Erschienen in:
01.08.2010 | Leitthema
Anaplastische Gliome
Neuropathologie, molekulare Diagnostik und aktuelle Studienkonzepte
verfasst von:
Prof. Dr. W. Wick, M. Weller
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 8/2010
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Zusammenfassung
Anaplastische Gliome umfassen nach der aktuell gültigen WHO-Klassifikation reine Astrozytome, reine Oligodendrogliome und „gemischte“ Oligoastrozytome. Die molekularen Subgruppenanalysen der NOA-04-Studie haben drei molekulare Marker identifiziert, die unabhängig von der Art der Therapie – Strahlentherapie oder Chemotherapie mit Alkylanzien – die Vorhersage eines längeren progressionsfreien und Gesamtüberlebens erlauben: die 1p/19q-Kodeletion, die O6-Methylguanylmethyltransferase (MGMT)-Promotor-Methylierung und Mutationen im Isozitratdehydrogenase-1 (IDH1)-Gen. Der klinisch-prognostische Stellenwert dieser molekularen Marker steht dem der histologischen Subklassifizierung der anaplastischen Gliome nicht nach, sodass solche Markerprofile in zukünftige Klassifikationen Eingang finden sollten.
Die etablierten Behandlungsmethoden für die Primärtherapie anaplastischer Gliome sind Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie mit Alkylanzien. Die aktuellen multinationalen Studienkonzepte wie CATNON versuchen, den kombinierten oder sequenziellen Einsatz von Strahlentherapie und Chemotherapie zu optimieren und der Studieneinschluss basiert nicht mehr auf der differenziellen Histologie der anaplastischen Gliome, sondern auf dem 1p/19q-Status. Parallel und ergänzend werden die beim Glioblastom zunehmend eingesetzten Hemmstoffe der Angiogenese zukünftig vermehrt auch zumindest im Rezidiv anaplastischer Gliome eingesetzt werden.