA versteht man eine Einzelstrang-RNA, die komplementär an die mRNA des Onkogens binden kann und diese inhibiert. Somit wird die die Translation und Expression des abnormalen Proteins unterbunden.
Eingesetzt wurden Antisense-Therapien bereits bei unterschiedlichsten malignen Entitäten wie z. B. beim Mammakarzinom, Non-Hodgkin-Lymphom, Ovarialkarzinom und Bronchialkarzinom. Der Einsatz brustgewebespezifischer Vektoren mit Genen für c-fos- sowie c-myc-Antisense-Oligonukleotiden ist zur Behandlung des Mammakarzinoms geplant. Patienten mit K-ras- oder p53-Mutation erhielten eine Injektion mit retroviralem Überstand direkt in einem verbliebenen Lungentumor.
Die Wirksamkeit der Antisense-Methode und eine Inhibition auf das Tumorzellwachstum konnten nachgewiesen werden. In einer Phase-I-Studie mit Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen konnte nach täglicher Injektion eines bcl-2-Antisense-Moleküls mehrere Remissionen nachgewiesen werden. Es wurde festgestellt, dass insbesondere eine lokale Antisense-Vektorexpression eine effektive Therapie begünstigt. Die sehr hohen Kosten für die Herstellung der therapeutischen Antisense-Moleküle hinderten bislang den Einzug in die klinische Anwendung. Für weitere Informationen verweisen wir auf Sanders und Hiatt (2005).
Die therapeutische Verwendung von Ribozymen stellt eine weitere Möglichkeit dar, aktivierte Onkogene oder mutierte Tumorsuppressorgene zu deaktivieren. Ribozyme sind kalatytisch aktive RNA-Moleküle und erkennen ihre Zielstruktur durch komplementäre Antisense-Nukleotidsequenzen. Nach Bindung an der RNA kommt es zu sequenzspezifischen Spaltung der RNA-Moleküle durch Aufbrechen der Phosphosäureesterbindung.
Durch die Integrierung von Antisense-Oligonukleotide in die katalytischen Sequenzen von Ribozymen können diese an genau definierbaren Abschnitten der RNA ansetzen. Zudem haben Ribozyme den Vorteil, dass sie unmittelbar nach enzymatischer RNA-Spaltung erneut als Katalysator zur Verfügung stehen. Analog zu den Antisense-Oligonukleotiden können Ribozyme sehr spezifisch konstruiert werden, sodass sie z. B. die mutierte Sequenz eines ras-Onkogens oder eines p53-Tumorsuppressorgens identifizieren und deaktivieren, ohne die Wildtypsequenzen der Gene zu schädigen.
Eine bekannte präklinische Anwendung von Ribozymen stellt die Inaktivierung der bcr-abl-Onkogensequenz bei der chronischen myeloischen Leukämie dar. Ein weiteres Beispiel ist die Anwendung bei zytostatikaresistenten Tumorzellen durch Überexpression des MDR-Gens. Durch die Anwendung MDR1-spezifischer Ribozyme können diese Tumorzellen zytostatikasensibel gemacht werden.
Für weitergehende Informationen zu Ribozymen verweisen wir auf Roth et al. (2014).

Einfügen eines Wildtyp-Tumorsuppressorgens

Unter dem Begriff der Tumorsuppressorgene werden Gene zusammengefasst, deren Proteine eine inhibierende und regulierende Wirkung auf das Zellwachstum besitzen und eine Apoptose induzieren. Beispiele für Genprodukte der Tumorsuppressorgene sind p53, p21 oder p16. Die Mutation/Deletion eines Tumorsuppressorgens resultiert in abnormalem und überschießendem Zellwachstum und erhöht das Risiko einer malignen Entartung. Das Ziel dieser Therapiemethode ist, die Funktion des Wildtypgens wiederherzustellen.
Die Mutation des p53-Tumorsuppressorgens ist assoziiert mit einer Vielzahl von Tumorerkrankungen, wie z. B. dem Kolon-, kleinzelligen Bronchial-, Ovarial- und Urothelkarzinom sowie bei der B-ALL. Im Tiermodell hat sich der Transfer des p53-Gens bereits als sehr wirksam erwiesen. In klinischen Studien wurde p53 u. a. bei Patienten mit Bronchialkarzinom, intravesikal bei Patienten mit Urothelkarzinom und intratumoral bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren angewandt. Nachdem die Veröffentlichung einer klinischen Studie beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom vielversprechende Ergebnisse zeigte, erfolgte die Behandlung weltweit von zwischenzeitlich mehr als 500 Patienten mittels p53-Vektoren.
Aufgrund eines Ansprechens von bis zu 30 % wird in randomisierten Studien geprüft, ob eine Kombination von Chemotherapie in Kombination mit dem rekombinanten humanen Adenovirus-p53 (rhAd-P53) einer alleinigen Chemotherapie bei Kopf-Hals-Tumorpatienten überlegen ist. Während eine Zulassung in Europa und in den USA noch nicht erfolgt ist, wurde in China aufgrund der ermutigenden Resultate in Phase-I- sowie Phase-II-Studien ein replikationsunfähiger adenoviraler p53-exprimierender Vektor als gentherapeutisches Medikament zugelassen (Wilson 2005).
Ein weiterer hochinteressanter neuer Ansatz im Vergleich zu oben genannten Therapiestrategie besteht in der Verwendung replikationskompetenter Adenoviren, die aufgrund eines Verlustes des E1B-Gens – das an das zelluläre Tumorsuppressorprotein p53 bindet und dieses deaktiviert – nicht in gesundem Gewebe, sondern ausschließlich in Tumorzellen, die einen Verlust der p53-Funktion aufweisen, replizieren können.

Einfügen eines Sensitivitäts- oder Suizidgens in Tumorzellen

Unter dem Begriff der Sensitivitätsgene werden Gene zusammengefasst, die relativ harmlose und ungiftige Substanzen in hochtoxische überführen können und letztendlich in den exprimierenden Zellen und häufig auch in den benachbarten Zellen Apoptosen induzieren. Derartige Gene können nach Einschleusung in das Tumorzellgenom innerhalb der Tumorzelle wirken.
Ein sehr gut untersuchtes Suizidgen-System ist das Thymidinkinase/Ganciclovir-System. Hierbei wird das Thymidinkinasegen des Herpes simplex Virus (Typ 1) in Tumorzellen geschleust. Intrazellulär wird das durch dieses Gen kodierte Enzym exprimiert. Die Thymidinkinase katalysiert die Phosphorylierung des Ganciclovir mit einer vielfach höheren Effizienz als die zellulären Thymidinkinasen, sodass Ganciclovir für nicht infizierte Zellen kaum toxisch ist. Nach weiteren Phosphorylierungen durch vorhandene zelluläre Enzyme entsteht Ganciclovirtriphosphat, ein toxisches Molekül, das zur Zerstörung der Tumorzellen führt.
Der Einsatz von Sensitivitätsgenen im Tiermodell führte zu viel versprechenden Resultaten. Culver et al. (1992) konnten komplette Remissionen bei zerebralen Gliomen mit Herpes-simplex-Thymidinkinase-exprimierenden Fibroblasten nachweisen. Der Bystander-Effekt – bei dem benachbarte Tumorzellen ebenfalls zerstört werden – spielt offensichtlich eine große Rolle, da bereits 10–20 % transfizierte Tumorzellen ausreichten, um eine komplette Tumorremission zu erreichen.
Ein weiterer interessanter Ansatz besteht in der Transfektion von Donorlymphozyten mit dem Herpes-simplex-Thymidinkinase-Gen, um eine selektive Elimination von Lymphozyten bei schwerer GVHD nach allogener Stammzelltransplantation zu ermöglichen.
Für weitergehende Informationen zu Anti-Gentherapiestrategien verweisen wir auf Karjoo et al. (2016).

Beeinflussung der Tumorangiogenese

Maligne Zellen benötigen für ihr Wachstum die Tumorangiogenese, um sich im Verlauf mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen zu können. Ohne Versorgung über das Blutgefäßsystem wachsen solide Tumore nur wenige Millimeter. Daher erscheint die Inhibition der Neovaskularisation eine geeignete Strategie, um das Tumorwachstum zu hemmen.
Angiostatin als proteolytisches Spaltprodukt des Plasminogens besitzt eine inhibierende Wirkung auf die Angiogenese und hemmt damit das Tumorwachstum und die Bildung und das Wachstum von Metastasen. In Tierversuchen konnte eine ausgeprägte Antitumoraktivität von Angiostatin nachgewiesen werden, daher erscheint eine Gentherapie mittels Angiostatin sehr aussichtsreich.

Ethische Überlegungen

Die Ziele der somatischen Gentherapie beinhalten im besten Falle die Heilung von Erberkrankungen, aber auch die klinische Verbesserung der Lebensqualität und decken sich somit vollständig mit den grundsätzlichen Ideen und Zielen der allgemeinen ärztlichen Ethik. Die Korrektur eines Genfehlers durch die Integration genetisch intakten Erbmaterials in Körperzellen eines Patienten lässt sich mit einer Organtransplantation vergleichen, die heutzutage zu den etablierten Behandlungsmethoden gezählt wird.
In allen Bereichen der Medizin werden die ethischen und vor allem sozialen Konsequenzen einer somatischen Gentherapie ausführlich diskutiert. Allgemeiner Konsens besteht darin, dass die somatische Gentherapie als Option zur Behandlung einer schweren Erkrankung angesehen werden kann und dass entsprechend allgemeiner Behandlungsmethoden Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität zu fordern sind. In Studien konnte an Primaten nachgewiesen werden, dass derartige Therapieansätze nach Abwägung eines potenziellen Gefährdungsrisikos unbedenklich sind.
In Bezug auf Tumorerkrankungen stellt die Verwendung genmodifizierter Tumorzellen vermutlich kein hohes Risiko für den Patienten dar. Dennoch sind die meisten Gentherapieprotokolle aus Sicherheitsgründen für Patienten mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen ausgelegt, da aufgrund fehlender Langzeitdaten Patienten in frühen Krankheitsstadien eher konventionellen evidenzbasierten Therapiemethoden zugeführt werden. Dennoch erscheinen gentherapeutische Ansätze bei Tumorpatienten mit niedriger Tumorlast wesentlich sinnvoller als bei Patienten mit hoher Tumorlast.
Weitere Probleme der Gentherapie wie Toxizität und Gefährdung der Umwelt machen eine größtmögliche Sorgfalt bei der Durchführung derartiger gentherapeutischer Studien erforderlich. Ein zentrales Register über klinische Gentherapiestudien ist daher von großem Nutzen sowohl für die Patienten als auch für die behandelnden Ärzte und könnte einen Missbrauch beim Engineering menschlicher Gene vorbeugen. Seit 1989 sind bereits fast 2600 klinische Gentherapieprüfungen durchgeführt worden; der Großteil dieser Studien bezog und bezieht sich auf die Prüfung der Verträglichkeit sowie der Dosisfindung.
Informationen zu diesen klinischen Studien finden sich auf der Website Gene Therapy Clinical Trials Wordwide der Zeitschrift The Journal of Gene Medicine (https://a873679.fmphost.com/fmi/webd/GTCT).
Seit 2008 bildet eine gesonderte Verordnung des europäischen Parlaments und des Rates über Arzneimittel für neuartige Therapien die feste Basis für ein zentrales Zulassungsverfahren, in dem Medikamente aus dem Bereich Gentherapie, Zelltherapie und Tissue Engineering untersucht werden.

Perspektiven

Als Mitte der 1990er-Jahre ein durch die NIH einberufenes Expertengremium zu dem Schluss kam, dass Gentherapie im Allgemeinen durchführbar und sicher sei, der Nachweis einer signifikanten klinischen Wirksamkeit jedoch ausblieb, schien die initiale euphorische Grundstimmung abzuklingen. Dies führte dazu, dass auch die Hauptförderer der somatischen Gentherapie skeptisch wurden, was Ende der 1990er-Jahre zu einer sinkenden Zahl wissenschaftlicher Publikationen führte. Als wichtigste Konsequenz wurde die Entwicklung effektiverer viraler sowie nichtviraler Vektoren gefordert.
Die Hauptprobleme waren insbesondere ineffektive Vektorsysteme mit ungenauer Tumorspezifität, die unzureichende Transkription in vivo, die potenzielle und unbekannte Therapietoxizität sowie ein noch unvollständiges molekularpathologisches Verständnis der Tumorgenese. Insbesondere einzelne Todesfolgen sowie die Entwicklung sekundärer Tumorerkrankungen unter den gentherapierten Patienten führten im Verlauf immer wieder zu Rückschlägen.
In der Zwischenzeit wurde viel Energie und Arbeit in das Gebiet der Gentherapie gesteckt. Bis zum heutigen Tage können weltweit beinahe 2600 Gentherapiestudien gezählt werden, die abgeschlossen wurden, die aktuell durchgeführt werden bzw. deren Durchführung bereits genehmigt worden sind. Gerade in den letzten Jahren konnten zahlreiche therapeutische Durchbrüche bei der Behandlung einer Reihe verschiedener Erkrankungen verzeichnet werden, die zur Zulassung gentherapeutischer Präparate geführt haben. Einige Anwendungsbeispiele sind die Hämophilie, das Hunter-Syndrom, die Epidermolysis bullosa, der schwere kombinierte Immundefekt (SCID), die Leber‘sche kongenitale Amaurose (LCA) sowie onkologische Erkrankungen wie die akute lymphatische Leukämie oder das großzellige B-Zell-Lymphom.
Wissenschaftliche Projekte wie das Human Genome Project, das 2003 abgeschlossen wurde, trugen wesentlich zum Verständnis der an der Tumorgenese beteiligten Mechanismen und damit zur Entwicklung effizienter gentherapeutischer Präparate bei. Auch Projekte wie der im Jahre 2016 ins Leben gerufene Human Cell Atlas (HCA) 2018, der eine dreidimensionale Gen- und Zellkarte des Menschen darstellen soll, werden weiterhin bei der gentherapeutischen Forschung von großem Nutzen sein. Werkzeuge wie das CRIPS/Cas9-System werden die Manipulation des menschlichen Genoms weiterhin vereinfachen, sodass die Gentherapie das Potenzial hat, die Medizin der Zukunft zu werden, sei es im Idealfall als Monotherapie oder in Kombination mit den bewährten konventionellen Therapiemethoden wie der Chirurgie, der Radiotherapie oder der Immun-/Chemotherapie. Durch die moderne Gentherapie wird man Patienten mit bislang nicht behandelbaren Krankheiten in Zukunft neue Therapieoptionen anbieten können.
Literatur
Andrews DW, Resnicoff M, Flanders AE et al (2001) Results of a pilot study involving the use of an antisense oligodeoxynucleotide directed against the insulin-like growth factor type I receptor in malignant astrocytomas. J Clin Oncol 19:2189–2200CrossRef
Barese CN, Dunbar CE (2011) Contributions of gene marking to cell and gene therapies. Hum Gene Ther 22:659–668CrossRef
Brenner MK (2001) Gene transfer and the treatment of haematological malignancy. J Intern Med 249:345–358CrossRef
Brenner MK, Rill DR, Moen RC et al (1993) Gene-marking to trace origin of relapse after autologous bone-marrow transplantation. Lancet 341:85–86CrossRef
Culver KW, Ram Z, Wallbridge S et al (1992) In vivo gene transfer with retroviral vector-producer cells for treatment of experimental brain tumors. Science 256:1550–1552CrossRef
Curiel DT, Gerritsen WR, Krul MR (2000) Progress in cancer gene therapy. Cancer Gene Ther 7:1197–1199CrossRef
Deisseroth AB, Zu Z, Claxton D (1994) Genetic marking shows that Ph(+) cells present in autologous transplants of chronic myelogenous leukemia (CML) contribute to relapse after autologous bone marrow in CML. Blood 10:3068–3076CrossRef
Fry TJ, Shah NN, Orentas RJ, Stetler-Stevenson M, Yuan CM, Ramakrishna S, Wolters P et al (2018) CD22-targeted CAR T cells induce remission in B-ALL that is naive or resistant to CD19-targeted CAR immunotherapy. Nat Med 24:20–28CrossRef
Guo C, Manjili MH, Subjeck JR, Sarkar D, Fisher PB, Wang XY (2013) Therapeutic cancer vaccines: past, present, and future. Adv Cancer Res 119:421–475CrossRef
Jinek M, Chylinski K, Fonfara I, Hauer M, Doudna JA, Charpentier E (2012) A programmable dual-RNA – guided DNA endonuclease in adaptive bacterial immunity. Science 337:816–821CrossRef
Karjoo Z, Chen X, Hatefi A (2016) Progress and problems with the use of suicide genes for targeted cancer therapy. Adv Drug Deliv Rev 99:113–128CrossRef
Rosenberg SA, Aebersold P, Cornetta K et al (1990) Gene transfer into humans – immunotherapy of patients with advanced melanoma, using tumor-infiltrating lymphocytes modified by retroviral gene transduction. N Engl J Med 323:570–578CrossRef
Roth A, Weinberg Z, Chen AG, Kim PB, Ames TD, Breaker RR (2014) A widespread self-cleaving ribozyme class is revealed by bioinformatics. Nat Chem Biol 10:56–60CrossRef
Sanders RA, Hiatt W (2005) Tomato transgene structure and silencing. Nat Biotechnol 23:287–289CrossRef
Schmidt-Wolf GD, Schmidt-Wolf IGH (1995) Cytokine gene therapy. Immunol Today 16:173–175CrossRef
Schmidt-Wolf GD, Schmidt-Wolf IGH (2002) Immunomodulatory gene therapy for haematological malignancies. Br J Haematol 117:23–32CrossRef
The Human Cell Atlas (2018). https://​www.​humancellatlas.​org. Zugegriffen am 27.04.2022
The Journal of Gene Medicine Clinical Trials Worldwide (2018). https://​a873679.​fmphost.​com/​fmi/​webd/​GTCT. Zugegriffen am 27.04.2022
Weinstock M, Rosenblatt J, Avigan D (2017) Dendritic cell therapies for hematologic malignancies. Mol Ther Methods Clin Dev 5:66–75CrossRef
Wilson JM (2005) Gendicine: the first commercial gene therapy product. Hum Gene Ther 16:1014–1015CrossRef