Erschienen in:
09.01.2018 | Katarakt | Originalien
Evaluation der Versorgungssituation von Sehbehinderten
Signifikante Unterschiede zwischen Jung und Alt
verfasst von:
Dr. M. Oeverhaus, H. Hirche, J. Esser, A. Eckstein, B. Schaperdoth-Gerlings
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung
Bei irreversiblen visuslimitierenden Erkrankungen sollten Patienten einer individuellen visuellen Rehabilitation zugeführt werden, um Lesefähigkeit und Mobilität wiederherzustellen. Zur Analyse der altersspezifischen Hilfsmittelverordnungen unternahmen wir eine retrospektive Auswertung unserer Sehbehindertenambulanz.
Methoden
Untersuchungsdaten aller Patienten der Sehbehindertenambulanz der Jahre 2014 bis 2016 wurden ausgewertet. Dabei wurden Diagnose, Visus, Vergrößerungsbedarf, Alter sowie verordnete und benutzte Hilfsmittel analysiert.
Ergebnisse
1548 Patienten (Alter: 0–97) wurden erfasst. 72 % der Patienten waren minderjährig (<18 Jahre). Die häufigsten Diagnosen waren Retinoblastom (11 %), kongenitale Katarakt (10 %) und AMD (6 %). Der durchschnittliche Vergrößerungsbedarf der 568 Patienten, die mit Hilfsmitteln versorgt wurden, betrug 9,9 ± 7‑fach. Am häufigsten wurden Bildschirmlesegeräte (22 %), Kantenfiltergläser (15 %) und elektronische Lupen (13 %) verordnet. Kinder und Jugendliche (<18 Jahre) nutzten im Unterschied zu älteren Sehbehinderten (>60 Jahre) signifikant häufiger Tablets und Smartphones („smart devices“) als vergrößernde Sehhilfe (8 % vs. 0,6 %, p <0,01). Diese älteren Patienten wurden dagegen häufiger mit elektronischen Lupen versorgt (30 % vs. 3 %, p <0,01).
Diskussion
Es zeigten sich signifikante Unterschiede der Hilfsmittelversorgung abhängig vom Alter der Patienten. Minderjährige waren signifikant häufiger mit „smart devices“ versorgt und benötigten seltener elektronische Lupen als mobiles Hilfsmittel. Dies könnte durch die deutlich geringere Stigmatisierung der „smart devices“ und die höhere Affinität der Altersgruppe zu technischen Geräten erklärt werden. Aufgrund der positiven Erfahrungen sollten auch Ältere an „smart devices“ als Hilfsmittel herangeführt werden.