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fms-like tyrosine kinase 1, lösliche

Verfasst von: H. Fiedler
fms-like tyrosine kinase 1, lösliche
Synonym(e)
Löslicher vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor-Rezeptor-1; sVEGFR-1; sFlt-1
Englischer Begriff
soluble fms-like tyrosine kinase 1; soluble vascular endothelial growth factor receptor-1
Definition
„Soluble fms-like tyrosine kinase“ (sFlt-1) ist ein anti-angiogener Faktor, der an Rezeptor-bindende Domänen von plazentarem Wachstumsfaktor (PlGF; s. Plazentarer Wachstumsfaktor) und vaskulärem endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF; s. Vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor) bindet. SFlt-1 wird vom extrazellulären Teil des VEGFR-1 (Flk-1) abgespalten, gelangt in extrazelluläre Flüssigkeiten und blockiert die pro-angiogenen Faktoren.
Beschreibung
sFlt-1 wird hauptsächlich in Endothelzellen Trophoblasten und Makrophagen gebildet. Bei Schwangeren steigen die sFlt-1-Konzentrationen (15. SSW ca. 1500 ng/L) etwa 2–3 Monate vor der Entbindung an (30. SSW ca. 3000 ng/L). Der Anstieg erfolgt eher und stärker mindestens 5 Wochen vor den Symptomen einer Präeklampsie und ist am stärksten bei Frauen mit Präeklampsie vor dem Termin bzw. bei Kombination mit einem „small-for-date baby“ oder Diabetes mellitus (Werte um 10 μg/L). Die Konzentrationen von freiem PlGF und VEGF werden durch die Bindung an das erhöhte sFlt-1 erniedrigt. Parallel zu sFlt-1 verhält sich das in der Plazenta gebildete Endoglin, ein Korezeptor von TGF-β (s. a. Plazentarer Wachstumsfaktor).
Die Präeklampsie (PE, früher auch Gestose genannt) hat eine Prävalenz von 2–5 % und eine 5-fach erhöhte perinatale Mortalität (ca. 16.000 Tote weltweit). Bisher beruhte die Diagnose auf Blutdruckanstieg, Proteinurie (>300 mg/Tag), Ödemen und Durchblutungsstörungen der uterinen Arterien. Die Laborwerte waren wenig sensitiv und unspezifisch: Harnsäure >5 mg/dL, Kreatinin >0,9 mg/dL, erhöhte Transaminasen und erniedrigte Thrombozytenzahlen. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat 2014 in den Leitlinien den Quotienten sFlt-1/PlGF (automatisierte Elecsys-Teste) für die PE-Diagnostik empfohlen. Der Quotient sollte nicht als generelles Screening, sondern bei Patientinnen mit hohem Risiko eingesetzt werden (Anamnese, vorbestehende Hypertonie, Erstlings- und Mehrlingsschwangerschaft, Nierenerkrankung, Diabetes, Antiphospholipidsyndrom). Ein sFlt-1/PlGF-Quotient <38 schließt mit hoher Wahrscheinlichkeit in nächster Zeit eine PE aus. Vor der 34. SSW („early-onset PE“) verweist ein Quotient von >85 und nach der 34. SSW („late-onset PE“) von >110 auf eine PE und/oder eine andere Form von Plazentadysfunktion. In der Grauzone (38–85) sollte nach 1–2 Wochen der Test wiederholt werden. Extrem hohe Quotienten weisen auf eine kurzfristig notwendige stationäre Aufnahme und Entbindung. Die gleichzeitige Wirkung stark erhöhter Konzentrationen von sFlt-1 und sEndoglin können das schwere HELLP(„haemolysis, elevated liver enzyme levels, low platelet“)-Syndrom auslösen. Neue Untersuchungen haben bei PE erhöhte Konzentrationen von anti-angiogenen miR-195-5p und miR-885-5p gefunden. Eine Arbeitsgruppe unter C.S. Buhimschi vermutet, dass bei Präeklampsie vermehrt falsch gefaltete Proteine sich in der Niere anreichern und prüfen einen in Entwicklungsländern anwendbaren „Congo Red Dot urine (retention)“-Test.
Literatur
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