Tab.
1 gibt eine Übersicht zur Indikation und zum Timing einer operativen Therapie bei IE gemäß aktueller ESC-Leitlinien. Eine operative Therapie ist bei Vitien mit konsekutiver
Herzinsuffizienz, paravalvulärem
Abszess oder Fistelung sowie unzureichendem Ansprechen oder bei großen Vegetationen zur Vermeidung einer Embolisierung erforderlich (Cahill und Prendergast
2016). Endokarditiden durch besonders pathogene bzw. schwer behandelbare Erreger wie
S. aureus, S. lugdunensis, P. aeruginosa und
Candida spp. müssen i. d. R. für ein kuratives Behandlungsziel operiert werden, insbesondere bei Klappenprothesen (Chirouze et al.
2004). Etwa 40–50 % der Patienten müssen früher oder später operiert werden (Prendergast und Tornos
2010), der optimale Zeitpunkt der OP ist nicht klar definiert. Bei Patienten mit IE und persistierendem kardiogenem Schock oder Lungenödem sollte eine unmittelbare Operation angestrebt werden (Prendergast und Tornos
2010). Bei klinischer Stabilisierung nach Beginn einer konservativen Therapie muss bei bestehender OP-Indikation nicht unmittelbar operiert werden (Zeitraum für eine operative Therapie abhängig von Befund einige Tage bis wenige Wochen). Bei Nativklappen scheint die frühe Operation binnen 14d vorteilhaft zu sein (Liang et al.
2016). Angemerkt sei hier aber auch, dass trotz klar definierter (theoretischer) OP-Indikationen, die Einschätzung des (peri-)operativen Risikos in Abhängigkeit vom Befund, dem klinischen Zustand des Patienten und seiner Komorbiditäten ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Entscheidung für bzw. gegen eine operative Therapie sein kann und auch den Zeitpunkt beeinflusst (Habib et al.
2015). Die Herzchirurgie sollte daher von Beginn an am Therapiekonzept beteiligt werden.
Tab. 1
Indikationen und Timing einer operativen Versorgung bei infektiöser Linksherz-Endokarditis gemäß aktueller ESC-Leitlinie. (Modifiziert nach (Habib et al.
2015)).
Herzinsuffizienz |
Hämodynamisch relevante Klappeninsuffizienz mit Lungenödem oder kardiogenem Schock | Notfällig | I/B |
Relevante Klappeninsuffizienz mit klinisch/echokardiografischen Zeichen der Herzinsuffizienz | Zeitnah | I/B |
Unkontrollierte Infektion |
Lokal unkontrollierte Infektion (Abszess, Fistel, kein Ansprechen auf Therapie) | Zeitnah | I/B |
| Zeitnah/Elektiv | I/C |
Persistierender Erregernachweis in Blutkulturen trotz adäquater antiinfektiver Therapie | Zeitnah | IIa/B |
Künstliche Herzklappen IE mit Nachweis von Staphylococcus spp. oder nicht-HACEK gram-negativer Erreger | Zeitnah/Elektiv | IIa/C |
Prävention von Embolien |
IE der Aorten- oder Mitralklappe mit persistierenden Vegetationen > 10 mm nach einer oder mehrerer Embolien trotz adäquater antiinfektiver Therapie | Zeitnah | I/B |
IE der Aorten- oder Mitralklappe bei nativer Klappe mit Vegetationen > 10 mm, assoziiert mit ausgeprägter Klappeninsuffizienz und niedrigem OP-Risiko | Zeitnah | IIa/B |
IE der Aorten- oder Mitralklappe mit großen Vegetationen (> 30 mm) | Zeitnah | IIa/B |
IE der Aorten- oder Mitralklappe mit großen Vegetationen (> 15 mm) und fehlender anderer Indikation für eine OP | Zeitnah | IIb/C |