Erschienen in:
09.08.2022 | Zielgerichtete Therapie | Leitthema
Klassifikation der Lupusnephritis
Klinisch therapeutische Konsequenzen
verfasst von:
Prof. Dr. Kerstin Amann, Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Die Nierenbeteiligung bei systemischem Lupus erythematodes (SLE), die sog. Lupusnephritis (LN), ist mit einer Inzidenz von etwa 40–60 % sehr häufig, stellt oft auch die erste Organmanifestation des SLE dar bzw. tritt häufig in den ersten 5 bis 10 Jahren nach Diagnosestellung eines SLE auf. Die LN kann sich in nahezu allen Glomerulonephritisformen und mit unterschiedlichen tubulointerstitiellen und vaskulären Komplikationen manifestieren und wird daher auch als das Chamäleon der Nierenpathologie bezeichnet. 2021 wurde anhand der Erfahrungen der letzten 15 Jahren eine erneute Überarbeitung und Modifikation der LN-Klassifikation vorgenommen, die einige für die Praxis relevante Änderungen ergab. Hierzu zählen v. a. präzisere und insgesamt verbesserte Definitionen und Klassifikationen der glomerulären Läsionen sowie die Einführung eines neuen NIH(National Institutes of Health)-Aktivitäts- und Chronizitätsindex, der für alle Klassen anzuwenden ist. Die histologische Sicherung der LN und damit der vorliegenden LN-Klasse ist relevanter Bestandteil der adäquaten Therapieplanung bei Patienten mit SLE und LN. Hier sind insbesondere die frühe Diagnosestellung und das rasche Ansprechen auf die eingesetzten Therapien von prognostischer Bedeutung für den Erhalt der Nierenfunktion. Im Mittelpunkt der Therapie stehen somit das Erreichen einer vollständigen Remission sowie das Vermeiden aktiver Krankheitsphasen. Neuere Erkenntnisse über die Pathomechanismen des SLE und der LN haben zur Entwicklung von „targeted therapies“ geführt, die zunehmend das Therapiespektrum für Patienten mit SLE und LN erweitern werden. Zu welchem Zeitpunkt Therapieumstellungen notwendig oder sinnvoll erscheinen, ist bei der LN weiter anhand klinischer und laborchemischer Parameter nicht optimal abzuschätzen. Hier werden voraussichtlich Studien zur Evaluation von Zeitpunkt und Häufigkeit von Wiederholungsbiopsien zukünftig Einblicke ermöglichen.