Erschienen in:
20.09.2023 | Makuladegeneration | Leitthema
Vitreoretinale Chirurgie bei altersabhängiger Makuladegeneration
verfasst von:
Prof. Dr. Christos Haritoglou, Stefaniya Boneva, Maximilian Schultheiss, J. Sebag, Susanne Binder
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 10/2023
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Zusammenfassung
Die Glaskörperstruktur, die Interaktion des Glaskörpers mit der Netzhautoberfläche und traktive Veränderungen des vitreoretinalen Interface spielen bei der altersabhängigen Makuladegeneration und ihrer Entwicklung eine kritische Rolle. Aus der Literatur kann man schlussfolgern, dass ein abgehobener bzw. entfernter Glaskörper ein potenzieller Schutzfaktor vor einer feuchten altersabhängigen Makuladegeneration sein kann. Umgekehrt konnte gezeigt werden, dass vitreomakuläre Adhärenzen die Bildung einer neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration fördern und Einfluss auf die Effektivität und Frequenz einer intravitrealen Pharmakotherapie mit VEGF-Hemmern nehmen. Vor diesem Hintergrund kann die Pars-plana-Vitrektomie ggf. mit Chirurgie im Bereich des vitreoretinalen Interface als Therapieergänzung in ausgesuchten Einzelfällen betrachtet werden. Die Präparation epimakulärer Membranen und der inneren Grenzmembran kann einen Beitrag zur Stabilisierung der Sehschärfe leisten und ggf. die Injektionsfrequenz von VEGF-Hemmern in den Glaskörperraum reduzieren. Chirurgische Eingriffe bei altersabhängiger Makuladegeneration kommen heute besonders bei der Behandlung der submakulären Blutung mit fovealer Beteiligung zum Einsatz. Das Vorgehen ist nicht standardisiert und zielt darauf ab, die Blutung durch intravitreal oder subretinal eingegebenes rTPA zu verflüssigen und pneumatisch durch intravitreal appliziertes Gas zu verdrängen, ggf. kombiniert mit einem VEGF-Hemmer. Wichtig ist eine Fortführung der Behandlung durch eine Anti-VEGF-Therapie. Andere submakuläre chirurgische Verfahren wie die subfoveale CNV-Extraktion oder die Verschiebung der Fovea über intaktes RPE durch eine Translokation der Makula sind im Zeitalter der intravitrealen VEGF-Inhibition in den Hintergrund getreten. Submakuläre bzw. subretinale Chirurgie spielte ferner eine wichtige Rolle bei der Transplantation von RPE im Makulabereich, die heute besonderen Ausnahmesituationen vorbehalten bleibt. Letztlich aber waren diese submakulären chirurgischen Therapiekonzepte Wegbereiter für neue Ansätze in der Behandlung der trockenen und neovaskulären AMD wie die submakuläre oder intravitreale Gen- oder Stammzelltherapie.