Erschienen in:
01.05.2004 | Schmerztherapie
Opioid-induzierte Hyperalgesie
Pathophysiologie und Klinik
verfasst von:
Priv.-Doz. Dr. med. W. Koppert
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 5/2004
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Zusammenfassung
Opioide sind Mittel der ersten Wahl in der Therapie mittelschwerer bis starker akuter und chronischer Schmerzzustände. Allerdings können Opioide auch zu einer Schmerzverstärkung führen, die auf einer Aktivierung pronozizeptiver Systeme beruht. Es konnte gezeigt werden, dass neben einer akute Rezeptordesensibilisierung und einer Hochregulation der Adenylylzyklaseaktivität insbesondere die Aktivierung des N-Methyl-D-Aspartat- (NMDA-)Rezeptor-Systems und die deszendierende Fazilitierung den antinozizeptiven Eigenschaften des Opioids entgegengerichtet sind. So können schon nach kurzzeitiger Anwendung Sensibilisierungsprozesse induziert werden, die einen Teil der analgetischen Wirkung des Opioids maskieren und noch viele Tage nach dem Absetzen nachweisbar sein können. Klinische Relevanz erhalten diese Befunde aus Studien, in denen nach der intraoperativen Anwendung hoher Dosen von μ-Agonisten vermehrte Schmerzen und ein erhöhter postoperativer Schmerzmittelverbrauch beobachtet wurde. Weiterhin werden nach länger dauernder Anwendung von μ-Agonisten oftmals neben einem ansteigenden Bedarf an Schmerzmitteln paradoxe Schmerzzustände beobachtet. Durch eine Kombination der Opioide mit Substanzen anderer Klassen, wie NMDA-Rezeptor-Antagonisten, α2-Agonisten oder nichtsteroidalen antiinflammatorischen Analgetika (NSAIDs), durch Opioidrotationen oder Kombinationen von Opioiden mit unterschiedlicher Rezeptorselektivität können diese Sensibilisierungsprozesse unterdrückt und die Schmerztherapie optimiert werden.